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Das Mädchen-Buch

Das Mädchen-Buch

Titel: Das Mädchen-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Raffauf
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Väter finden es oft befremdend. »Warum rasie | 200 | ren sich junge Mädchen die Schamhaare?« ist die Frage besonders jener Eltern, die noch zur Zeit der Hippie-Bewegung aufgewachsen sind, in der gerade das »Natürliche« Kult war. Nichts verändern, die Haare wachsen lassen, wie die Natur es vorgesehen hat. Das ist ihre Tradition. Mütter und Väter haben noch andere Vorbehalte: Die jugendlichen Mädchen und Jungen sehen im Intimbereich aus wie Kinder. Bei manchen Eltern weckt das Assoziationen an Sexualität mit Kindern. Ein alarmierender Gedanke. Forscher der Universität Leipzig bieten zwei Erklärungen für die Schamhaarrasur an: Dem Wunsch, im Intimbereich »vorpubertär« auszusehen, könne eine Angst vor Sexualität zugrunde liegen. Durch die glatten Schamlippen werde sexuelle Unreife und damit Ungefährlichkeit signalisiert. Es entstehe der Eindruck eines verletzlichen, bedrohten Kindes, und dieser Eindruck bestärke bei Männern das Überlegenheitsgefühl. Wenn die These stimmt, hätte es mit Angst vor Sexualität und gleichzeitig mit Unterwerfung zu tun. Die gegenteilige These begreift die Haarentfernung im Intimbereich als Zeichen »gesteigerter weiblicher Emanzipation«. Es gehe darum, visuelle Anreize zu schaffen und die Genitalien der Frau sichtbarer und damit bewusster zu machen. Die Forscher/-innen betonen, dass man den Einzelfall genau betrachten müsse, um ein Urteil zu fällen. 91
    Schamhaare bedecken die weibliche Scham. Umso erstaunlicher scheint die Beobachtung eines portugiesischen Geschichtsschreibers vor über 500 Jahren:
    Der portugiesische Geschichtsschreiber Pero Vaz de Caminha erkundete im Jahr 1500 Brasilien. Er notierte, dass die Einheimischen im Intimbereich haarlos seien, und schlussfolgerte, dass sie sich ihrer Nacktheit nicht schämen würden. 92
    Es geht um die Scham. Muss man sich nicht mehr schämen, wenn die Scham offen gezeigt wird – ist das ein Zeichen von | 201 | Selbstbewusstsein? Vielleicht. Wenn Mädchen erzählen, warum sie ihre Schamhaare entfernen, stellt sich die Frage: Muss man sich seiner Scham schämen, wenn sie nicht so aussieht wie die der anderen? Vielleicht hat das Modediktat auf die Bikinizone übergegriffen. Scham taucht auf, wenn Haare sichtbar werden, wo andere keine haben. Wild und ungepflegt zu wirken ist nicht so einfach, wenn es doch vor allem darum geht, normal zu sein, dazuzugehören, so zu sein wie die Models in der Werbung.
    Mit oder ohne Schamhaare
    In manchen Teilen Südamerikas werden die weiblichen Schamlippen als vertikales Lächeln der Frauen bezeichnet. Es soll sichtbar sein und nicht von der Schambehaarung versteckt werden. Schamhaare dagegen werden als animalisch angesehen.
    »Die Intimrasur wird zu einem gefühlten Muss«, bringt es Bettina Niederleitner von der pro familia auf den Punkt. »Nur was glatt, perfekt und beherrschbar ist, ist akzeptabel.« 93
    Oder ist das modische Augenmerk auf die Scham lediglich eine Ausweitung des Bedürfnisses, sich selber zu modellieren und seine Persönlichkeit darzustellen? Schamhaarfrisuren von »Iro« (Irokesenschnitt), dem vertikalen Strich in der Mitte (Brazilian Cut), bis zum Dreieck, einer Raute, einem Pfeil, einem Blitz oder einem Herzen kann man gestalten und das stehen gelassene Haar mit Henna färben. »Blank ziehen« (Hollywood-Cut), ist die Variante, in der alle Haare entfernt werden.
    Der Sozialwissenschaftler Elmar Brähler erklärt die Ausdehnung der Mode auf den Schambereich durch die »neue« Sichtbarkeit der äußeren weiblichen Genitalien. Die Intimzone ist sichtbar und so ist man aufgefordert, sie zu gestalten. | 202 |
    Blume der Nacht
    In Japan machen junge Frauen das Gegenteil. Schulmädchen und junge Bräute kaufen sich Schamhaarperücken, weil sie sich schämen, dass sie nur einen schwachen Haarwuchs am Schambein haben. Die Perücken sind aus echtem Menschenhaar hergestellt und werden an der Scheide getragen. Japanische Experten sehen die Schamhaarperücke als Hilfe für den Übergang in die Erwachsenenwelt. Auch bei uns gibt es mittlerweile Schamhaarfriseure und Schamhaarperücken.
    Eselsfett und Fledermausblut
    Eselsfett und Fledermausblut benutzten vor 4000 bis 3000 Jahren vor Christus die Menschen in den frühen Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten zur Schamhaarentfernung. Sie verwendeten auch geschliffene Steine und Muscheln.
    Für Muslime sind es religiöse Gründe, die sie dazu bewegen, sich regelmäßig die Schamhaare zu entfernen. »Wenn du betest, das zählt

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