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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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erschüttert die Augen auf. »Meine …« Da wurde ihm bewusst, dass der Mann vor ihm ein Messer in der Hand hielt, und er öffnete den Mund, um nach Hilfe zu rufen.
    Mit einer schnellen Bewegung von links nach rechts schnitt Shimon ihm die Kehle durch.
    Der Schrei des Wucherers wurde vom Blut erstickt. Die Augen weit aufgerissen, legte sich Carnacina die Hände vor den aufgeschlitzten Hals.
    Da ließ Shimon die Rosen auf den Boden fallen, lachte zischend und schlug sich dazu auf die Schenkel, während Carnacina sterbend vom Stuhl rutschte.
    Anschließend durchsuchte Shimon die Unterlagen auf dem Schreibtisch. Der Vertrag mit Ester war für den nächsten Tag ganz oben auf dem Stapel bereitgelegt. Shimon knüllte ihn zusammen. Er zog alle Schubladen des Schreibtischs auf, ohne dort etwas Interessantes zu finden. Dann durchsuchte er Carnacina und nahm ihm einen Beutel mit sieben Goldmünzen des Kirchenstaats und einen langen Schlüssel ab. Prüfend sah er sich um, entdeckte den Geldschrank und steckte den Schlüssel ins Schloss. Die eiserne Tür ließ sich ohne Schwierigkeiten öffnen. In dem Geldschrank fand er eine kleine gepanzerte Kassette voller Goldmünzen und Schmuck. Shimon nahm sich die Münzen, ein kleines Vermögen, und ließ den Schmuck liegen.
    Als er seine Durchsuchung beendet hatte, sah er erneut auf Carnacinas Leiche und lachte wieder schenkelklopfend. Dann näherte er Esters Vertrag der Kerzenflamme und ließ ihn Feuer fangen. Auch Carnacinas Bücher setzte er in Brand und zündete mit dem Feuer einen Vorhang aus schwerem Stoff an, bevor er den Raum verließ. Er blickte zu der Stelle, an der der Diener von seinem Schlag getroffen bewusstlos umgefallen war. Er lag nicht mehr dort. Shimon lief die Treppe hinab und verließ das Haus auf dem gleichen Weg, auf dem er gekommen war, durch den Garten und über die Mauer.
    Im Fortlaufen hörte er die Nachbarn laut »Feuer! Feuer!« rufen.
    In dieser Nacht ging er nicht zurück in die Hostaria de’ Todeschi. Er klopfte an Esters Tür, und sobald sie verwundert und ein wenig verängstigt geöffnet hatte, küsste er sie leidenschaftlich. Und erst als er sie in dieser Nacht liebte, fühlte er, wie die Eiseskälte aus seinem Körper und seiner Seele wich.
    Später fand er kaum Schlaf. Er lauschte auf Esters unruhigen Atem. Wahrscheinlich träumte sie voller Furcht davon, wie sie ihr Haus verlor. Kurz vor Tagesanbruch, nachdem er innerlich mit jenem Teil seines Wesens abgerechnet hatte, der ihn dazu gebracht hatte, Carnacina wie auch seinen Rosenbusch niederzumetzeln, sagte er sich, dass dieser unerbittliche Wesenszug ihn bestimmt auch weiterhin an seinen Rachegedanken festhalten ließe, unabhängig davon, dass er Mercurio inzwischen in gewisser Weise als seinen Wohltäter ansah. Kurz bevor er einschlief, stellte er sich einmal mehr die quälende Frage: Warum darf er glücklich sein?, und fühlte erneut Wut und Missgunst in sich aufsteigen.
    Als er am nächsten Morgen aufstand, sah er, wie Ester seine Jacke wusch. Das Wasser im Zuber hatte sich blutrot gefärbt.
    In der Stadt erzählte man sich, dass Carnacina bei einem Brand ums Leben gekommen war. Aber der Diener hatte überlebt und würde Shimon mit Sicherheit wiedererkennen. Da wurde Shimon klar, warum er ihn nicht getötet hatte:
    Nun konnte er nicht mehr länger hierbleiben.

51
    I n der Nacht träumte Mercurio, dass Battista sich in den jüdischen Kaufmann verwandelte, den er in Rom getötet hatte. Und genau wie damals spürte er, wie das Blut auf ihn spritzte und an ihm kleben blieb.
    Doch dann fand er sich unvermittelt im Bett mit Benedetta wieder, wie an jenem Tag in dem Gasthaus, nachdem sie ihn geküsst hatte. Und wie damals nahm Benedetta seine Hand und führte sie zu ihren kleinen marmorweißen Brüsten mit den rosigen Warzen. Und auch sie war mit einer klebrigen Flüssigkeit bespritzt, doch es war kein Blut.
    Verschwitzt und erregt wachte Mercurio auf.
    Er zwang sich, sofort an Giuditta zu denken, als fühlte er sich schuldig, sie betrogen zu haben. Als ob er sich so schnell wie möglich von diesem Traum lösen müsste, der erschreckend und sinnlich gewesen war, der ihm einen Teil seiner selbst aufgezeigt hatte und ihn ängstigte.
    Seit dem Abend, an dem Battista gestorben war, wünschte er sich nichts sehnlicher, als bei Giuditta zu sein. Und doch war er nicht zu ihr gegangen. Er hatte sich schmutzig gefühlt. Als ob dieser Tod ihn befleckt hätte.
    Und selbst in diesem Augenblick fühlte er sich

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