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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Fürst mit dem glühenden Eisen auf ihn zukam.
    »Haltet ihn gut fest!«, wiederholte der Fürst und beugte sich über den linken Arm des Mönchs.
    Die zwei Männer dort packten noch fester zu.
    Bruder Amadeo versuchte sich loszureißen und schloss instinktiv die Hand.
    »Mach sie auf!«, befahl ihm der Fürst.
    Langsam öffnete der Mönch die Finger.
    Nun trieb der Fürst die glühende Spitze mitten in die Handfläche des Mönchs. Zischend gab das Fleisch nach und ließ sich vom Eisen durchbohren.
    Bruder Amadeo schrie auf und krümmte sich vor Schmerzen.
    Die Hunde begannen zu kläffen. Zwei knurrten drohend, als wollten sie den Mönch in die Knöchel beißen. Der Fürst trat nach ihnen, und die Hunde wichen jaulend zurück.
    Zolfo schloss die Augen und presste seinen Kopf an Benedettas elegantes Kleid. Benedetta dagegen beobachtete ungerührt, wie das Eisen die Handfläche des Mönchs durchbohrte und schließlich sogar die Oberfläche des Holzklotzes darunter versengte.
    Als der Geruch nach verbranntem Holz den nach geröstetem Fleisch überlagerte, zog der Fürst mit einem befriedigten Gesichtsausdruck das Eisen heraus.
    Bruder Amadeo perlte der Schweiß von der Stirn. »Exzellenz …«, wimmerte er, »bitte …«
    »Schweig!«, unterbrach ihn der Fürst und wandte sich der rechten Hand des Mönchs zu. »Haltet ihn fest!«, wies er seine Männer erneut an. Und als er sah, dass der Mönch wieder die Finger schloss, befahl er ihm: »Mach auf!«
    »Exzellenz … bitte … nicht …«, wimmerte Bruder Amadeo.
    »Öffne die Hand!«, zischte Contarini drohend.
    »Nein, lasst ihn los!«, rief Zolfo aus und stürzte sich auf den Fürsten.
    Benedetta unternahm nichts, um ihn aufzuhalten.
    Einer der Männer aus Contarinis Gefolge holte nach hinten aus und traf Zolfo so heftig am Mund, dass er mit aufgeplatzten Lippen zu Boden fiel.
    Der Junge raffte sich auf und wollte nun wieder bei Benedetta Halt suchen, doch diese trat schnell einen Schritt beiseite. »Du machst mein Kleid schmutzig!«, fuhr sie ihn an.
    Fürst Contarini sah wohlgefällig zu ihr hinüber. Dann wandte er sich wieder dem Mönch zu. »Das hier geschieht nur, um deinen Kreuzzug zu befördern. Verstehst du denn nicht, dass ich dir bloß Gutes tue, so wie unser Herr diesem armen Kerl aus Assisi mit Namen Franziskus, als er ihm die heiligen Stigmata übertrug? Noch hört dir niemand zu, deine Worte verhallen in der Lagune, ohne dass sich auch nur ein Mensch für deinen Kampf gegen die Juden interessiert … Doch nach diesem kleinen Opfer werden die Leute auch in dir einen Heiligen sehen. Und deine Worte werden so gewaltig erschallen wie die Posaunen des Jüngsten Gerichts. Also, mach endlich die Hand auf!«
    »Exzellenz, nein …«, winselte Bruder Amadeo verzweifelt.
    Fürst Contarini verzog verärgert das Gesicht und führte die glühende Eisenspitze nahe an die zusammengeballten Finger.
    Der Mönch schrie auf vor Schmerzen und öffnete die Faust.
    Da stieß der Fürst heftig zu und durchbohrte das Fleisch. Dann warf er das Eisen in den Kamin. »Jetzt bist du ein Heiliger«, rief er lachend.
    Seine Männer lachten mit ihm und ließen von dem Mönch ab. Die Hunde bellten, und man wusste nicht, ob vor Freude oder weil ein Kampf bevorstand. Zwei stürzten sich wütend aufeinander und rauften, was ihnen einen weiteren Fußtritt des Fürsten einbrachte.
    Bruder Amadeo krümmte sich auf dem Boden, seine Hände zitterten vor Schmerzen, und er war nicht mehr in der Lage, seine Finger zu schließen.
    Zolfo lief zu ihm und umarmte ihn, doch der Mönch stieß ihn fort.
    Benedetta sah Zolfo nach, der sich gekränkt in eine Ecke zurückzog. Wir haben uns ähnliche Herren gewählt, dachte sie, während sie wieder zu Contarini blickte. Weil auch wir uns ähnlich sind.
    »Bringt ihn in sein Zimmer und gebt ihm so viel Wein zu trinken, wie er mag«, ordnete der Fürst an und zeigte auf den sich vor Schmerzen krümmenden Mönch. »Er muss sich erst an den Gedanken gewöhnen, dass er nun ein Heiliger ist«, sagte er und wandte sich höhnisch grinsend an Benedetta.
    Die erwiderte sein Lächeln und empfand ein schmerzliches Ziehen im Unterleib. Ein Gefühl von Ekel und Lust.
    »Gehen wir«, sagte Fürst Contarini zu ihr und reichte ihr den verkrüppelten Arm. »Ich ziehe es vor, das menschliche Elend, das auf große Ereignisse folgt, nicht zu sehen, davon bekomme ich nur schlechte Laune.«
    Wie eine vornehme Dame nahm Benedetta seinen Arm, und sie verließen mit gesetzten

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