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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Schritten das Zimmer, in dem es immer noch nach verbranntem Fleisch stank. Auf der Schwelle drehte sich Benedetta noch einmal nach Zolfo um, der wie ein streunender Köter dem von Contarinis Männern gestützten Mönch mit gesenktem Kopf hinterherschlich. Ja, wir haben wirklich sehr ähnliche Herren gewählt, dachte Benedetta wieder. Sie betrachtete ihre Hand auf dem missgebildeten Arm des Fürsten. Er hatte ihr noch kein Mal den gesunden Arm gereicht. Denn wir suchen nichts anderes als Verachtung, dachte sie, während sie aus dem Augenwinkel Zolfo in den verwinkelten Gängen des Palazzos verschwinden sah.
    Der Fürst führte sie wieder in das Schlafgemach, in dem er Benedetta vermeintlich die Unschuld geraubt hatte, und setzte sich an seinen Schreibtisch, auf dem sich die Dokumente stapelten. Aus einer Schublade zog er eine schmale Brille mit runden Gläsern hervor und setzte sie sich auf, beugte den Kopf über seine Geschäftsbücher und hielt schon die Feder griffbereit, um sie jederzeit ins Tintenfass tauchen zu können.
    Benedetta zog das elegante Gewand aus, eines der vielen Kleidungsstücke seiner verstorbenen Schwester, die zu tragen ihr der Fürst seit jenem Tag gestattete. Dann öffnete sie die Tür neben dem Alkoven und schlüpfte in die weiße Tunika, die sie am ersten Tag getragen hatte und die immer noch mit dem Hühnerblut besudelt war. Aus einer Schublade nahm sie den gelben Judenhut, den Zolfo Giuditta vom Kopf gerissen hatte, und drückte ihn zusammen. Schließlich ging sie zu der Schaukel, die der Fürst eigens vor seinem Schreibtisch hatte aufhängen lassen, und setzte sich darauf. Sie drapierte sorgfältig die Falten der Tunika, sodass der Blutfleck gut zu sehen war und vorne ein Spalt klaffte, um den Blick auf ihre Scham freizugeben. Dann begann sie langsam zu schaukeln.
    Der Fürst gab vor, sie nicht einmal zu bemerken.
    Aber Benedetta war bewusst, dass er sie mit seiner ganzen Seele wahrnahm, die gleichermaßen verkrüppelt war wie sein Körper. Und sie wusste, dass sein Blick bald auf sie fallen würde. Zunächst zerstreut, dann immer lüsterner. Und während sie in der lauen Luft des Zimmers vor und zurück schaukelte, knetete Benedetta hasserfüllt den gelben Hut in ihrer Hand, so als versuchte sie, ihre ganze Missgunst darauf zu übertragen.
    Schließlich nahm der Fürst die Brille von der Nase und ließ die Feder auf den Schreibtisch fallen. Die Röte stieg ihm ins Gesicht, als er auf Benedetta zuging und sie im Stehen nahm, während sie noch auf der Schaukel saß. Als er den Höhepunkt erreichte, sah er triumphierend hinauf zu dem Bild seiner toten Schwester. Dann löste er sich von Benedetta und befahl ihr barsch, die Tunika auszuziehen und ein anderes Kleidungsstück anzulegen. Er ließ sich nach hinten aufs Bett fallen, ohne sich darum zu kümmern, dass ihm sein erschlafftes Glied noch aus der Hose hing.
    Benedetta zog sich wieder das elegante Kleid an, das sie vor dem Beischlaf getragen hatte, legte eine Kette mit erbsengroßen Perlen um und legte sich dann neben ihn, auf die Seite mit dem verkrüppelten Arm. Ihre Finger umklammerten immer noch den gelben Hut, den der Fürst überhaupt nicht bemerkt hatte. Sie wartete, bis der Körper ihres Herrn sich vollkommen entspannt hatte.
    »Ich muss dich um ein Geschenk bitten, mein Liebster«, sagte sie dann.
    Der Fürst zuckte mit keinem Muskel. »Wenn du mich noch ein einziges Mal Liebster nennst, lass ich dich mit einem schweren Stein um den Hals in einen Kanal werfen«, sagte er mit schneidender Stimme.
    Benedetta spürte, wie die Angst ihr die Kehle zuschnürte. Sie war überzeugt, dass der Fürst keinen Moment zögern würde, dies zu tun, und schwieg.
    »Jetzt will ich schlafen«, sagte der Fürst nach einer Weile. »Wenn ich wieder aufwache, kannst du mich bitten, um was du willst.« Er schob seine missgebildete Hand in den Ausschnitt ihres Kleides und kniff ihr in eine Brustwarze, bis es schmerzte. »Und du wirst es auch bekommen.« Er zog die Hand wieder zurück und stöhnte erschöpft.
    Benedetta säuberte ihm mit einem Zipfel des Lakens sanft das Glied und steckte es dann in die Hose zurück.
    »Danke«, murmelte der Fürst fast schon schlafend.
    Als Benedetta hörte, dass sein Atem tief und regelmäßig ging, stützte sie sich auf einen Ellenbogen und betrachtete den gelben Judenhut, den sie wieder zur Hand genommen hatte. Sie hatte erfahren, dass sich bereits einige Christinnen, adlige Damen wie auch gebildete Kurtisanen, von

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