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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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aufgehört zu kämpfen, zu denken, zu leben.
    Doch jetzt wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie würde auf der Stelle zu Mercurio gehen, um ihm alles zu erzählen und ihm zu sagen, dass er fliehen musste. Dann würde der Fürst ihn nicht finden. Und sie würde ihm sagen, dass sie mit ihm gehen würde, wohin auch immer er wollte. Denn er war das Wichtigste in ihrem Leben.
    Dieses Mal würde sie ihrem Vater keinen Brief schreiben, sich nicht hinter wohlklingenden Floskeln verstecken. Sie würde mit ihm reden und ihm dabei in die Augen sehen, wie es ein Vater verdiente. Und wie es ihre Liebe zu Mercurio verdiente. Sie würde ganz offen mit ihrem Vater reden, weil sie nicht länger feige sein wollte. Und weil sie keine Angst mehr haben wollte.
    Beinahe heiter öffnete sie die Wohnungstür und ging die Stufen hinunter. Von unten drang ein erregtes Stimmengewirr herauf, doch Giuditta nahm es gar nicht wahr. In ihrem Kopf waren nur die Worte, die sie zu Mercurio sagen würde, und die Sehnsucht danach, endlich wieder in seinen Armen zu liegen.
    »Das ist sie!«, rief jemand, als sie unten angekommen war.
    Giuditta blickte auf.
    Vor ihr stand der Heilige und richtete anklagend den Finger auf sie. Dann sah sie Octavia und deren schreckgeweitete Augen. Und weiter hinten in der vorwärtsdrängenden Menschenmenge ihren Vater, der sie anstarrte und einen Arm hob. Neben dem Heiligen stand ein hochrangiger Beamter in Begleitung bewaffneter Wachen.
    Der Beamte stieß den Heiligen beiseite, trat einen Schritt vor und verkündete: »Jüdin Giuditta di Negroponte, im Namen der Erlauchtesten Republik von Venedig und der Heiligen Inquisition nehme ich dich wegen Hexerei in Haft!«
    Giuditta sah, wie Octavia sich erschrocken die Hände vor den Mund schlug und wie ihr Vater kopfschüttelnd die Leute gewaltsam beiseitedrängte, um zu ihr zu gelangen. Und sie sah den Heiligen zufrieden grinsen.
    Mercurio!, war ihr einziger Gedanke.
    Dann spürte sie den harten Griff der Wachen, die sie aus der Haustür zerrten und sich mit ihr einen Weg durch die Menge bahnten.
    Mercurio!, dachte sie wieder.
    Sie fühlte, wie sich kaltes Eisen klirrend um ihre Handgelenke schloss und wie man ihren Rock hob, um ihre Knöchel mit einem Holzblock zu fesseln.
    »Vorwärts, Jüdin«, sagte eine Stimme.
    »Giuditta!«, riefen ihr Vater und Octavia entsetzt.
    »Hexe!«, brüllte der Heilige.
    Und die Christen wiederholten: »Hexe!«
    Sie hörte auch die Stimmen der Näherinnen, von Ariel Bar Zadok und dem Zuschneider Rashi Sabbatai, die ihren Namen riefen und schrien: »Nein, das ist Unrecht!«
    Und wieder ihren Vater, der mit seinen verzweifelten Schreien jede andere Stimme übertönte: »Das ist meine Tochter! Lasst meine Tochter gehen!«
    Und erst jetzt, inmitten des lauten Stimmengewirrs, bemerkte sie, wie sich mit einem Mal Stille in ihrem Innern ausbreitete. Sie war ganz ruhig geworden, und sie dachte nur noch: Ich muss zu Mercurio. Alles Übrige schien sie nichts anzugehen, als würde der Holzblock sich nicht um ihre Knöchel schließen, als würden die Fesseln nicht ihre Handgelenke gefangen halten. Als gehörte das, was da gerade um sie herum geschah, nicht zu ihrem Leben.
    »Lauf, Jüdin«, befahl der Kommandant der Wachen und stieß sie vorwärts.
    Giuditta tat einen ersten Schritt. Der Holzblock an ihren Knöcheln brachte sie ins Stolpern, und sie fiel mit den Händen nach vorn in den von der Sommerhitze getrockneten Straßendreck.
    Isacco drängte sich durch die Wachen und half ihr beim Aufstehen. Dabei verrutschte ihm der gelbe Hut auf dem Kopf.
    Giuditta dachte nur, dass er mit dem Hut lächerlich aussah. Sie blickte ihn an, ohne ihn klar zu erkennen, wie sie auch sonst nichts in ihrer Umgebung klar erkennen konnte. Es war, als könnte sie nur Dinge und Menschen deutlich sehen, die weit von ihr entfernt waren. Sobald sie sich ihrem Gesichtskreis näherten, verschwammen sie zu Schemen.
    »Giuditta …«, sprach Isacco sie an.
    Ein Wachmann versetzte ihm einen Schlag in den Rücken, und Isacco verzog schmerzlich das Gesicht.
    »Verschwinde, Jude«, herrschte ihn die Wache an.
    Giuditta sah, wie der Mann den gelben Hut, der Isacco endgültig vom Kopf geglitten war, unter seinen Füßen zertrampelte.
    »Und du, lauf schon!«, wiederholte der Wachmann und stieß sie vorwärts.
    Giuditta machte kleine Trippelschritte, soweit es der Holzblock zwischen ihren Knöcheln zuließ.
    Auf der Fondamenta degli Ormesini hatte sich, von den Ereignissen angelockt, eine

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