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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Schiffes, die aufrechten Masten und die auf den Rahen gerafften Segel.
    Mosè begrüßte ihn mit freudigem Gebell.
    Zuan nahm einen großen Schluck aus einem Weinkrug und hielt ihn dann Mercurio hin.
    »Nein danke, ich trinke nicht«, erwiderte der und blickte sich um. Er sah eigentlich nur Männer, die schon ein gewisses Alter erreicht hatten. »Und wo ist deine Mannschaft?«, fragte er Zuan, obwohl er die Antwort zu erahnen glaubte.
    Und tatsächlich wies Zuan auf die Männer, die Mercurio gerade so kritisch gemustert hatte.
    »Das sieht ja aus, als hätte sich ein ganzes Spital hierher verirrt!«
    Doch Zuan war nicht etwa beleidigt, sondern lachte schallend. »Das sind die erfahrensten Seeleute von ganz Venedig«, erwiderte er stolz.
    Mercurio betrachtete sie immer noch skeptisch. »Das glaube ich dir, bei all den Jahren, die hier zusammenkommen. Wenn sie da keine Erfahrung gesammelt haben …«
    Zuan lachte wieder und schwenkte seinen Weinkrug den Männern entgegen, die ebenfalls ihre Krüge erhoben. Man merkte ihm an, dass er ein wenig betrunken war. Dann wandte er sich wieder Mercurio zu. »Das sind Seeleute, die die Meere befahren und immer geglaubt haben, dass die Welt dort zu Ende sei …«, er richtete einen Finger gen Westen, »dort am Horizont des Ozeans … Und dann stellte sich plötzlich heraus, dass es eine Neue Welt gibt …«
    Er zeigte auf seine Männer. »Sieh sie dir an, die würden sogar dafür bezahlen, nur um sie einmal zu sehen. Wie die kleinen Kinder freuen sie sich darauf. Glaub mir, trotz aller Beschwerden, die das Alter mit sich bringt, könntest du keine bessere Mannschaft finden. Begeisterung wirkt wie ein kräftiger Rückenwind …«
    »Wer sagt dir denn, dass wir Kurs auf diese Neue Welt nehmen?«
    »Junge, du hast zu viel verbrochen, als dass du in der Türkei, in Afrika oder in China unterkriechen könntest«, lachte Zuan. »Das ist einfach zu viel.«
    »Wird das Schiff es schaffen?«, fragte Mercurio.
    »Shira bringt uns überallhin, wohin wir wollen«, antwortete Zuan stolz.
    »Shira?«, fragte Mercurio erstaunt. Er hörte den Namen des Schiffes zum ersten Mal. »Was ist das für ein Name? Was bedeutet er?«
    »Das weiß ich nicht«, erklärte Zuan. »Aber denk nicht einmal daran, den Namen zu ändern, das bringt Unglück. Das wäre, als würde man ihr die Seele rauben.«
    »Wenn du das sagst …« Mercurio zuckte mit den Schultern.
    Zuan lächelte. »Als wir das Schiff gestern zu Wasser gelassen haben, hat Mosè sein Bein gehoben und dagegen gepisst.« Er beugte sich zu seinem Hund hinunter und tätschelte ihm gutmütig den Kopf. »Das bringt Glück.«
    Mosè bellte freudig.
    »Blödmann.«
    Doch Mosè bellte nur noch lauter.
    Zuan und Mercurio lachten belustigt.
    »Morgen?«, fragte der alte Seemann dann.
    »Ich weiß es nicht, alter Mann. Aber sag deinen Leuten trotzdem, sie sollen sich bereithalten.«
    »Das werden sie«, bestätigte Zuan und wandte sich den Seeleuten zu. »He, ihr verdammten Trunkenbolde!«, rief er ihnen mit dröhnender Stimme zu. »Geht nach Hause! Und wenn ihr nicht zu erschöpft seid nach der harten Arbeit, vögelt heute Nacht noch mal tüchtig. Denn ihr werdet lange keine Frauen mehr zu Gesicht bekommen!«
    Lautes Gelächter war die Antwort. Dann machten sich die Seeleute auf den Heimweg. Viele von ihnen schwankten bedenklich.
    »Ich sage noch einmal, das sieht aus, als hätte ein Spital seine Insassen vor die Tür gesetzt.«
    »Einen Seemann beurteilt man danach, was er auf dem Meer leistet, nicht danach, wie er sich an Land verhält«, erklärte Zuan. »Und ich sage noch einmal, du hast keine verdammte Ahnung vom Meer!«
    Mercurio lächelte und verständigte sich mit Tonio und Berto per Handzeichen, dass sie wie jeden Tag auch morgen Giuditta und Hauptmann Lanzafame folgen würden. Dann verabschiedeten sie sich voneinander.
    Als alle außer ihnen die Werft verlassen hatten, gingen Mercurio und Zuan noch einmal die Rampe hinunter und blieben dort stehen, in den Anblick des Schiffes versunken.
    »Sie ist schön, nicht wahr?«, sagte Zuan stolz.
    Mercurio nickte ganz ernst. »Ja«, sagte er dann. »Sie ist wunderschön.«
    »Die Leute erzählen, dass diese Jüdin es doch schaffen könnte, ihre Haut zu retten«, bemerkte Zuan.
    »Kannst du endlich aufhören, sie ›diese Jüdin‹ zu nennen?«, brummte Mercurio.
    »Ist sie denn keine?«
    Mercurio gab sich geschlagen. »Na gut, nenn sie, wie du willst, du alter Sturkopf.« Er sah Zuan aufmerksam an. »Was

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