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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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einzugehen.
    »Ihr könntet ja zumindest unter Euren Kollegen herumfragen. Vielleicht hat ja gerade jemand Bedarf an Instrumenten«, beharrte Donnola.
    »Nun ja, wo ich jetzt so darüber nachdenke«, berichtigte sich Isacco, »könnte ich sie vielleicht doch ganz gut gebrauchen …« Er zwinkerte Giuditta verschwörerisch zu. »Wenn du mir einen guten Preis machst.«
    Donnola lächelte strahlend, doch dann wurde er wieder ernst. »Ich kann Euch schon einen guten Preis machen …«, begann er, »aber das meiste von dem Geld werde ich Candias Familie geben müssen, und so bleibt nur ganz wenig für mich übrig …« Er verstummte.
    Isacco sah ihn schweigend an. Er würde kein weiteres Wort sagen. Donnola versuchte, den bestmöglichen Preis für sich herauszuschlagen, aber er würde ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen.
    »Andererseits …«, brach Donnola schließlich das Schweigen, »hatte dieser Feldscher gar keine so große Familie …« Er lachte, denn er erkannte, wenn er einen harten Knochen vor sich hatte. Und dieser Medicus war zweifelsohne ein harter Knochen. Deshalb gab er seinen Plan auf und versuchte, ihn anders in die Enge zu treiben. »Nennt mir einfach einen Preis, Doktor«, schlug er vor. »Und dann überlegen wir uns, welchen kleinen Betrag Ihr mir für jeden Kunden zahlen werdet, den ich Euch besorge.«
    Isacco lächelte zufrieden. Donnola war ein Betrüger allererster Güte. Er verstand sein Handwerk und hatte ihn mit dem Rücken an die Wand gedrängt. Jetzt war er so gut wie gezwungen, seine Mitarbeit anzunehmen. Aber dieser merkwürdige kleine Mann würde auch einen guten Partner abgeben. »Einverstanden, Donnola«, sagte er. »Wir sind im Geschäft.« Und als er das sagte, verspürte Isacco den unwiderstehlichen Drang, sich zu der verheißungsvollen Stadt umzudrehen, als würde ihn eine innere Stimme ermahnen, nicht einen Moment von diesem wunderbaren Ereignis zu verpassen.
    Als die Serenissima allmählich aus dem Nebel auftauchte, kamen Isacco die Marmorfassaden der Palazzi strahlender vor, als er es sich je hätte vorstellen können. Gleichzeitig bemerkte er überrascht die Algenbüschel, die knapp unter der Wasseroberfläche hin und her wogten wie nasse grüne Fahnen. Und nie hätte er gedacht, dass Säulen und Kapitelle so fein gestaltet sein könnten, all die Fensterbögen, Rosetten, Tierköpfe und Sagengestalten, die in den Marmor der Balkone gehauen waren. Und überall ragten hohe und schlanke Schornsteine auf, wie die harten gepanzerten Beine einer auf dem Rücken liegenden Riesenkrabbe. Er konnte sich nicht dagegen wehren, dass er immer aufgeregter wurde bei dem Gedanken, dass er nun einen Traum verwirklichte, den sein Vater ein Leben lang gehegt hatte. Isacco betrachtete die mundgeblasenen, mit Blei zusammengehaltenen Fensterscheiben und die schweren, breit gestreiften Markisen in lebhaften Farben, die von schwarzen, mit vergoldeten Blüten und Blättern geschmückten Holzpfosten getragen wurden. Und obwohl er schon davon gehört hatte, verblüffte ihn der Anblick jener besonderen Boote, die es nur in Venedig gab, lang und schmal und für wendige Manöver auf engstem Raum geeignet. Sie waren sowohl am Heck geschwungen, wo ein einziges Ruder zur Fortbewegung diente, als auch am Bug, wo eine Art stilisierter Schlange aus Metall den Canal Grande mit dem Grundriss Venedigs und allen Stadtteilen darstellte. Er bewunderte die große Rialtobrücke, deren Mittelteil gerade hochgezogen wurde, um eine Galeere mit zwei Masten passieren zu lassen. Und schließlich sah er dort, wo der Canal Grande sich zu einer Art kleinem Meer verbreiterte, zu seiner Linken den Markusplatz, den Campanile, den Dogenpalast und eine beeindruckende Menschenmenge, die sofort in lauten Freudenjubel ausbrach, kaum dass die Boote mit den Kriegswappen zu sehen waren.
    Giuditta merkte, wie aufgewühlt ihr Vater war, und teilte seine Aufregung, geblendet von der Erhabenheit der Stadt mit ihren legendären architektonischen Widersprüchen. Sie war ihrem Vater dankbar, dass er sich entschlossen hatte, mit ihr hierherzukommen. Eine heftige, nie gekannte Leidenschaft überwältigte sie, und ihre Gedanken kehrten zu Mercurios hübschem Gesicht zurück. Vielleicht, so überlegte sie, war sie jetzt nicht mehr so schüchtern. Aber das mochte auch daran liegen, dass Mercurio nun nicht neben ihr stand. Sie wurde rot und wandte sich ihrem Vater zu, der aufgewühlt zu der großen Piazza voller Menschen starrte, und sagte gerührt:

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