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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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»Danke.«
    Doch Isacco hörte sie nicht. In seinen Ohren dröhnten die Trompeten und Trommeln der Serenissima.
    In einem eleganten Manöver drehten die Boote bei, nachdem sie zunächst mit dem Bug auf die Ankerplätze aus algenbewachsenem Granit an der Piazza zugehalten hatten. Ohne weitere Korrekturen mit dem Ruder glitten sie über das Wasser wie über Öl und legten mit einem satten Krachen an den Pfählen an, etwas gedämpft von den großen, lumpengefüllten Schutzsäcken der Mole. Im Nu waren die Taue ausgeworfen und breite Stege gelegt, in deren Mitte ein breiter Streifen aus rotem Stoff verlief.
    Hauptmann Lanzafame war die ganze Zeit nicht abgesessen. Stolz und freudig erregt zugleich blickte er auf die laut jubelnde Menge und dann auf seine Männer. Er zog sein Schwert aus der Scheide und schwang es schweigend durch die Luft. Man hätte ihn ohnehin nicht gehört, und es bedurfte auch keiner Worte. Alle Männer, auch die Verwundeten und Krüppel, hoben zur Antwort ebenfalls ihre Waffen. Dann drehte sich der Hauptmann zu Isacco um und lächelte ihm zu.
    Isacco bemerkte, dass seine Augen glänzten, als hätte er hohes Fieber. Und er wusste, dass seine eigenen ebenfalls glänzten.
    »Du bist angekommen«, sagte der Hauptmann, und ehe Isacco etwas erwidern konnte, gab er seinem Pferd so heftig die Sporen, dass es fast scheute. Dann sprang es ohne zu zögern mit einem gewaltigen Satz auf den Steg. Mit immer noch hoch erhobenem Schwert lenkte Hauptmann Andrea Lanzafame sein Ross auf den feuchten Boden der Piazza.
    Die Menge jubelte begeistert auf.
    Nach den Reitern gingen die Soldaten von Bord, die sich noch auf den eigenen Beinen halten konnten. Isacco und Giuditta schlossen sich ihnen an. Dann erst folgten die Karren mit den Verwundeten und Invaliden.
    Tausende und Abertausende Kerzen in allen Farben brannten wie ein riesiger Heiligenschein um das abgetrennte Haupt des Heiligen Jakobus, eine der mehr als hundert Reliquien, die sich in der Serenissima befanden. Das Haupt des Heiligen war in seinem Schrein auf der Spitze eines goldenen Pfahles angebracht, zwanzig Fuß und vier Spannen hoch, und wurde von einem Kiefer und einer Schädeldecke aus Silber zusammengehalten. Die anderen hochheiligen Reliquien – Hände, Füße, Mumien, Nägel und Splitter vom Kreuz Christi, der Arm der Heiligen Lucia, das Auge des Heiligen Georg, das Ohr des Heiligen Kosmas – wurden in einer Prozession von frommen Mitgliedern aus den Bruderschaften der Klöster San Salvador und San Giorgio Maggiore umhergetragen, die sich diesen wichtigen Beitrag zu den Feierlichkeiten streitig gemacht hatten.
    Wie von Sinnen näherte sich das Volk und versuchte, die Reliquien zu berühren, wobei die zum Schutz der Kostbarkeiten abgestellten Wächter sie grob zurückdrängten. Gleich hinter ihnen folgten die Bischöfe in vollem Ornat und der Vikar von San Marco, der das vom Heiligen Markus selbst verfasste Evangelium trug. Am Ende des hin und her wogenden Spaliers, das den Drängeleien all derer standhielt, die vorstürmten, um zu schauen und zu berühren, erwarteten der achtzigjährige Doge Leonardo Loredan und der Patriarch von Venedig, Antonio Contarini, die Helden zum feierlichen Empfang in der Heimat.
    Isacco und Giuditta waren erst wenige Schritte durch die zwei dicht gedrängten Menschenreihen vorwärtsgekommen, als auf Befehl eines Beamten der Serenissima in Paradeuniform vier Wachen des Dogen sie aufhielten.
    »Folgt mir. Ihr könnt nicht bleiben«, sagte er.
    Die Wachen des Dogen drängten sie aus dem Zug.
    Hauptmann Lanzafame, der sich umgedreht hatte, um seine Männer anzufeuern, beobachtete das Ganze. Sein Blick kreuzte den Isaccos. Er bewegte keinen Muskel. Es gab nur diesen langen, stummen Blick zwischen zwei stolzen Männern. Der Hauptmann wusste, dass man die beiden nur fortführte und nicht etwa verhaftete. Diese zwei gelben Judenhüte mussten aus dem Zug verschwinden. Der Arzt würde in den offiziellen Unterlagen nicht erwähnt werden, als hätte es ihn nie gegeben. Aber als Lanzafame seine Männer betrachtete, deren furchteinflößend in die Luft gereckten blutigen Stümpfe vom Volk wie die heiligen Reliquien gefeiert wurden, erinnerte er sich daran, dass allen Militärberichten zum Trotz ein tapferer Medicus in diesen Tagen und Nächten seine Männer mit Umsicht behandelt hatte.
    »Ich mache mir nichts aus diesem ganzen Firlefanz«, sagte da Donnola, löste sich aus dem Zug und ging zu Isacco und Giuditta, die immer noch ganz

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