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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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der Edelsteine vorgegangen war. Er selbst hatte genau dasselbe gedacht. Aber das einem goi gegenüber zuzugeben stand auf einem ganz anderen Blatt. »Also, ich weiß nicht …«
    Donnola lachte und schüttelte den Kopf. »Ihr wisst es, Ihr wisst es ganz genau …«
    »Ich habe eher den Eindruck, dass du hier derjenige bist, der alles weiß, Donnola.«
    »Ach, kommt, jetzt seid nicht gleich beleidigt«, sagte Donnola auf dieselbe Art wie Isacco kurz zuvor.
    Giuditta lachte laut auf.
    »Bei allem Respekt, Doktor«, fuhr Donnola fort, »Ihr Juden seid doch immer davon überzeugt, Ihr wärt das letzte Glied in der Kette …«
    »Und stimmt das etwa nicht?«, fragte Isacco. »Ich erwarte eine ehrliche Antwort.«
    Donnola betrachtete ihn. Plötzlich bekam seine Bemerkung mehr Gewicht als beabsichtigt. Im Grunde war es doch nur eine Redewendung. »Na ja, also zum Beispiel …«
    »Ich höre.«
    »Die Türken sind schlimmer«, sagte Donnola schließlich, glücklich darüber, einen Weg gefunden zu haben, wie er sich aus der Affäre ziehen konnte.
    »Was soll das? Ihr befindet Euch doch schon seit Ewigkeiten mit den Türken im Krieg!«
    »Ganz genau. Und wir halten sie für schlimmer als die Juden.«
    »Donnola, es gibt doch fast keine Türken in Venedig!«
    »Stimmt. Und Juden schon. Deshalb sind das letzte Glied in der Kette die Türken, nicht die Juden«, beendete Donnola zufrieden seine Überlegungen.
    Isacco schüttelte den Kopf. »Ach … mit dir kann man nicht streiten.«
    Giuditta lächelte amüsiert.
    »Machst du dich etwa über deinen Vater lustig?«, fragte Isacco sie.
    »Das würde ich mir nie erlauben«, antwortete Giuditta immer noch lächelnd.
    »Was hältst du von unserem Streit?«, ging Donnola dazwischen.
    Giuditta sah zu ihrem Vater und kuschelte sich an ihn. »Ich denke, Doktor Isacco di Negroponte hat jemanden gefunden, an dem er sich die Zähne ausbeißen kann.«
    »Suchen wir uns lieber eine Wohnung«, sagte Isacco und legte seiner Tochter gutgelaunt den Arm um die Schulter.
    »Nein, Doktor, erst müssen wir mit Hauptmann Lanzafame reden, das habe ich Euch doch heute Morgen schon gesagt«, widersprach Donnola. »Er hat gesagt, wir sollen uns gegen Mittag in seinem Hauptquartier einfinden. Er braucht Eure Dienste.«
    »Und wo genau ist dieses Hauptquartier?«, fragte Isacco.
    »Hier hinter Rialto, Doktor.«
    »Anscheinend spielt sich hier alles rund um Rialto ab.«
    »Weil Rialto das Herz der Stadt ist.«
    »Ich dachte immer, das wäre San Marco.«
    »San Marco ist für die Politiker, Ränkeschmiede und Fremden da.«
    »Also gut, dann gehen wir eben zu diesem Hauptquartier«, sagte Isacco. »Aber ich habe gar keine Kasernen gesehen.«
    »Wer hat denn etwas von einer Kaserne gesagt?«, lachte Donnola. »Wenn er nicht im Krieg ist, ist das Hauptquartier des Hauptmanns das Wirtshaus Zu den Schwertern.«
    Sie kamen zu der Gasse auf der Rückseite der Großen Fischhalle in der Calle della Scimia, wo es ein Gasthaus gab, das die Nonnen von San Lorenzo führten, wie Donnola verächtlich erklärte.
    »Ein sauberes Gasthaus!«, rief er empört aus.
    Das Wirtshaus Zu den Schwertern sah allerdings nicht danach aus, als würde es von Nonnen geführt, das bemerkte Isacco sofort, als er vor dem Eingang einen Betrunkenen am Boden liegen sah und daneben eine Prostituierte, die seelenruhig in seinen Taschen kramte.
    »Vielleicht sollte Eure Tochter besser draußen warten, Doktor«, schlug Donnola vor.
    »Nicht im Traum«, erwiderte Isacco empört. »Meine Tochter kommt überallhin mit. Was fällt dir denn ein? Schau dich doch einmal um …«
    »Ja, schon, aber drinnen …«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage. Ende der Diskussion«, sagte Isacco entschieden. »Ich werde sie nicht hier draußen stehen lassen.«
    Donnola zuckte mit den Achseln, öffnete die Tür des Gasthauses und ging hinein. Isacco folgte ihm, und Giuditta kam direkt hinter ihrem Vater nach.
    Drinnen überfiel sie ein schrecklicher Gestank, weit schlimmer als draußen in der Gasse. Ein Pesthauch aus Schweiß, verschimmelten Datteln, auf dem Boden zertretenen und in der Feuchtigkeit und der Salzluft vergorenen Bananen, vergammeltem Fisch und dazu noch der Geruch nach Pech, Holz und einer seit Wochen nicht mehr gesäuberten Latrine. Darüber hinaus schwebte über allem der Muff von abgestandenem, saurem Wein. Das Lokal war sehr groß, aber dunkel, obwohl draußen helllichter Tag war. Vor den Fenstern hingen schwere, dunkle Vorhänge, und die Öllampen

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