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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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sagen.«
    »Sagt es ruhig, denn so ist es.«
    »Das werde ich«, bestätigte Asher Meshullam und legte ihm eine Hand auf den Arm, »denn es ist so, wie es sein soll.«
    Isacco nickte. Die Botschaft war klar. Asher Meshullam hatte nicht ein Wort von dem geglaubt, was er ihm erzählt hatte. »Und so soll es also sein. Amen.«
    »Amen Sela«, erwiderte der Bankier, nahm die Hand von Isaccos Arm und lächelte ihn an. »Du bist der Sohn des Bailo von Negroponte. Das ist wie ein Schutzbrief für dich.«
    Isacco neigte den Kopf zum Zeichen des Respekts und der Demut. »Möge der Allmächtige Euch segnen, Asher Meshullam.«
    »Lerne, mich Anselmo del Banco zu nennen wie jeder hier«, riet ihm der Bankier. »Auch du heißt ja nicht Isacco di Negroponte. Aber die Venezianer lieben Maskeraden, denk immer daran.«
    »Ich werde es nicht vergessen.«
    »Nimm Quartier bei deinen Leuten«, fuhr der Bankier fort. »Derzeit wohnen die meisten von uns in den Vierteln von Sant’Agostin, Santa Maria Mater Domini oder hier in San Polo. Hör auf mich, nimm Quartier bei deinen Leuten, und da du Arzt bist, besorg dir eins, das nicht zu klein ist. So wirst du auch ein großer Arzt. Ja, auch wir lieben die Maskeraden.«
    »Danke … Anselmo.«
    »Und jetzt zeig mir die Steine, von denen du in deiner Nachricht an mich geschrieben hast, und ich werde sehen, was ich für dich tun kann«, sagte Anselmo del Banco. Er schloss leicht die Augen und seufzte dabei, als hätte er Schmerzen. »Aber ich muss dir leider sagen, dass im Moment schwere Zeiten herrschen …«
    Isacco dachte, dass man immer einen Preis zu bezahlen hatte, wenn man mit einem Bankier Geschäfte machte. Er breitete die zwei Smaragde, die zwei Rubine und den Diamanten auf dem Tisch aus. »Wenn man sie so sieht, möchte man es gar nicht meinen, aber es hat immense Mühe gekostet, diese Steine hierherzubringen, das könnt Ihr mir glauben.«
    »Ich glaube dir, Isacco di Negroponte.« Anselmo del Banco schaute ihn mit einem aufrichtigen, fast jungenhaften Lächeln an. »Warum heißt es wohl, wir Juden wären immer am Arsch?« Und damit brach er in herzhaftes Gelächter aus.

24
    A nselmo del Banco sagt, dass man in Venedig darüber nachdenkt, ein Viertel nur für die Juden einzurichten«, berichtete Isacco, gleich nachdem sie das Haus des Bankiers verlassen hatten. Der hatte ihm für die Steine zwar weniger geboten, als sie tatsächlich wert waren, aber immer noch einen stattlichen Betrag.
    »Und, ist das gut?«, fragte Giuditta.
    »Nein, mein Kind«, sagte Isacco düster. »Dahinter steckt die Idee von einem chazer. «
    »Von einem was?«, fragte Donnola nach.
    »Einem Viehpferch«, antwortete Isacco. »Einem Serail.«
    »Ach was, so ein Unsinn«, widersprach Donnola. »Das wird nie geschehen.«
    Isacco sah ihn an und zog eine Augenbraue hoch. »Es freut mich, dass du von den Angelegenheiten der Republik mehr verstehst als Anselmo del Banco, der es gewohnt ist, mit den Würdenträgern der Serenissima zu sprechen.«
    Donnola, der durch nichts zu erkennen gab, ob er die Ironie in Isaccos Worten erkannt hatte, erwiderte: »Die besondere Stellung dieses Wucherers, Doktor, beweist doch nur, dass gewisse Leute entgegen jeder Logik in einen höheren Rang gelangen als brave Christenmenschen wie ich, da kann die Republik noch so viel proklamieren. Da kann man schon mal zu dem Schluss kommen, dass das, was die Serenissima verkündet, nicht immer der Wahrheit entspricht, sondern nur Schall und Rauch ist, um das Volk bei Laune zu halten. Und deshalb sage ich Euch, dass dieses Gerede von einem Pferch für die Juden nichts als eine Riesenfinte ist.«
    »Tja, wenn du das sagst, dann muss ich dir ja glauben«, entgegnete Isacco. »Ich werde Anselmo del Banco ausrichten, dass er wieder ruhig schlafen kann.«
    Donnola zuckte mit den Schultern. »Glaubt, was Ihr wollt, Doktor. Ich habe Euch meine Meinung gesagt.«
    »Ach komm, jetzt sei nicht gleich beleidigt«, lachte Isacco und zwinkerte Giuditta zu.
    »Ich bin nicht beleidigt«, erwiderte Donnola, »aber soll ich Euch etwas sagen? Euer Wucherer wird niemals auf Euch hören. Und wisst Ihr auch, wieso?«
    »Wieso?«
    »Weil Ihr Juden, mit Verlaub, gern in Selbstmitleid badet.«
    »Findest du?«, fragte Isacco und spürte, wie er allmählich wütend wurde.
    »Ja. Wie alle Kaufleute. Und Ihr habt vielleicht nicht mehr von Kaufleuten als andere, aber bestimmt auch nicht weniger.«
    Isacco dachte an Anselmo del Banco und daran, wie er bei der Begutachtung

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