Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest
nach vorn in ein Kakteengestrüpp, der Dicke fällt nach hinten und der andere auf die Seite. Der Kleine, der an der Wand gestanden hat, rennt wie ein Reh davon.« Sie nahm den Ring und kratzte damit am leeren Milchglas. »Ein echter Diamant«, stellte sie fest. »Ein riesiger Scheißkerl, was?«
Sie warf ihm einen raschen Blick zu und sah gerade noch, wie er das Gesicht verzog.
»Ich rede wohl nicht sehr schön, was?«
Ihre Beobachtungsgabe überraschte ihn. »Es stört mich nicht, Bonny Lee.«
Sie warf den Ring auf das Tablett. »Vielleicht doch, Schatz. Vielleicht stört es mich auch. Aber wahrscheinlich kann keiner von uns etwas dagegen tun. Ich bin zuerst eine Frau geworden, bevor ich daran denken konnte eine Dame zu werden. Alles in allem bin ich vier Jahre zur Schule gegangen. Wenn du eine feine Dame für eine Teegesellschaft willst, mußt du dir eine suchen, verstanden! Vielleicht findest du eine beim Elternverein. Mit der kannst dich dann über Kunst und Kultur und was weiß ich noch unterhalten. Du kannst auch versuchen, mit ihr zu duschen und sie ins Bett zu kriegen. Du wirst schon sehen, wie die Dinge laufen. Du mußt womöglich deine Unterschrift auf den Ehevertrag setzen und eine Einkommensteuererklärung vorweisen, bevor sie die Beine für dich breit macht.«
»Bonny Lee!«
»Schau mich nicht so verdammt mitleidig an, du Scheißkerl. Ich komme gut allein zurecht und brauche weder dich noch sonst wen.« Sie warf sich auf das Bett und begann zu schluchzen wie ein kleiner Junge, der bestraft wird. Er streichelte sie beruhigend und schloß sie sanft in die Arme.
Schließlich stand sie auf, ging ins Bad, wusch sich das Gesicht und kam verschämt grinsend wieder heraus. Von Zeit zu Zeit schniefte sie noch. »Alles nichts als Lüge«, meinte sie. »Du weißt es ohnehin. Ich kriege ein komisches Gefühl, weil du so gebildet bist. Ich möchte ja weiterkommen, aber was für Chancen habe ich? Ich arbeite an sechs Abenden die Woche, und genau dann ist Abendschule. Also selbst wenn sie mich nehmen würden ... Tut mir leid, Schatz, ich dreh nur selten wirklich durch. Das kommt daher, weil heute so ein vermasselter Tag war. Ich bin nur die Tochter eines kleinen Farmers in Carolina. Ich bin gewöhnlich, ungebildet und lebenslustig.«
»Du tust dir unrecht. Du bist klug und hast eine schnelle Auffassungsgabe.«
»Wie eine Füchsin. Vergessen wir das Ganze.«
»Du bist genauso alt wie die jungen Leute auf einem College.«
»Verglichen mit denen bin ich hundertzehn.«
Er hob den Packen Geld auf und ließ ihn neben ihr fallen.
»Du hast es genommen. Wenn du meinst, was du sagst, dann verwende es. So lang es reicht, dann geh wieder arbeiten.«
Sie dachte eine Weile nach, dann sah sie ihn von der Seite an. »Hast du die Nachrichten gehört? Alles der Reihe nach, Kirby.«
Die Nachrichten waren äußerst bedrückend gewesen. Die Glorianna war bei Dinner Key abgefangen worden, war in den dortigen Hafen eingelaufen und hatte angelegt, während die Polizei mit den Ermittlungen begann. Auf der Yacht befand sich eine dreiköpfige Mannschaft, der spanische Staatsangehörige Joseph Locordolos, ein Grundstücksspekulant und Hotelplaner, seine Schwester, Mrs. Charla O'Rourke, eine Griechin, die zum internationalen Jet-Set gehörte, und Miss Betsy Alden, die Nichte von Mrs. O'Rourke, eine naturalisierte Amerikanerin und Schauspielerin von Beruf, die in New York und Hollywood kleine Fernsehrollen gespielt hatte. Die Yacht war in Panama registriert. Mr. Locordolos war sehr aufgebracht darüber, daß man ihn gezwungen hatte anzuhalten. Die Papiere waren in Ordnung. Er gab an, daß sie eine mehrstündige Testfahrt unternommen hätten, um festzustellen, ob das neu installierte Radar ordnungsgemäß funktionierte. Er und seine Schwester erklärten übereinstimmend, daß sie während ihres Aufenthalts im Hotel Elise, an dem Mr. Locordolos beteiligt ist, die Bekanntschaft von Mr. Kirby Winter, dem Neffen von Omar Krepps gemacht zu haben. Sie hatten auch Mr. Krepps flüchtig gekannt. Mr. Winter wirkte sehr bedrückt, und da das Schiff groß genug war, hatten sie ihm vorgeschlagen, mit ihnen nach Nassau zu fahren; von dort konnte er dann zurückfliegen. Mr. Winter wollte es sich überlegen. Sie hatten angenommen, daß er nicht mitkommen würde, doch dann trafen der Koffer und die Kiste auf dem Schiff ein. Es war ihnen nicht gelungen, mit Mr. Winter Verbindung aufzunehmen und ihn wegen des Gepäcks zu fragen, aber sie vermuteten,
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