Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest
sie sein. Die Laken waren schweißnaß und klebten an ihnen. Im Haus war es schrecklich schwül.
Er füllte eine große Keramiktasse mit heißem, dampfendem Kaffee und brachte sie ins Schlafzimmer. Die Badezimmertür war angelehnt. Wilmas und Bonny Lees Kleider lagen auf dem Bett. Er stellte die Tasse auf einen Tisch und ging wieder. Bonny Lee schien den Sieg davonzutragen. Er hörte nur das Wasser in der Dusche und ein verzweifeltes Wimmern. Er zog die Knoten fester zusammen und begann dann die Bücherregale zu studieren. Professor Wellerly erwarb offensichtlich Bücher aus allen Wissensgebieten, vorausgesetzt der Titel klang langweilig und der Einband war gediegen. Kirby schob die verstreuten Karten zusammen, mischte und teilte für ein Pokerspiel aus. Die goldene Uhr würde Poker beträchtlich vereinfachen. Er entwickelte verschiedene Methoden und kam zu dem Schluß, daß es am zweckmäßigsten war, das Geschehen in dem Augenblick anzuhalten, in dem der Geber nach dem Abheben nach dem Kartenstoß greift. Man nimmt die Karten, gibt drei oder vier Spielern ein gutes Blatt, den anderen ein so schlechtes, daß sie passen. Selbst nimmt man sich das beste Blatt, aber nur unmerklich besser als das der anderen. Zum Beispiel vier kleine Dreien gegen einen Flush, ein Full House mit Assen und eine hohe Straße. Den so sortierten Kartenstoß legt man unter die ausgestreckte Hand des Gebers, setzt sich hin und wartet.
»Kirby, Schätzchen!« rief Bonny Lee. Er ging hinein. Bonny Lee war wieder angezogen. Wilma saß zusammengekauert auf der Bettkante. Sie trug einen leichten Herrenmorgenmantel, der an ihr wie ein Zelt aussah. Ihre Haare sahen dunkel zusammengeklatscht aus, und sie starrte mit mürrischem Gesicht niedergeschlagen zu Boden.
»Trinken Sie den guten Kaffee, Süße«, befahl Bonny Lee.
»Nein, danke«, erwiderte Wilma deutlich, aber leise. »Ich glaube, mir wird schlecht.«
»Trinken Sie den Kaffee, meine Süße, oder wir ziehen uns wieder aus und ich stecke sie unter das kalte Wasser. Dann nehme ich die große Bürste und schrubbe ihnen das letzte Restchen Haut auch noch ab.«
Wilma beugte sich vor und schlürfte ergeben den Kaffee.
»Sie ist gar nicht so übel, aber sie macht nichts aus sich. Sie hat ein niedliches Gestell.«
»Eine niedliche Figur.«
»Eine niedliche Figur«, verbesserte sie sich.
»Verflixt noch mal, es tut mir leid, Bonny Lee.«
»Mir nicht. Keineswegs. Mach nur weiter so. Aber sie hat wirklich - eine niedliche Figur, irgendwie knabenhaft, aber doch nicht so, daß man sich irren könnte. Aber diese Drahtbrille, die gräßliche Frisur und die Kleider wie von der Heilsarmee - eine Katastrophe!«
»Ich habe nicht die Absicht, billig und auffällig zu wirken«, stellte Wilma fest.
»Wenn Sie pampig sind, steig ich Ihnen auf die Brille, Süße. Sie sind ganz bestimmt nicht auffällig. Alle Männer dieser Welt sitzen in einem riesigen Schaufenster, und Sie stehen draußen im Finstern und traun sich nicht hinein. Hat Ihnen schon einmal einer nachgepfiffen oder Sie gekniffen?«
»Danke, nein!«
»Täte Ihnen gut, Schwester. Da streckt man sich oben und wackelt unten. Ich würde ihnen hellgrüne Kontaktlinsen verpassen und eine hochtoupierte Frisur wie Kleopatra. Sie müßten etwas anziehen, das so eng ist, daß Sie sich nicht einmal setzen können, und dazu zehn Zentimeter hohe Absätze. Ich bringe Ihnen bei, wie man langsam geht, die Schultern zurücknimmt, den Bauch einzieht und das Hinterteil hinausstreckt. Dazu noch lange Ohrringe und ein Moschusparfum! Nicht mein Geschmack, aber bei einer solchen Aufmachung fangen sogar starke Männer an zu winseln.«
»Eine hochtoupierte Frisur?« fragte Wilma schüchtern.
»Nicht ganz hoch, so wie Liz.«
»Liz?«
»Du lieber Himmel«, stöhnte Bonny Lee. »Sprich du mit ihr.«
»Hat Ihnen Betsy meine Nachricht gebracht?«
»Ja, Kirby.«
»Haben Sie mit ihr gesprochen?«
»Fast die ganze Nacht. Sie hat versucht, mich dazu zu bringen, daß ich mich an Dinge über Ihren Onkel erinnere. Sie glaubt, daß etwas Besonderes versteckt wurde. Ich habe nichts. Ich weiß nicht einmal, was es ist. Ihr Onkel war ein höchst ungewöhnlicher Mann. Er war so klug, Kirby, er hat nichts Besonderes gebraucht. Sein Verstand genügte. Ich habe nur getan, was er angeordnet hat. Ganz gleich, was sie mir antun, ich werde niemals, niemals ...«
»Ich verstehe Ihre Loyalität, Wilma. Wäre es möglich, daß Sie aus dieser Loyalität heraus leugnen, daß es etwas
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