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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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lausige sieben Dollar für den Rest seines Lebens zum Krüppel werden. Warum machen Sie also wegen dieser Sache solche Kulleraugen? Kommen Sie vom Mond?«
    »Das ist schrecklich!« rief Wilma. »Ihr Onkel wäre einverstanden, Kirby. Wir müssen herausfinden, worauf sie es abgesehen haben und dafür sorgen, daß sie es bekommen, oder wir beweisen, daß es nicht existiert.«
    Bonny Lee lachte höhnisch. »Wir wissen, was sie wollen, und sie bekommen es nicht.«
    »Was ist es?« wollte Wilma wissen.
    »Bonny Lee!« sagte Kirby warnend.
    »Keine Grund zur Sorge, Schatz. Selbst wenn ich es ihr sagen wollte - sie ist noch nicht soweit, und ich bezweifle, ob sie je soweit sein wird. Was machen wir jetzt?«
    »Wir bringen sie von hier fort.«
    »Aber wohin? Natürlich! Meine Wohnung! Diese Adresse kennen die Leute zum Glück noch nicht.«
    Wilma starrte Kirby an; ihr ungeschminkter Mund stand offen. »Haben Sie - diese beiden Matrosen überwältigt, Kirby?«
    »Vorsicht, Winter«, sagte Bonny Lee, und zu Wilma gewandt: »Trinken bekommt Ihnen nicht, meine Süße.«
    Wilma wurde rot. »Es war nur, daß ich - daß mir plötzlich alles vollkommen gleichgültig war. Mein Leben war in Unordnung geraten, und ich ertrug es nicht länger.«
    »Sie würden erst recht staunen, wenn Sie wüßten, um wieviel komplizierter das Leben für ein betrunkenes Frauenzimmer werden kann. Verschwinde jetzt, Kirby, ich suche etwas, das ich ihr anziehen kann.«
    »Ich habe Kleider hier.«
    »Ich weiß, Süße. Und eine Brille. Und Ihr Bild in den Zeitungen.«
    Kirby stand auf und verließ das Schlafzimmer. Als er das Wohnzimmer betrat, schien sein Kopf zu explodieren. Er ging zu Boden und hatte dabei das Gefühl, die Ereignisse mit klinischem Interesse aus der Ferne zu beobachten. Es war wie beim Sprengen einer Felswand. Zuerst sieht man den Blitz, dann den Staub und schließlich kommt das Poltern der stürzenden Felsblöcke. Als die samtene Dunkelheit über ihm zusammenschlug, hörte er in der Ferne Frauen schreien.

Kapitel 11
    Kirby kam langsam wieder zu sich; er hatte das Gefühl, daß er eine finstere Kellertreppe hochtappte, an deren oberem Ende Licht schimmerte. Als er die Augen öffnete, brannte das Licht wie Säure in seinen Augen, und über dem Ohr spürte er einen pochenden Schmerz.
    Jemand faßte ihn am Kinn und schüttelte grob seinen Kopf, und Kirby wunderte sich, daß er nicht abfiel.
    Er blinzelte zu Renés übergroßem Gesicht auf. »So sehen gute Knoten aus, Kumpel«, begann René vergnügt.
    Kirby saß in einem Armsessel. Er blickte zu Boden. Seine Arme waren oberhalb der Ellbogen mit einem Wäschestrick zusammengezogen und gebunden, so daß er den Rücken krümmen mußte. Die Hände waren nicht gefesselt, aber sie waren gefühllos und in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Ein zweiter Strick band die Beine knapp oberhalb der Knie. Die beiden Stricke hatten jeweils nur einen einzigen, fachmännischen Knoten.
    »Man lernt jeden Tag etwas Neues, Freundchen. Keine Fesseln an Hand- und Fußgelenken! Siehst du diese Knoten? Du kommst weder mit den Fingern noch mit den Zähnen an sie ran und kannst dich nicht herauswinden. Von Knoten verstehst du nichts.«
    »Sie haben sich also befreit«, stellte Kirby niedergeschlagen fest.
    »Und Raoul. Aber er war auch schon fast so weit. Ich bin zur Tür geschlichen und - peng!«
    »Ich weiß - peng!« stöhnte Kirby. Er sah sich im leeren Zimmer um. »Wo sind Miss Beaumont und Miss Farnham?«
    »Beaumont? Das war die Blonde, was? Sie wollte nicht bleiben.« René machte aus seinem Ärger kein Hehl. Er hatte einen behelfsmäßigen Verband am Handgelenk und am Hals lange, tiefe Kratzer. »Als wir sie packen wollten, ging sie in die Luft wie eine Bombe. Biß wie der Teufel und kratzte wie ein Tiger, versetzte Raoul einen Tritt und knallte ihm eine aufs Auge. Dann ist sie bei der Tür hinaus, die Sie zertrümmert haben.«
    Kirby gab sich größte Mühe, einen logischen Gedanken zu fassen. René saß vollkommen entspannt auf der Couch.
    »Haben Sie nicht Angst, daß Miss Beaumont die Polizei holt?«
    »Die? Nein. Sie ist dem Boss in die Arme gelaufen und der hat noch zwei Kerle aus der Gegend dabei gehabt. Ein ordentlicher Hieb auf den Kopf hat sie erledigt.«
    Kirby bewegte die Arme, und es gelang ihm, auf die Uhr zu sehen. Es war zwanzig Minuten vor fünf. »Was geschieht jetzt?«
    René zuckte die Achseln. »Wir warten. Der Boss überlegt gerade, wie er Sie und Wilma auf die Glorianna bringen

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