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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Schuldschein auf das andere Geld geben.«
    René blickte ihn verächtlich an. »Und der Boss würde den Schuldschein einlösen, Winter?«
    »Sie nicht, aber ich.«
    »Sie werden gar nichts machen.«
    Jetzt kam der Augenblick der Wahrheit. Der Wäschestrick, der seine Arme fesselte, schnitt ihm ins Fleisch, und die Niederlage schien unausweichlich. Er lächelte die beiden Männer an. »Wundern Sie sich gar nicht, warum ich alles so ruhig hinnehme?«
    René war leicht verunsichert. »Sie sind anders als die meisten Typen, die der Boss fertiggemacht hat. Ich habe erwartet, daß Sie mir ein Geschäft anbieten würden. Ich wäre zwar nicht darauf eingestiegen, aber ich möchte doch gern wissen, warum Sie es nicht tun.«
    »Gib«, sagte Raoul.
    »Halt den Mund! Sie haben keine Chance, Winter. Nach drei Tagen an Bord verkaufen Sie Ihre Schwester, wenn sie es von Ihnen verlangt. Sie kriegt von Ihnen alles, was sie will; dann behält sie Sie noch zum Vergnügen, oder sie läßt Sie fallen. Sie können überhaupt nichts dagegen tun.«
    »Gib!« meldete sich Raoul wieder.
    »Mrs. O'Rourke kann bestenfalls meine Partnerin werden.«
    »Da wird sie vielleicht Augen machen!«
    »Das erwarte ich. Ich habe alles auf Konten deponiert, die mit Photos und Daumenabdruck gesichert sind.«
    René starrte ihn mißtrauisch an. »Daumenabdruck?«
    »Es sind natürlich Nummernkonten, aber man kann nur persönlich darüber verfügen. Sechshundert verschiedene Konten in neun verschiedenen Ländern, alle zu den gleichen Bedingungen.«
    René dachte eine Weile nach. »Und wie kommt man an das Geld, wenn Sie sterben?«
    »Gar nicht. Wenn auf einem Konten fünf Jahre lang keine Bewegung stattgefunden hat, wird es automatisch geschlossen und der Betrag geht an die von mir bestimmte Person oder Organisation. Als Toter nütze ich also Ihrem Boss nichts, und sie kann nichts aus mir herauspressen, das ihr Zugang zu dem verschafft, was sie haben will.«
    »Aber sie weiß das nicht?«
    »Noch nicht. Sobald sie es erfährt, muß sie uns freundlich behandeln, mich, Miss Farnham und Miss Beaumont und sogar Miss Alden.«
    »Was ist, wenn sie bisher nicht freundlich behandelt worden sind?«
    »Dann verringert sich Mrs. O'Rourkes Anteil, als eine Art Strafe für ihre Habgier und ihre schlechten Manieren. Sie sehen also, mein Freund, daß ich gar nicht so schlecht fahren werde - vorausgesetzt, Mrs. O'Rourke ist eine logisch denkende Frau.«
    René runzelte die Stirn. »Warum haben Sie dann bis jetzt so ein Theater mit ihr aufgeführt?«
    »Warum soll ich mit jemandem teilen? Aber diese Runde hat sie gewonnen, und ich werde sie eben beteiligen. Es ist genug für alle da, würde ich sagen.«
    René grinste wie ein Hund, der gähnt. »Die Hälfte von einem Siebenundzwanzigstel würde mir für den Rest meines Lebens reichen.«
    »Um so viel würde ich nicht spielen. Aber Sie sehen jetzt wohl ein, daß ich meinen Einsatz bezahlen kann, falls ich verliere.«
    »Sie hat gesagt, er soll gefesselt bleiben«, wandte Raoul ein. »Gib!«
    »Er kann mitspielen, auch wenn er gefesselt ist.«
    »Es gefällt mir nicht«, widersprach Raoul.
    René wechselte in den derben Dialekt und erinnerte Raoul daran, daß sie sich wegen Kirby keine grauen Haare wachsen lassen mußten. Sie würden gegen den Fremden nur um Geld spielen und über ihre Gewinne und Verluste getrennt Buch führen. Dann würde sich weisen, wer die Biene zuerst haben sollte. Raoul zuckte zustimmend die Achseln.
    René trat zu Kirby und hob ihn samt dem Stuhl hoch; es war eine erschreckende Demonstration von roher Kraft. Er stellte den Stuhl vor den Couchtisch. Mit einem raschen Schnitt seines Seemannsmessers durchtrennte er den Strick um Kirbys Arme. Er band Kirbys linken Arm an die Armlehne des Stuhls, legte eine Schlinge um Kirbys Hals und befestigte sie an der Rückenlehne. Kirby war froh, daß er nicht mehr in der verkrampften Stellung sitzen mußte, hatte jedoch weniger gewonnen, als er angenommen hatte. Sein rechter Arm war frei, doch es würde ziemlich auffallen und schwierig werden und zu lang dauern, wenn er die rechte Hand in die Hosentasche steckte, um die Uhr zu betätigen. Aber selbst wenn es ihm gelang, wäre er in der roten Welt genauso hilflos. Er wußte mittlerweile genug über den veränderten Zustand der toten Materie in der roten Welt; der Strick würde zu einem steifen Kabel werden.
    »Sie brauchen nur eine Hand frei«, erklärte René. Er legte zweihundert Dollar vor Kirby auf den Tisch. »Sie

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