Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest
tätlichen Angriffs, Erregung öffentlichen Ärgernisses und obszönen Benehmens verhaftete. Er ist nicht vernehmungsfähig und konnte daher nicht über die zwei Frauen an Bord und die Ursache des Feuers befragt werden.
Eine weitere mysteriöse Geschichte betrifft die beiden anderen Mitglieder der Mannschaft der Glorianna, René Bichat und Raoul Feron. Sie wurden ebenfalls heute in Hallandale, im Haus von Professor Wellerly von der Florida Eastern University verhaftet. Ein anonymer Anrufer informierte die Polizei von Miami, die im zertrümmerten Wohnzimmer des beschädigten Hauses die beiden Matrosen fand. Sie waren an Händen und Füßen gefesselt und weigerten sich, ihre Anwesenheit im Haus zu erklären. Sie wurden in Gewahrsam genommen.
Beweisstücke aus dem Wellerly-Haus lassen vermuten, daß sich Wilma Farnham hier versteckt hatte. Professor Wellerly und seine Familie sind in Europa. Der Professor ist ein Freund von Roger Farnham, Miss Farnhams Bruder, der jedoch vorgibt, nichts über den Aufenthalt seiner Schwester zu wissen.
Ungeklärt ist, in welchem Zusammenhang der Sportwagen steht, der hinter dem Wellerly-Haus geparkt war. Das Auto ist auf den Namen von Bonny Lee Beaumont zugelassen, einer Nachtclub-Tänzerin, die im Großraum Miami arbeitet. Bis jetzt ist es der Polizei nicht gelungen, mit Miss Beaumont Verbindung aufzunehmen.
Man nimmt an, daß zwischen den Leuten an Bord der Glorianna, Kirby Winter und Wilma Farnham eine engere Verbindung bestand, als ursprünglich angenommen. Das Geheimnis um die veruntreuten Millionen aus der Verlassenschaft des verstorbenen Omar Krepps wird immer undurchdringlicher.«
Die Nachrichten waren zu Ende. Der Fahrer drehte das Radio leiser und fragte: »Warum, zum Teufel, machen sie so ein Theater? Dieser Winter hatte alles vorbereitet. Seine Freunde von der Glory Annie sollten ihn, seine Freundin und das Geld an Bord nehmen. Aber bei so viel Geld und so viel Wirbel will jeder einen größeren Anteil. Sie fangen an zu streiten und vermasseln die Geschichte für alle. Warum ist das so schwer zu begreifen?«
»Wo sind sie jetzt alle?«
»Wer weiß? In dieser Stadt gibt es Millionen Zimmer, die man für eine Nacht oder weniger haben kann, und unzählige Möglichkeiten, aus der Stadt rauszukommen; man kann sie nicht abriegeln, stimmt's? Bei dem Durcheinander hier kann man unmöglich jemanden finden. Es sieht so aus, als wäre die ganze Stadt närrisch geworden. Krawalle am Strand, verrückte Staus, überall wollen Leute Gespenster gesehen haben. Schuld daran hat die Luftfeuchtigkeit. Aber das gibt sich wieder, ist nur eine Frage der Zeit. Ich kenne das.«
Bei Rio's angelangt, sagte Kirby dem Fahrer, daß es keinen Sinn hatte zu warten. Das Gebäude war eine Mischung zwischen einer Pagode und dem Mount Vernon; das Ergebnis hatte man mit Brettern vernagelt und als Versuchsgelände für Neonröhren verwendet. Es stand in der Mitte eines asphaltierten Platzes, der halb voll mit Autos war. Ab und zu tauchte links aus der Finsternis ein kleiner blauer Neon-Wurm auf, lief über das Gebäude, wurde immer schneller, breiter und bunter, und wenn er am rechten Ende ankam, war er so hoch wie das Haus. Dann verwandelte er sich in einen riesigen weißen Wasserfall. In roten Buchstaben, die so groß waren, daß ein Lastwagen durch das O fahren konnte, erschien der Schriftzug RIO'S. Und sobald RIO'S grell in die Nacht leuchtete, blitzten der Reihe nach drei Reihen Flutlichter auf und beleuchteten drei zehn Meter hohe, aus Sperrholz geschnitzte Mädchen. Die erste war brünett und hieß Perry Meson. Die mittlere war Bonny Lee und die Dritte war eine Rothaarige mit dem entsetzlichen Namen Pooty-Tat O'Shaugnessy. Alle drei lächelten. Alle drei waren nackt, bis auf die strategischen Punkte, über die der Schriftzug ihres Namens lief. Sie waren gleich groß, standen Ellbogen an Ellbogen und die sechs Brüste standen wie Körbe nebeneinander aufgereiht. Sie waren gräßlich übertrieben und wirkten nicht erregend, sondern eher lächerlich. Kirby ärgerte sich über dieses eigentümliche Bild von seiner Geliebten, wie sich ein kleiner Jungen ärgert, wenn er feststellt, daß er seinen kandierten Apfel mit der ganzen Klasse teilen soll. Es war nur ein schwacher Trost, daß neben der unglaublichen Pooty-Tat die anderen beiden unreif wirkten. RIO'S erlosch, und die aus Holz geschnitzten Figuren verglommen. Einen Augenblick lang war das Gebäude in vollkommene Finsternis getaucht, dann erschien
Weitere Kostenlose Bücher