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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Art von Macht ähnlich. Ich habe noch nicht Zeit gehabt über die Zusammenhänge nachzudenken. Und jetzt ist auch nicht viel Zeit. Sie sind hier in Sicherheit, und ich muß ein Mädchen suchen.«
    »Irgendein Mädchen?«
    »Nein, nicht irgendeines.«
    »Ihr Gesicht ist schmutzig.«
    »Ich werde mich auf eine Dusche einladen.«
    »Natürlich, lassen Sie sich nicht aufhalten.«
    Er duschte und zog die gestohlenen Kleider wieder an. Er griff in die Tasche; die Uhr war verschwunden. Er rannte aus dem Bad. Sie saß zusammengekauert auf der Bettkante und hielt ihm die Uhr in der ausgestreckten Hand entgegen. In ihren Augen lag ein gehetzter Blick. »Ich habe mich nicht getraut«, flüsterte sie.
    »Was wollten Sie tun?«
    »Bitte, seien Sie nicht böse. Ich wollte es nur ausprobieren, aber ich konnte nicht. Vielleicht - hatte ich Angst vor meinen eigenen Phantasievorstellungen; sie sind nicht besonders schön.« Trotzig reckte sie das Kinn hoch. »Ich hätte sie umgebracht.«
    »Ich weiß.«
    »Aus vielerlei Gründen. Sie haben es nicht getan. Vielleicht steht Ihnen deshalb das Recht auf die Zauberkraft zu und mir nicht.«
    »Sie waren vernünftig genug und haben es nicht ausprobiert. Das ist immerhin etwas.«
    Sie stand seufzend auf, trat auf ihn zu und legte den Kopf an seine Brust. Er nahm sie in die Arme und küßte sie ohne Leidenschaft auf den Mund, den sie ihm entgegenhielt.
    »Werden Sie zurückkommen?« wollte sie wissen.
    »Ich weiß es nicht. Ich lasse auf alle Fälle Geld hier, falls ich es nicht schaffe. Ich werde zumindest anrufen.«
    Ihre Augen wurden sanfter, mehr grau als grün. In ihrem dunkelblonden Haar hing noch ein schwacher Geruch nach Rauch. Ihr Rücken unter seinen Händen war fest und schmal. »Ich schulde Ihnen eine Menge«, sagte sie. »Sie sind ein wirklich prima Kerl. Wenn Sie einmal Verwendung für ein etwas neurotisches, aber sehr dankbares Mädchen haben und hierher zurückkommen wollen, dann tun Sie's.« Sie machte sich los. »Habe ich etwas besonders Lustiges gesagt?«
    »Entschuldigen Sie, ich lache nicht über Sie, sondern über mich. Ich dachte gerade an die Nächte, die ich in diesem Palast der Freuden verbracht habe. Es kam mir wie eine Ironie vor. Sie sind sehr müde, Betsy, und sehr lieb und begehrenswert.«
    »Allgemein begehrenswert. Nicht im Besonderen.«
    »Nicht im Besonderen, tut mir leid.«
    »Dann tut es mir auch leid, denn für mich ist es etwas Besonderes.« Sie seufzte und berührte lächelnd seine Wange. »Gehen Sie und suchen Sie Ihr Mädchen.«

    Zwei Häuserblocks vom Hotel entfernt, stieß er auf eine Verkleidung, mit der er im nächtlichen Miami unsichtbar sein würde. Es war kurz nach neun Uhr. Der Mann, den Kirby bestahl, befand sich in einem Zustand, in dem er nicht mehr wahrnahm, daß er beraubt wurde. Kirby zog sich die Verkleidung an und betrachtete sein Spiegelbild in einem Schaufenster. Ein Melone, ein grellroter Spazierstock aus Plastik und ein großes, rundes Abzeichen mit Bändern, auf dem ›Eddie Beeler -Lubbock, Texas‹ stand. Er torkelte ein wenig, fingierte einen Schluckauf und nickte seinem Spiegelbild zufrieden zu.
    Er winkte ein Taxi und ließ sich zu Rio's in Nord Miami fahren.
    Der Fahrer meinte: »Wenn Sie Action suchen, dann sind Sie dort nicht richtig, Freund!«
    »Bin mit Freunden verabredet.«
    »Gut. Dann gehen Sie rein, holen die Freunde raus, und ich bringe Sie dorthin, wo was los ist.«
    Sie fuhren los. Der Fahrer hatte die Nachrichten eingeschaltet. Kirby bat ihn, das Radio lauter zu drehen. »... beteiligten sich an der Suche nach Kirby Winter und Wilma Farnham, als die Polizei herausfand, daß eine Kiste mit Winters persönlichen Besitztümern auf die Yacht gebracht worden war. Der rasche Einsatz der lokalen Feuerwehr verhinderte größere Schäden auf der Luxusyacht. Das Feuer ließ auf versuchte Brandstiftung schließen. Zur fraglichen Zeit waren drei Mann der Schiffsbesatzung an Bord, die aber kein Licht auf die Sache werfen können. Die Kabine wurde von der Schauspielerin Betsy Alden bewohnt, einer Nichte von Mrs. O'Rourke, aber bis jetzt gelang es der Polizei nicht, Miss Alden oder Mrs. O'Rourke zu finden. Während die Feuerwehr das Feuer unter Kontrolle brachte, wurde Joseph Locordolos, der Eigentümer der Glorianna, in einer nahe gelegenen Cocktailbar festgenommen. Locordolos hatte sich einigen Frauen aufgedrängt, die sich zur Wehr setzten, ihn verprügelten und arg zurichteten. Er war halb hysterisch, als man ihn wegen

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