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Das Mädchen in den Wellen

Das Mädchen in den Wellen

Titel: Das Mädchen in den Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri
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Ella.
    »Fünfundachtzig im Juli.«
    »Ganz schön alt«, bemerkte Annie.
    »Kindermund tut Wahrheit kund.« Er gab ihnen Spachteln und eine Dose mit dickflüssiger brauner Paste. »Streicht das in die Fugen. Nicht zu dick. Das Boot braucht keine Glasur wie ein Kuchen.«
    »Gibt’s zu Ihrem Geburtstag eine Party mit Kuchen?«, fragte Annie.
    »Eher nicht.«
    »Doch, bestimmt. Ihre Familie …«
    »Meine Familie hat mich vor Jahren verlassen.«
    »Warum?«
    Er zögerte mit der Antwort. »Das war kurz vor dem Verschwinden eurer Großmutter. Ich will nichts beschönigen. Ich hab damals zu viel getrunken, und irgendwann hatte meine Frau genug. Das kann ich ihr im Nachhinein nicht verdenken. Sie hat die Insel mit meiner Tochter und meinem Sohn für immer verlassen. Sie leben jetzt auf dem Festland. Sie hat wieder geheiratet, sich ein neues Leben aufgebaut, was unter den gegebenen Umständen nur vernünftig war. Soweit ich weiß, habe ich Enkelinnen in eurem Alter …«
    »Und die kennen Sie nicht?«, fragte Ella.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Sie sollten ihnen schreiben«, schlug Annie vor.
    »Das habe ich.«
    »Bei wichtigen Dingen darf man nicht lockerlassen«, sagte Ella, die vermutlich an ihre Eltern dachte.
    Reilly nahm seine Kappe vom Kopf und wischte sich die Stirn mit dem Handrücken ab. Dabei kam ein blasser Streifen Haut über seinem wettergegerbten Gesicht zum Vorschein. Der Wind zerzauste ihm die weißen Haare. »Möglich. Aber manche Menschen müssen wohl durch raue See steuern.«
    »Dann sollten Sie sich ein besseres Boot besorgen«, meinte Annie. »Für die hohen Wellen.«
    »Ihr zwei wisst auf alles eine Antwort, was?«, brummte Reilly. »Tja, einen Versuch wäre es wert.«
    Nora rief nach den Mädchen; ihre Stimme wurde vom Wind fortgetragen. Östlich vom Cottage stand eine Baumgruppe mit Fichten und Tannen, vom Westen rollten hohe Wellen heran. Das Festland war wenig mehr als eine flache Linie. Seehunde wippten mit dunkel glänzendem Fell in der Brandung bei den Felsen, darunter auch der silberfarbene, der sich immer bei den anderen aufhielt, Befehle bellte oder sich mit ihnen sonnte. Keine Spur von Annie oder Ella, die am Morgen überstürzt aufgebrochen waren.
    Außer Flotsam und Jetsam, fast identischen grauen Tigerkatzen (Flotsam fehlte ein Teil ihres Schwanzes; Jetsam hatte einen Riss in seinem linken Ohr), die sich auf der Terrasse rekelten, war niemand da.
    »Wisst ihr, wo sie stecken?« Nora ging in die Hocke, um Jetsam hinter den Ohren zu kraulen, und wurde mit einem tiefen Schnurren belohnt. Sie waren keine Schoßkatzen, ließen sich jedoch zu ihren eigenen, definitiv kätzischen Bedingungen die eine oder andere Streicheleinheit gefallen. »Ihr zwei sollt für euer Futter arbeiten. Aber ihr fresst nur, was man euch hinstellt, und macht euch ansonsten einen faulen Lenz.«
    Jetsam streckte sich zufrieden blinzelnd.
    »Sie sind unten am Strand.« Maire näherte sich Nora von hinten.
    »Ich hab dich gar nicht gehört …«
    »Ich bin aus dem Wald gekommen. Hier musst du dir keine Sorgen um die Mädchen machen. Es ist nicht wie in der Stadt. Auf der Insel kannst du sie an der langen Leine laufen lassen.«
    Maire trug einen weißen Overall.
    »Ist irgendwo Gift ausgetreten?«, scherzte Nora.
    Maire lachte. »Nein, nein. Ich geh zu den Bienen. Hut und Handschuhe sind noch im Haus.«
    »Bienen? Verdienst du dir ein Zubrot als Kammerjägerin?«
    »Gütiger Himmel, nein. Honigbienen. Die hab ich mir nach dem Tod von Joe und Jamie zugelegt. Anfangs war das noch ein Zeitvertreib, ein Hobby, aber inzwischen ist tatsächlich eine Art Nebenerwerb draus geworden. Ich verkaufe den Honig auf dem Farmermarkt und auf Bestellung. Würdest du mir heute zur Hand gehen? Die Stöcke müssen überprüft werden. Ich würde Polly bitten, doch die redet zu viel. Sie macht die Bienen nervös.«
    »Gern, aber die Mädchen …«
    »Die finden uns schon. Häng einfach einen Zettel an die Tür, dann können sie zu uns kommen, wenn ihnen danach ist. Wahrscheinlich sind wir vor ihnen wieder da. Du kennst ja die Kinder, beim Spielen vergessen sie die Zeit. Spielen tut ihnen gut. Wenn du mich fragst, spielen Kinder heutzutage nicht mehr genug. Ihr Stundenplan ist zu voll.«
    Noras Beschützerinstinkt hatte sich durch die Ereignisse in Boston verstärkt. Aber vielleicht hatte Maire recht. Je mehr die Mädchen von den Komplikationen zu Hause abgelenkt wurden, desto besser.
    Nora begleitete Maire zu dem Gartenschuppen neben Cliff

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