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Das Mädchen in den Wellen

Das Mädchen in den Wellen

Titel: Das Mädchen in den Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri
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die Wandmalfarben von Scanlon’s auszuprobieren.
    »Lasst uns die Zimmer streichen«, sagte Ella und rückte einen Stuhl von der Wand weg.
    Nora schüttelte den Kopf. »Wir müssen die Farbproben erst einmal im wechselnden Licht sehen.«
    Annie seufzte enttäuscht. »Wie lange wird das denn dauern?«
    »Einen oder zwei Tage, vielleicht länger. Keine Sorge, wir zücken noch früh genug die Pinsel.«
    Alison ließ die Finger über eine Halskette gleiten, an der Nora gerade arbeitete. »Die ist wunderschön, Nora. Haben Sie mehr davon?«
    »Ein paar. Ich bin noch in der Versuchsphase.«
    »Die hat sie für mich gemacht«, sagte Maire und deutete auf ihre Brillenkette.
    »Dafür gibt es bestimmt einen Markt. Eine New Yorker Freundin von mir arbeitet als Stylistin. Eine von hier, die’s geschafft hat. Wenn Sie möchten, schicke ich ihr Muster.«
    »Mom, dann werden deine Sachen in einer Zeitschrift abgebildet!« Annie klatschte vor Begeisterung in die Hände.
    »So schnell geht das nicht.«
    »Behalten Sie’s im Hinterkopf«, sagte Alison.
    Nora nickte. Gegen diese Art der Publicity, die sich auf ihre eigene Leistung bezog, hatte sie nichts einzuwenden.
    »Sind Sie auch Künstlerin?«, fragte Annie Alison. »Sie sehen aus wie eine.«
    »Ja, was ist da drin?«, erkundigte sich Ella mit einem Blick auf Alisons offene Tasche, aus der allerlei merkwürdig anmutende Werkzeuge ragten.
    »Ich muss anschließend noch zu Nell Grady, einer alten Schulfreundin von mir. Sie möchte ein Tattoo.«
    »Sie sind Tätowiererin?«, rief Ella aus. »Mann, ist das cool!«
    »Hab’s beim Besten seines Fachs gelernt, bei Paul ›The Needle‹ Foley in Portakinney. Wenn er sich zur Ruhe setzt, übernehme ich seinen Laden.«
    »Gibt es denn genug Interessenten für so etwas?«, wollte Nora wissen.
    »Auf einer Insel voller Fischer?« Alison musterte Nora. »Sie sollten sich auch eins stechen lassen. Warum kommt mir der Gedanke erst jetzt?«
    »Nein, danke.« Nora winkte ab. »Das ist nicht mein Ding.«
    »Es muss ja nichts Auffälliges sein. Ich hatte da an etwas Kleines, Geschmackvolles gedacht.«
    »Deine Mutter hatte eine Welle, hier«, erzählte Maire und berührte die Innenseite ihres Handgelenks. »Damit das Meer sie überallhin begleitete.«
    »Wie sah die Welle aus?«, erkundigte sich Nora.
    Maire zeichnete sie auf einen Zettel. »So ähnlich.«
    »Können wir uns eins machen lassen?«, fragten die Mädchen.
    »Vielleicht, wenn ihr älter seid.«
    Sie seufzten.
    »Du bist alt genug«, sagte Ella zu Nora. »Was hindert dich?«
    »Das ist nicht der Punkt …«
    »Auf der Innenseite des Handgelenks oder im Kreuz, wo’s niemand sieht«, schlug Alison vor.
    »So schnell geben Sie nicht auf, was?«
    »Sie sollten das wirklich machen, Nora«, beharrte Alison. »Ich steche lange genug Tattoos. Ich habe ein Gefühl dafür. Sie vertrauen mir doch, oder?«
    »Das ist keine Frage des Vertrauens.«
    »Tut das weh?«, wollte Annie wissen.
    »Bei einem so einfachen Tattoo nicht sehr.«
    »Und was ist mit dir, Tante Maire?«, fragte Nora.
    »Ich hab schon eins.« Sie zeigte ihnen das winzige keltische Kreuz am Innenspann ihres Fußes. »Alison kann sehr hartnäckig sein. Ich habe mir meins zum sechzigsten Geburtstag machen lassen. Polly hat mich draufgebracht. Sie hat eine Musiknote hinterm Ohr. Angeblich könnte sie sonst keinen Ton halten. Wenn man genau hinschaut, sieht man’s. Wir sind hier ganz schön subversiv.«
    »Richtige Rebellen.« Alison schmunzelte. »Passen Sie auf, Nora. Bald schieße ich Ihnen einen Stecker durch die Nase.«
    »Darauf kann ich verzichten, danke.« Nora lachte.
    Am Ende ließ Nora sich dazu überreden, sich eine Tätowierung an der Innenseite des Handgelenks stechen zu lassen wie ihre Mutter, als Beweis dafür, dass sie in der Lage war, das Unerwartete zu tun und sich selbst zu überraschen.
    Owen wartete auf der Veranda von Cliff House mit einem Korb Krebse auf Maire.
    »Du verwöhnst mich«, sagte sie. »Komm doch rein und hilf mir, sie zuzubereiten.« Maire war dankbar für die Gesellschaft.
    »Kommt Nora auch?«
    »Heute Abend nicht. Sie essen bei sich zu Hause.«
    Owen folgte Maire in die Küche. Falls er über Noras Abwesenheit enttäuscht war, ließ er es sich nicht anmerken. Sie legten die Krebse in einen Topf mit kochendem Wasser. Etwas geschmolzene Butter, vermischt mit Weißwein, mehr brauchten sie nicht für die Sauce. Grüner Salat aus dem Garten und knuspriges Brot, das sie Anfang der Woche gebacken

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