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Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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stellen. Anscheinend hatte sie ihn mächtig beeindruckt.
    »Äh, England ist zwar nicht so groß wie die Staaten – oder nicht einmal so groß wie Texas, aber es ist immer noch ein Land mit vielen Menschen. Dass ich dort war, heißt noch lange nicht, dass ich alle Einwohner kenne. Allerdings habe ich Geschichten über ein Mädchen gehört, das mit einem gewissen Jack Dandy in Verbindung stand und unglaublich schnell und stark war.« Wenn er mit der Annahme, dass Finley in Daltons Bande eindringen wollte, richtig lag, konnte es nicht schaden, ihr einen möglichst schlechten Ruf zu verschaffen. »Angeblich hatte sie mit dem Tod eines Adligen zu tun, aber es gab keine Beweise.«
    Jetzt war Dalton sehr neugierig. »Wirklich? Sie ist eine sehr interessante Frau.« Er hielt inne. »Wie viele Stücke musst du noch holen?«
    »Ein halbes Dutzend«, antwortete Jasper. »Mehr oder weniger.«
    Die Miene des Verbrechers verhärtete sich. »Ich hoffe für dich, dass du noch genau weißt, wo du sie versteckt hast.«
    Jasper nickte. »Natürlich.«
    Erfreut schlug sich Dalton auf die Schenkel. »Gut. Das zweite Stück holst du morgen. Jetzt wollen wir hier verschwinden, der Laden riecht nach Schweiß und Blut.«
    So war es, und Jasper war gern bereit, der Aufforderung zu folgen. Die Rückfahrt zu Daltons gemietetem Haus verlief schweigend. Nicht einmal Mei sagte etwas, obwohl Jasper bemerkte, dass sie Dalton böse anfunkelte. Der Schurke lächelte jedoch ungerührt.
    Jaspers Gedanken rasten. Wenn Finley wirklich die Bande infiltrieren wollte, dann glaubten sie und die anderen offensichtlich an seine Unschuld. Er war nicht sicher, ob er sie dafür lieben oder ihnen etwas auf die dummen Schädel hauen sollte. Es berührte ihn, dass sie seinetwegen hergereist waren, und zugleich bekam er schreckliche Angst, ihnen könnte seinetwegen etwas zustoßen. Es schien ihm, als brächte er alle Menschen in Gefahr, die ihm nahestanden.
    Im Haus schubste Little Hank ihn mehr oder weniger unsanft zu seinem Zimmer und stieß ihn wortlos hinein. Jasper zog die Stiefel aus und warf den Hut und die Jacke auf einen Stuhl, ehe er sich auf das Bett fallen ließ. Er starrte die Decke an. Kaum dass er begonnen hatte, über einen Ausweg aus diesem Durcheinander nachzudenken, drehte sich schon wieder der Schlüssel im Schloss.
    Mei.
    Sie trug einen hellblauen seidenen Morgenmantel und brach te eine Kiste aus polierter Eiche mit, die anscheinend recht schwer war. Jasper stand auf und nahm ihr die Last ab.
    »Stell das auf den Schreibtisch«, wies sie ihn an. Er gehorchte und bemerkte dabei, dass es sich gar nicht um eine Kiste handelte, sondern um eine Art Abspielgerät. Auf einer Seite gab es einen Trichter aus Messing wie bei einer Victrola.
    »Was ist das für ein Apparat?«, fragte er.
    Lächelnd öffnete Mei den Deckel. Darunter kamen Reihen von Knöpfen und Schaltern zum Vorschein, und es gab einen Schlitz, in den man Lochkarten stecken konnte. »Dalton nennt es einen tragbaren Phonographen. Er läuft mit einer in England hergestellten Batterie.« Jasper verriet ihr nicht, dass Griffins Großvater das Erz entdeckt hatte, auf dem die Batterien beruhten. Das Gerät war ein modernes Wunder, denn ein großer Teil der Welt griff, ob aus schierer Notwendigkeit oder aus freien Stücken, auf Gaslaternen oder sogar Kerzen und Öllampen zurück.
    »Wo kommt das Ding her?«, fragte er.
    »Ich glaube, Dalton hat es einem Mann namens Edison gestohlen.«
    »Thomas Edison?«, fragte Jasper betroffen.
    Mei nickte. »Ja, das ist der Mann.«
    Stammte die Maschine, die Jasper versteckt hatte, etwa ebenfalls aus Edisons Labor? Wenn das zutraf, dann war es kein Wunder, dass Dalton sie zurückhaben wollte. Es konnte ein höchst gefährlicher Apparat sein, denn immerhin hatte Edison Tieren Elektroschocks versetzt, um zu beweisen, dass der Strom auch benutzt werden konnte, um Verbrecher hinzurichten.
    Sie legte einen Schalter um, drehte an zwei Reglern und schob eine Lochkarte in den Schlitz. Gleich darauf drang eine klare, liebliche Melodie aus dem Trichter. Mei stellte die Lautstärke so ein, dass die Musik nur in dem Zimmer zu hören war, und fasste mit sanftem Lächeln seine Hand.
    »Komm schon«, sagte sie. »Rede mit mir.«
    Sie legten sich aufs Bett, wo sie es bequem hatten. Jasper nahm sie in die Arme, drückte sie an sich und atmete ihren süßen Blumenduft ein. In diesem Moment konnte er vergessen, in welches Chaos er sie gestürzt hatte.
    »Kanntest du die Mädchen

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