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Das Maedchen mit dem Flammenherz

Das Maedchen mit dem Flammenherz

Titel: Das Maedchen mit dem Flammenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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einsetzen. Manchmal aber, wenn er nicht vorsichtig war, benutzte der Äther auch ihn. Seine eintätowierten Runen, denen ähnlich, die er Finley gegeben hatte, halfen ihm, konzentriert zu bleiben und seine Kräfte in die gewünschten Bahnen zu lenken, doch die Symbole waren nicht allmächtig. Nicht einmal diejenigen, die mit Tinte aus Organellen gemalt waren.
    Die Kräfte, die ihn durchströmten, lösten die Grenze zwischen dieser und der anderen Welt auf und erfüllten ihn mit großer Unruhe. Er musste sich abregen, ehe es zu spät war.
    Langsam und tief atmete er ein und aus, dann noch einmal. Die mechanische Eule flatterte in seiner Hand und wiederholte unablässig die vorbestimmten Bewegungen, während er kleine Teile der ätherischen Energie auf sie übergehen ließ.
    Noch nie hatte ihn jemand so aus der Bahn geworfen. Finley Jayne hatte ihm schon vom ersten Abend an, als er sie buchstäblich über den Haufen gefahren hatte, Ärger bereitet. Trotzdem konnte er nicht von ihr lassen. Er wollte ihr vollkommen vertrauen und wünschte sich, sie würde dieses Gefühl erwidern. Doch wenn es auf diese Weise weiterging, würden sie nie so weit kommen.
    Als er hörte, wie der Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde, beruhigte er sich sofort, und die Eule rührte sich nicht mehr. Er konzentrierte sich auf die Tür. Einen Moment lang dachte er, das schwere Holz neige sich trotz der Scharniere ein wenig zu ihm hin.
    Wieder ein Atemzug, ein und aus. Ganz ruhig.
    Als sie über die Schwelle trat, hämmerte sein Herz so heftig, als kämpfte er um sein nacktes Leben. Es tat körperlich weh. Finleys mit schwarzen Strähnen durchsetztes honigblondes Haar war zerzaust, einige Strähnen hatten sich aus den Stäben gelöst, mit denen sie den dicken Knoten am Hinterkopf feststeckte. Auf dem Korsett entdeckte er rote Flecken – getrocknetes Blut. Auch in dem hübschen Gesicht zeichneten sich einige böse Blutergüsse ab, und auf der Haut war irgendetwas verschmiert.
    Verschmiert?
    Griffin kniff die Augen zusammen. Nein, das waren nicht nur Prellungen. Dort war Schminke verschmiert, die Dalton darüber hatte hinwegtäuschen sollen, wie schnell die Verletzungen verheilten. Vermutlich hätte der Verbrecher sie aber nur noch attraktiver gefunden, wenn er von ihrer beschleunigten Wundheilung gewusst hätte. Sollte Griffin es erwähnen oder einfach nur dankbar sein, dass sie dem Mann nicht gleich alle ihre Geheimnisse anvertraut hatte?
    Emily war bei ihr und lachte über etwas, das Finley gesagt hatte, als sie den Raum betraten. Emily bemerkte ihn auch als Erste. Das Lachen blieb ihr im Hals stecken. Was sie auch sah, als ihr Blick auf ihn fiel, es ließ die niedliche Rothaarige erbleichen.
    »Guten Abend, Junge«, sagte sie mit belegter Stimme.
    Griffin stand auf, wie es sich für einen Gentleman gehörte, wenn Damen den Raum betraten. »Guten Abend, Em. Finley.«
    Wegen der Schminke war es nicht genau zu erkennen, doch anscheinend erbleichte Finley nicht, als sie seinen Blick erwiderte. Jedenfalls reckte sie trotzig das Kinn vor und machte sich auf einen Streit gefasst. Das überraschte ihn keineswegs, und es wäre die logische Fortsetzung eines Abends gewesen, an dem sie insgesamt länger als eine Stunde Prügel eingesteckt und ausgeteilt hatte.
    Er hatte ihr gesagt, er werde nicht um ihre Zuneigung kämpfen, doch das war eine Lüge gewesen. Natürlich würde er kämpfen. Er hätte nur nicht damit gerechnet, dass sie selbst sein Gegner sein würde.
    »Ich bin wirklich müde«, verkündete Emily unvermittelt. »Ich glaube, ich gehe ins Bett. Gute Nacht.« Sie war fort, ehe Griffin oder Finley etwas sagen konnten. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.
    Als sie allein waren, senkte sich ein drückendes Schweigen über den Raum. Es wurde anscheinend auch wärmer, als brächte ihre beiderseitige Wut das Wasser im Heizkörper zum Kochen.
    Finley verschränkte die Arme vor der Brust und stand breitbeinig da, als wollte sie gleich wieder kämpfen. Griffins Hände hingen locker an der Seite, mit dem Daumen der linken Hand streichelte er die Eule.
    »Du hast Emily heute Abend in Gefahr gebracht«, warf er ihr vor, weil ihm nichts Besseres einfiel, um seine Gefühle in Worte zu kleiden. Er hatte große Angst, wie ein Trottel dazustehen. Also war er lieber grob als verletzlich.
    Sie runzelte die Stirn. »Ich habe sie nicht gebeten mitzukommen, und wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, kann man es ihr sowieso nicht mehr ausreden.

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