Das Maedchen mit dem Stahlkorsett
herauskommen würde. Und selbst wenn er es schaffen sollte – er war der Ansicht, dass er es sowieso nicht verdient hatte.
Er hatte Leon – Leonardo – für seinen Freund gehalten und ihm so gut wie alles anvertraut, was der über Griffin, Finley und die anderen hatte wissen wollen. Sam sollte Griffs Geheimwaffe sein und ausgerechnet er hatte sie alle verraten und verkauft.
Jetzt würde er dafür sterben. Vielleicht würden seine Freunde ihm dann verzeihen.
Er beobachtete den Automaten und wartete auf den nächsten Schlag, damit er dagegenhalten und ausweichen konnte. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie etwas durch das offene Fenster hereinsprang. Zuerst dachte er an ein Tier, weil er ein wildes Knurren hörte, doch dann erkannte er Finley, die sich dicht vor ihm abrollte und auf die Füße kam.
Die Letzte, von der er in dieser Situation Hilfe erwartet hätte – oder wollte sie etwa dem Automaten helfen?
Doch der Metallmann reagierte auf sie ebenso überrascht wie Sam. Er hielt mitten in der Bewegung inne und drehte den Oberkörper zu dem Mädchen herum.
»He, du Trottel!«, rief Finley.
Sam sah sie an und freute sich beinahe, dass sie überhaupt noch mit ihm sprach. »Brauchst du Hilfe?«, fragte sie.
Der Automat drehte den Kopf zu Sam, als sei er sehr an dessen Antwort interessiert. »Bietest du sie mir denn an?«, gab er zurück.
Sie verdrehte die hellen Augen. »Ja, du Genie.«
Sie war fast so griesgrämig wie er selbst. Einen Augenblick lang konnte er Finley Jayne beinahe gut leiden. »Es wäre wundervoll, wenn du mir helfen könntest. Danke.«
Anscheinend dämmerte dem Automaten allmählich, dass er es jetzt mit zwei Gegnern zu tun hatte. Es surrte und klickte leise in seinem Inneren.
»Was macht er da?« Finley rückte ein Stück vor.
Sam hatte Emily oft genug bei der Arbeit zugeschaut und erkannte die Geräusche. Normalerweise geschah dies jedoch nur, wenn vorher ein Mensch eingegriffen hatte. »Er passt sich an«, erklärte Sam heiser. »Er verändert seine Programmierung, um uns beide einzubeziehen.«
Finley öffnete die Lippen, aber es kam nur ein stummes Keuchen. Sam biss die Zähne zusammen. Ein verdammtes Metallungeheuer, das selbstständig denken konnte. Wundervoll, einfach wundervoll.
Auf dem Rücken der Maschine öffnete sich eine Blende, aus der sich zwei kleinere Metallarme entfalteten. Der Kopf drehte sich auf dem Halsgelenk rasch hin und her. Auch im Hinterkopf klappte ein Deckel auf, unter dem ein zweites Gesicht zum Vorschein kam, das eine genaue Kopie des vorderen war. Nun konnte die Maschine auf beiden Seiten beobachten und kämpfen.
»So ein Mist«, murmelte Finley mit schreckgeweiteten Augen.
Sam konnte ihr nur von Herzen zustimmen. »Ich kann den Abschaltmechanismus nirgends entdecken«, rief er. »Es muss aber einen geben. Wenn du ihn nicht finden kannst, zerreiße alle Drähte, an die du herankommst.«
»Soll ich mir damit selbst einen Stromschlag versetzen?«, fragte sie ungläubig.
»Du wirst es überleben.« Er sprang den Metallmann an und glaubte einen Fluch zu hören, ehe sie seinem Beispiel folgte.
Sam versetzte dem Automaten einen Tritt vor die Brustplatte und verbeulte das polierte Metall. Die Platte gab nach, und es entstand ein Spalt, durch den er die Hand schieben konnte, doch bevor er zupacken konnte, brach ihm ein Rückhandschlag der Maschine den Unterkiefer und schleuderte ihn durch den Raum. Obwohl ihm schwindlig war, unterdrückte er die Schmerzen und sprang wieder auf. Finley hatte unterdessen die Beine um den Hals des Ungetüms geschlungen und versuchte, die Schalttafel zu öffnen und die Drähte im Inneren zu packen. Der Automat riss sie herunter wie ein schmutziges Hemd und warf sie genau wie Sam durch den Raum. Sie prallte über dem Kaminsims gegen die Wand.
Sam fing sie auf, bevor sie zu Boden stürzte. Auch sie schüttelte sich benommen. Ihr Kopf blutete, die Verletzung konnte er allerdings nicht entdecken.
»Einer von uns muss ihn beschäftigen, während ihn der andere abschaltet«, sagte sie.
Sam nickte. »Ich lenke ihn ab, du kümmerst dich um die Drähte.«
Sie warf ihm einen fragenden Blick zu. »Bist du sicher?«
Er war überhaupt nicht sicher. Er wusste nur, dass ihm der Magen fast bis zur Kehle hochsprang, sobald der Metallmann seinen schrecklichen Blick auf ihn richtete. Außerdem war ihm völlig klar, dass die Maschine sie beide umbringen würde, falls es ihnen nicht bald gelang, das Ding abzuschalten. Also würde er
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