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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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im Lagerhaus gut verborgen war. Die Katze setzte sich davor und wartete dar auf, dass Sam den Zugang öffnete. Die anderen schmiegten sich unterdessen dicht an die Wand, damit sie nicht getroffen wurden, falls irgendetwas herausgeschossen kam. Als nichts geschah, stieg die Katze langsam die Treppe hinter der Tür hin ab. Das Metalltier bewegte sich so leise und geschmeidig wie sein lebendiges Vorbild.
    Im Gänsemarsch bewegten sie sich abwärts, dem Geruch von Schmutz und Feuchtigkeit entgegen. Außerdem nahmen sie Fischgestank und noch etwas anderes wahr. Finley schnüffelte. »Maschinenöl«, flüsterte sie. Offenbar waren sie auf der richtigen Spur.
    Die Katze hatte das untere Ende der Treppe erreicht und mit der rechten Vorderpfote einen Kontakt auf dem Boden berührt. Auf einmal war überall Licht. Die Gasdüsen in den Wandleuchtern zündeten mit solcher Kraft, dass die Eindringlinge vorübergehend geblendet waren.
    Jasper hatte beide Pistolen gezogen, vermochte jedoch keine unmittelbare Gefahr zu erkennen.
    Dies konnte sich allerdings jederzeit ändern.
    Wie ein Heer, das auf Befehle wartet, standen die Automaten Reihe um Reihe schweigend hintereinander. Einige ähnelten dem Metallmann, gegen den sie vor Kurzem gekämpft hatten und der inzwischen in der hinteren Ecke abgestellt war. Andere waren kleiner und ähnelten Puppen oder Kindern. Letztere fand Finley wegen der bunt bemalten Gesichter besonders unangenehm, schlimmer sogar als das Spinnenwesen mit dem Puppenkopf. Andere waren kaum mehr als willkürlich zusammengebaute Schrottteile. Manche besaßen Füße, andere Räder. Manche hatten Gesichter, andere nichts dergleichen. Eines aber war ihnen allen gemein: Sie bestanden aus Metall und waren stark.
    Diese mechanische Armee verblasste jedoch im Vergleich zu ihrem General.
    Vor ihnen stand eine alte Frau, rundlich und mit Hängebacken, ganz in Schwarz gekleidet und das weiße und graue Haar zu einem strengen Knoten gebunden.
    Es war Königin Victoria. Kein Automat, der nur lackiert war, um ihr zu ähneln. Nein, es war ein vollständiges Ebenbild Ihrer Majestät.
    »Heilige Maria und Josef«, flüsterte Emily atemlos. Als würde sie magisch angezogen, näherte sie sich der … diesem Ding und streckte die unverletzte Hand aus. Die anderen waren viel zu entsetzt, um sie aufzuhalten.
    Wenn Emily ein Genie war, was war dann Garibaldi, der so etwas ersonnen und gebaut hatte? Niemand, nicht einmal die Kinder der Königin hätten diese Figur betrachten und für etwas anderes als ihre Mutter halten können.
    Emily berührte das Gesicht und wich zurück, als hätte sie sich die Finger verbrannt. »Es ist Haut«, flüsterte sie. »Echte Haut. Er hat es geschafft, er hat einen organischen Automaten gebaut.«
    Finley wusste nicht genau, was das zu bedeuten hatte, doch es verhieß offenbar nichts Gutes. Das bestätigte sich sogleich, als die falsche Victoria die Augen aufschlug.
    »Eindringlinge.« Der Automat ahmte sogar die Stimme der Herrscherin nach. »Wir finden das nicht lustig.«
    »Sieh mal einer an«, rief jemand am anderen Ende des Raums.
    Finley drehte sich ein wenig herum, ohne den Automaten aus den Augen zu lassen. Dort hinten war ein dunkelhäutiger Mann von durchschnittlicher Statur aufgetaucht. »Wenn das nicht der Duke of Greythorne mit seiner unerschrockenen Schafherde ist. Seid willkommen, ihr Schafe. Sam! Wie schön, dich lebendig anzutreffen.«
    Sam schwieg, doch unter der Haut spielten die Wangenmuskeln.
    »Damit werden Sie nicht durchkommen, Garibaldi«, entgegnete Griffin mit fester, klarer Stimme.
    Finley jubelte ihm innerlich zu, denn es musste ihm sehr schwerfallen, seine Gefühle zu beherrschen.
    »Ich denke schon«, verspottete ihn Garibaldi. »Ich habe lange und hart daran gearbeitet, so weit zu kommen, Durchlaucht, und werde mich jetzt nicht von einem Haufen Kinder aufhalten lassen.« Finley zuckte zusammen, als er den dunklen Blick auf sie richtete. »Eigentlich hat es sogar mit deinem Vater begonnen. Er hat an jenem Abend versucht, meine Kutsche zu stehlen. Er kam zu mir und bat mich um Hilfe, und als Freund wollte ich ihm natürlich helfen. Leider hat er sich vor meinen Augen verwandelt und mich angegriffen, sonst hätte ich ihn gewiss nicht erschossen. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass die Organellen in die Welt entlassen werden müssen. Keine Geheimexperimente mehr, die auf so schreckliche Weise scheitern.«
    Eine Wut, die heiß und kalt zugleich war, überkam Finley. Die

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