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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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woher kennt er mich?«
    »Sie macht uns nur Ärger, aber das will niemand einsehen.« Sam hockte ausgesprochen gereizt auf Leons Sofa in dessen Wohnung in der Russell Street. »Scotland Yard war da und wollte mit ihr über den ermordeten Sohn ihres früheren Arbeitgebers sprechen, aber alle haben nur gesagt: ›Oh, die arme Finley.‹« Die letzten Worte stieß er höhnisch und mit schriller Stimme aus.
    Sein älterer Freund kam aus der kleinen Küche ins Wohnzimmer herüber und reichte ihm eine Tasse Kaffee. Sam nahm sie dankbar an und zuckte zusammen, als das heiße Porzellan ihm die Hände verbrannte. Leons Metallhand machte die Hitze natürlich nichts aus, aber Sam spürte sie trotz der metallenen Knochen unter der Haut.
    Er stellte die Tasse auf den niedrigen Tisch und betrachtete die gerötete und geschwollene Hand. Es brannte noch ein paar Augenblicke, dann verblasste die Stelle zu einem rosafarbenen Fleck und verschwand schließlich völlig.
    »Das ist wirklich erstaunlich.« Leon setzte sich neben dem Sofa auf einen Stuhl. Mit seinem makellosen seidenen Gehrock und der eleganten Wolljacke war er vom Scheitel bis zur Sohle ein Gentleman. »Sind deine Wunden schon immer so schnell verheilt?«
    In einem ihrer Gespräche hatte Sam ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit von seiner seltsamen körperlichen Stärke und seinen Heilungskräften erzählt, die sich in letzter Zeit sogar noch vergrößert hatten. »So schnell ging es noch nie«, gab er zurück. »Sonst brauchte ich immer ein wenig von Emilys Salbe, damit eine Wunde völlig abheilt.«
    »Ah ja.« Leon lächelte leicht. »Die brillante, erfindungsreiche Emily. Was hat sie denn wohl in diese Salbe hineingetan?«
    Sam zögerte. Es war eine Sache, seine eigenen Geheimnisse zu offenbaren, doch er hatte Griffin geschworen, niemandem von den Organellen zu erzählen. »Ich bin nicht sicher«, erwiderte er und betrachtete seine Hand, um dem Freund nicht ins Gesicht lügen zu müssen. »Das hat sie mir nicht verraten.«
    Es gab ein kurzes Schweigen, das Leon nutzte, um einen Schluck von dem heißen, starken Kaffee zu trinken, den er Espresso nannte. »Erzähle mir doch noch etwas über diese Finley. Anscheinend ist sie ja eine sehr außergewöhnliche und gefährliche Person.«
    »Ja«, stimmte Sam aus ganzem Herzen zu. »Seit Griffin sie aufgenommen hat, gibt es nichts als Ärger. Sie kommt und geht, wie sie will, lässt sich mit Verbrechern ein, gerät unter Mordverdacht, und nun … vielleicht hat sie sogar mit einer Sache zu tun, die Griff erforscht. Auch wenn man ihr nicht direkt die Schuld geben kann, sie hängt auf jeden Fall mit drin, das weiß ich genau.«
    »Der tüchtige Duke of Greythorne«, sagte Leon nicht ohne milden Spott in der Stimme. »Er ist noch ein Junge, Samuel. Ich wage zu behaupten, dass er dem Mädchen verfallen ist und sich strikt weigert, auch nur die kleinste Unvollkommenheit an ihm zu entdecken.«
    Sam hob grunzend die Tasse an die Lippen. Der Kaffee brannte auf der Zunge, schmeckte jedoch wundervoll. »Er weiß, dass mit ihr etwas nicht stimmt«, meinte er. »Er hat gesehen, wozu sie fähig ist, doch er glaubt, er könne das in Ordnung bringen.«
    »Manche Menschen kann man nicht in Ordnung bringen.« Leon stellte die Tasse ab. »Nach allem, was du mir über ihn und seine Taten erzählt hast, würde ich annehmen, dass du nichts dagegen hättest, wenn der Herzog auch einmal der Dumme wäre.« Natürlich bezog sich Leon auf das, was Griff und Emily ihm angetan hatten. Sie hatten ihn in ein Monster verwandelt. »Du könntest einfach weggehen.«
    »Sie sind immer noch meine Freunde«, gestand Sam ihm. »Ich will nicht, dass ihnen irgendjemand wehtut.«
    »Mein guter Mann, wenn du wegen der Sicherheit deiner Freunde besorgt bist, solltest du hinsichtlich dieses Mädchens etwas unternehmen.«
    Sams finstere Miene zeigte jetzt vor allem Verwirrung. »Was denn?«
    Leon zuckte mit den Achseln und machte eine Geste, die nach Sams Ansicht wohl vor allem auf dem Kontinent benutzt und verstanden wurde. »Sorge dafür, dass sie so gesehen wird, wie sie wirklich ist. Zwing sie, sich unverstellt zu zeigen.«
    Das Stirnrunzeln vertiefte sich wieder, als Sam darüber nachdachte. »Wie das?«
    Der ältere Mann lächelte geduldig. »Du hast keinerlei Arglist in dir, nicht wahr? Wie edel das ist. Dränge sie in die Ecke. Du sagtest doch, ihre … ihr Leiden zeigt sich, wenn sie sich bedroht fühlt. Drohe ihr mit der Wahrheit und zwing sie, sich gegen

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