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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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den großen eisernen Tresor in der Ecke des Labors an.
    Griffin beobachtete sie unsicher. »Emmy, was hast du vor?«
    »Etwas, das ich schon längst hätte tun sollen. Ich war bloß zu feige dazu.« Sie entriegelte den Tresor und drehte am Rad. Es zischte – Dampf entwich, als der Mechanismus des Tresors ansprach –, und dann klickte es. Emily zog die Tür auf.
    Drinnen befand sich der Automat, der Sam angegriffen hatte. Als Griffin ihn sah, wurde ihm eiskalt ums Herz. Vor ihnen stand ein mächtiger Eisenmann mit einem tonnenförmigen Rumpf, langen Armen, Reifen mit dickem Profil und einer kleinen Navigationskuppel, wo der Kopf hätte sein sollen.
    »Emmy.« Finley sprang vor, denn sie wollte nicht, dass sich die kleine Irin dem grässlichen Ding weiter näherte. Griffin musste seine ganze Entschlossenheit aufbieten, um nicht ebenfalls zu Emily zu eilen.
    »Halte dich bereit«, flüsterte er Finley ins Ohr. »Man weiß ja nie.«
    Sie nickte.
    »Ich fahre ihn jetzt hoch«, erklärte Emily. »Bleibt vorsichtshalber etwas zurück. Falls etwas passieren sollte, dürft ihr ihn erst angreifen, wenn ich es sage. Ich brauche ein wenig Zeit, um den Kontakt herzustellen.«
    Griffin hielt das für ein viel zu hohes Risiko, doch er wäre es auch selbst eingegangen, und deshalb versuchte er gar nicht erst, sie davon abzubringen. Schweigend und voll schlimmer Vorahnungen sah er zu, wie das kleine irische Mädchen nach oben langte und einen gekerbten Messingstab in das Zündschloss in der Brust des Automaten schob. Alle Metallmänner der Stadt besaßen ähnliche Zündschlösser, die ein einfaches Mittel darstellten, die Maschinen rasch abzuschalten, falls es nötig war.
    Emily drehte den Stab herum, die Kerben rasteten klickend ein, bewegten die Stifte und drehten sie in die richtige Position. Auf ein hohles Klappern folgte fast sofort ein Surren, und die Zahnräder setzten sich in Bewegung. Die Maschine summte und machte sich betriebsbereit. Als die Energiequelle – sie bestand aus dem Erz, das Griffins Großvater entdeckt hatte – ihre Arbeit aufnahm, erschauderte der ganze Apparat. Schließlich ertönte ein Geräusch, als betätigte jemand einen großen Blasebalg.
    Das Ungetüm erwachte zum Leben.
    Emily war höchstens drei viertel so groß wie das Ding. Winzig klein lagen ihre Hände auf der vernarbten, schmutzigen Frontpartie. Auf ihrem linken Handrücken klebte dunkles Öl.
    Als wüsste sie genau, was sie zu tun hatte, schloss sie die Augen. Wie auch immer sie mit dem Metallmann sprach, es geschah nicht mithilfe von Worten. Hätte der Apparat gelebt, dann hätte Griffin es als Telepathie bezeichnet, doch es gab offenbar kein passendes Wort dafür.
    Der Automat stieß ein stetiges Grollen aus, rührte sich aber nicht. Dennoch wagten Griffin und Finley nicht, sich zu entspannen. Griffin war bereit, über dem Automaten das ganze Haus einstürzen zu lassen, wenn es sein musste.
    Emilys Gesicht war blass vor Konzentration, die Sommersprossen zeichneten sich deutlicher ab denn je. Sie hatte die Stirn in Falten gelegt und die Lippen zusammengepresst. Ihre Hände lagen flach auf dem Metall, als könnte sie das Ungetüm allein damit aufhalten. Griffin war nicht sicher, wie lange sie so verharrten, doch auf einmal bemerkte er, dass Emily zitterte, und es lag nicht nur an den Vibrationen der Maschine, die durch ihren Körper liefen.
    »Emmy?« Er machte einen Schritt, Finley warf ihm aus dem Augenwinkel einen Blick zu, rührte sich aber noch nicht. Sie warteten mit angehaltenem Atem.
    Die zerzausten roten Strähnen fielen nach vorn, als Emily den Kopf senkte. Dieses Stöhnen – kam es aus der Maschine? Da er nicht sicher war, machte er noch einen Schritt auf die kleine Irin zu. »Emily?«
    Er bemerkte das Blut im gleichen Augenblick wie Finley. Es rann aus Emilys Nase und fiel auf die schmutzige Schürze und den Boden. Die Tropfen zerplatzten auf den Dielenbrettern zwischen ihren Stiefeln.
    Emilys Knie wurden weich, ihre Hände hinterließen feuchte Abdrücke auf dem schmutzigen Messing, als sie auf der Abdeckung nach unten rutschten.
    »Stell ihn ab«, befahl Griffin und sprang vor. Auch Finley schaltete sich jetzt ein und fing Emily auf, bevor sie völlig zusammenbrach. Griffin packte den Zündstab, als der Automat den verbliebenen Arm hob. Den zweiten hatten sie teilweise benutzt, um Sams Arm zu rekonstruieren. Das Surren und Poltern wurde lauter und brach mit einem erstickten Geräusch ab. Der Arm sackte laut scheppernd

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