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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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Türen öffnete, kam auch die Erkenntnis, dass ihn manch einer genau deshalb ablehnte.
    »Wir haben nicht den Wunsch, Ihre Gastfreundschaft über Gebühr zu strapazieren, Mister MacFarlane«, erklärte er lächelnd und äußerst charmant. »Wir werden uns sogar bemühen, so wenig Ihrer Zeit wie nur möglich in Anspruch zu nehmen. Mister White sagte, Sie hätten den Angreifer nicht gesehen. Trifft das zu?«
    »Ja, Durchlaucht. Der Gauner hat sich angeschlichen und mir ordentlich eins über die Rübe gehauen. Bin in meinem eigenen Blut wieder zu mir gekommen.«
    Griffin betrachtete den Mann, der keinen Verband trug und auf dem beinahe kahlen Kopf weder Prellungen noch Schwellungen hatte, voller Misstrauen. »Anscheinend haben Sie sich bemerkenswert schnell erholt.«
    MacFarlane trampelte nervös von einem Fuß auf den anderen. »Das ist es ja, Durchlaucht. Ein wenig zu schnell. Das kann ich, verdammt nochmal, einfach nicht verstehen.«
    »Darf ich die Stelle sehen, wo er Sie getroffen hat, Sir?«
    Der Schotte zuckte mit den Achseln, verbuchte die Begegnung offenbar als aristokratische Schrulle und drehte sich um, damit Griffin seinen Schädel betrachten konnte. Durch das schüttere und kurze rote Haar war die Kopfhaut gut zu erkennen.
    Das Licht in dem Raum war ausgezeichnet, sie standen sogar in der Nähe eines Fensters. Griffin zog ein Vergrößerungsglas aus der Tasche und führte es langsam über MacFarlanes großen Schädel. Dicht über dem Blumenkohlohr fand er, was er gesucht hatte. »Haben Sie mal geboxt, Mister MacFarlane?«
    »Aye, Durchlaucht. Als junger Mann. Viel Erfolg hatte ich nicht, und als Erinnerung hab ich das zermatschte Ohr behalten. Sehen Sie, was Sie sehen wollten? Da ungefähr ist die Stelle.«
    Griffin sah es. Eine dünne, rosafarbene Linie dicht über dem lädierten Ohr, wo die Haut gerade wieder zusammengewachsen war. Beinahe blieb ihm das Herz stehen. »Ja, ich sehe es.«
    »Wenn ich nächste Woche zur Arbeit gehe, werde ich trotzdem einen Verband tragen.«
    Das war verständlich. Wer dies sah, musste MacFarlane entweder für anormal halten oder annehmen, er sei überhaupt nicht verletzt worden. Griffin war überrascht, dass der Mann ihm die Stelle überhaupt gezeigt hatte.
    »Waren irgendwelche seltsamen Substanzen in der Nähe der Wunde?«, fragte er, während er die Lupe einsteckte. »Möglicherweise war das bei all dem Blut aber schwierig zu erkennen.«
    MacFarlane blickte zwischen ihm und Jasper hin und her, als müsste er sich erst überlegen, wie viel er ihnen verraten durfte. Griffin konnte es ihm nicht verübeln, denn die Geschichte des Mannes klang im Grunde unglaublich. »Da war Öl, Durchlaucht. Die Sorte, die wir zum Schmieren der Automaten im Museum benutzen. Ich dachte, es würde mir in den Kopf laufen und die Wunde verunreinigen, aber … es hat sie geheilt.«
    Griff beherrschte sich und ließ sich nichts anmerken. »Da haben Sie ja Glück gehabt, Sir. Es ist sicher klug, wenn Sie den Verband tragen, und ich kann Ihnen versichern, dass Ihr Geheimnis bei mir gut aufgehoben ist.« Er lächelte. »Nun haben wir Sie aber lange genug belästigt. Wir finden schon hinaus. Einen guten Tag noch, Mister MacFarlane. Behalten Sie die Visitenkarte nur, und nehmen Sie bitte mit mir Verbindung auf, falls Ihnen noch etwas einfällt.«
    Als sie draußen unter dunklen Wolken standen, die Regen ankündigten, wandte sich Jasper an Griffin. »Die Verletzung dieses Mannes ist genauso schnell verheilt wie meine eigene, nachdem Emily ihre Spezialsalbe mit dem Zeug aufgetragen hat, das dein Opa gefunden hat.«
    Griffin nickte und schwang mit versteinertem Gesicht das Bein über sein Velo. »Der Maschinist hat Organellen und versteht sie einzusetzen.«

Vierzehn
    VIERZEHN
    E milys Labor war anders als alles, was Finley bisher gesehen hatte und vermut lich jemals sehen würde.
    Es war eine Art makabrer Spielzeugladen oder die Behausung eines verrückten Erfinders. Überall lagen Teile von Automaten, Zahnrädern und Maschinen herum. Auf der Arbeitsfläche, die an einer Wand entlanglief, war Werkzeug verstreut. Es roch nach heißem Metall, Öl und verschiedenen in der Krankenpflege benutzten Stoffen. An der hinteren Wand standen Becher und Bunsenbrenner bereit. Auf hohen Regalen lagerten verschiedenfarbige Flüssigkeiten in durchsichtigen Flaschen, während andere Behälter aus kobaltblauem oder dunkelbraunem Glas lichtempfindliche Chemikalien schützten. Sie waren hübsch und erinnerten an Edelsteine

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