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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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dem Trockenen und hielt sich an seinem Arm fest, damit ihr Hals nicht ihr ganzes Gewicht tragen musste. Er würde sie umbringen.
    »Sam!«, rief Griffin.
    Finley verschwamm schon alles vor Augen, doch sie bemerk te noch, wie Griffin Sams Arm packte.
    »Lass sie los!«
    Sam war völlig außer sich. Statt sie loszulassen, versetzte er Griffin einen Schlag mit dem Handrücken. Der junge Herzog plumpste mit dem Hintern auf den Boden. Emily schrie auf.
    Jetzt drehte auch Finley durch. Als die Schwärze ihr Bewusstsein und ihr Sichtfeld zu überfluten drohte, als sie Griffin am Boden sah und Emilys gequälten Schrei hörte, wurde es zu viel. Sie öffnete sich für das andere Selbst, und für einen kleinen Moment badete ihre Seele in reinem Entzücken, als sich die beiden Hälften ihres Wesens vereinigten.
    Sie konnte wieder klar sehen. Hinter Sam stand Griffin langsam und mit unnatürlich glühenden Augen auf. Sie hatte schon erlebt, was geschah, wenn der Duke of Greythorne seine Fähigkeiten einsetzte. Hier gab es allerdings keinen Teich, der die Energie auffangen konnte. Sie musste die Sache beenden, ehe sie alle starben.
    Es gelang ihr, flach einzuatmen, während sie Sam anstarrte und die Hände um sein Handgelenk und seinen Unterarm legte. Dann spannte sie die Bauchmuskeln an, zog die Beine hoch, warf sich mit einem Ruck zurück und stieß mit den Füßen zu wie ein auskeilender Hase.
    Die Sohlen der schweren Stiefel trafen mit aller Kraft, die sie aufbieten konnte, seine Brust. Es gab ein schreckliches Knacken, Sam grunzte und ließ sie los. Er taumelte zurück bis gegen die Wand, aus dem Regal prasselten Bücher auf ihn herab.
    Sofort erkannte Finley, dass der Kampf zu weit gegangen war. Ob es nun das Knacken war oder Sams Miene, konnte sie nicht genau sagen, doch schon bevor der große Kerl zu Boden ging, war ihr klar, dass sie ihn schwer verletzt hatte.
    Schnell wie ein Niesen entfleuchte die Kampfeslust aus ihr – und ließ sie nervös und ängstlich zurück. Auf zitternden Beinen lief sie durch den Raum und sank neben ihrem Gegner auf die Knie.
    »Ist er verletzt?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort gar nicht hören wollte.
    Irgendwie hatte Emily in dem Durcheinander bereits ein Stethoskop gefunden und setzte den Metallring auf Sams breite Brust, während sie sich die Hörkapseln in die Ohren schob. Kreidebleich starrte sie Griffin an.
    »Sein Herz«, flüsterte Emily. Ihre Hände zitterten ebenso wie ihre Stimme.
    Finley schluckte schwer und betrachtete den hingestreckten Kerl. Es schien, als litte er unter Atemnot. Blut rann aus seinem Mund, mit geweiteten Augen suchte er Emilys Blick.
    »Emmy«, flüsterte er heiser. Blut tropfte ihm vom Kinn. Mit den riesigen Augen sah er eher aus wie ein kleiner Junge, nicht wie der starke wilde Mann, der er Augenblicke zuvor noch gewesen war. »Ich will nicht sterben.«
    Finley hatte einen Kloß im Hals, in ihren Augen brannten die Tränen. Das hier würde sie sich nie verzeihen, und die anderen würden ihr ebenso wenig vergeben. Wie hatte sie nur so die Selbstbeherrschung verlieren können? Sicher, sie hatte sich nur gewehrt – aber sie hatte Sam doch nicht verletzen wollen. Sie hatte ihn nur daran hindern wollen, ihr ernsthaft wehzutun.
    Emily drehte ihr den Kopf zu. Furcht und Aufregung waren völlig von ihr gewichen, jetzt war sie ruhig und gefasst. Vielleicht sogar zu sehr. »Hebt ihn auf«, wies sie die anderen an. »Bringt ihn ins Krankenzimmer.«
    Finley war wie vor den Kopf geschlagen und konnte sich nicht einmal erkundigen, wo das Krankenzimmer war. Also tat sie einfach nur, was Emily verlangt hatte, und hob Sam auf. Offenbar hatte sich die dunkle Seite noch nicht völlig zurückgezogen. Vielleicht lag es an den schrecklichen Schuldgefühlen.
    Griffin führte sie in einen Raum neben dem Labor. Er war klein, aber geradezu erschreckend sauber und gut beleuchtet. Mittendrin stand ein einzelner Tisch, darüber hing ein großer Lüster. Ein Operationstisch, dachte Finley. Rasch legte sie Sam darauf. Er war schrecklich bleich geworden, auf der Haut glänzte der Schweiß.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie mit brechender Stimme. »Es tut mir so leid.«
    »Öffne sein Hemd«, verlangte Emily, und Finley war so begierig, ihren Fehler wiedergutzumachen, dass sie ihm die Knöpfe von der Jacke riss und das Hemd in der Mitte zerfetzte. Der gute Stoff gab nach wie weiches Papier.
    Sams Brust war breit und muskulös und lief dort, wo sie ihn getreten hatte, bereits

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