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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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herunter, dann herrschte Stille.

Fünfzehn
    FÜNFZEHN
    N icht bewegen«, warnte Finley, als sich Emily in ihren Armen rührte. Sie lag inzwischen auf dem Boden des Labors, Finley kniete neben ihr und hatte sich Emilys Kopf auf die Beine gebettet. Mit einem Taschentuch wischte sie ihr das Blut aus dem bleichen Gesicht, bevor sie es zusammenfaltete und unter die Nase hielt, um die Blutung zu stillen.
    Die hellen grünen Augen suchten sie. Emily hatte offenbar Schmerzen, aber in ihrem Blick lag noch etwas anderes – Triumph.
    »Er hat mit mir gesprochen«, flüsterte sie.
    »Du kannst uns später noch erzählen, was er gesagt hat«, meinte Finley. »Jetzt musst du dich erst einmal ausruhen.« Nichts war so wichtig, dass es nicht eine Weile warten konnte. Der Anblick der verletzten Emily schlug irgendwo tief in ihr eine Saite an. Dieses Mädchen war ihr wichtig. Seit langer Zeit war ihr niemand so nahegekommen wie Emily, die sie schon fast als Freundin betrachtete, und die Vorstellung, diese Freundschaft zu verlieren, ängstigte sie.
    Hinter sich hörte Finley die Tür des Tresors in den Scharnieren knarren. Mit rasendem Herzen fuhr sie auf. War es die Maschine? Dann vernahm sie das laute Klicken des Schlosses und das sich drehende Rad. Griffin hatte den Tresor zugesperrt. Beruhigt seufzte sie.
    Die Erleichterung war nicht von Dauer. Als sie Emily beim Aufstehen helfen wollte, sprang die Tür des Labors auf, und Sam trampelte herein. Die Schöße seiner grauen Jacke flappten hinter ihm. Er sah sich um, und als sein Blick auf Finley fiel, färbten sich seine Augen noch dunkler, als sie es ohnehin schon waren.
    »Was zum Teufel hast du ihr angetan?«, fragte er und ging wie ein wütender Stier auf sie los.
    Instinktiv übergab Finley Emily an Griffin, der Sam böse anstarrte. Er wollte etwas sagen, doch Emily kam ihm zuvor. »Ich hab nur Nasenbluten«, erklärte sie dem großen Jungen. »Ich hab mit dem Tunnelbauer gesprochen, Sam.«
    Erschrocken drehte sich Sam zu ihr um. »Was hast du gemacht?«
    »Ich habe ihm die Hände auf die Frontplatte gelegt, und er hat mit mir gesprochen.« Emily wischte sich die Nase mit dem blutfleckigen Taschentuch ab. »Ich dachte, er könnte mir etwas über den Maschinisten erzählen, damit Finley nicht bei Dandy nachfragen muss …«
    »Du hast das Ding in Betrieb genommen?«, fiel Sam ihr ins Wort und zeigte mit dem Finger auf Finley. »Für die da?«
    Finley schüttelte den Kopf. Emily hatte sich noch nicht ganz von der Anstrengung erholt, sonst hätte sie Sam gesagt, dass ihr Nasenbluten nicht Finleys Schuld war. Es wäre auch klug gewesen, nicht gerade zu erwähnen, dass sie Finleys wegen versucht hatte, mit dem verdammten Ding zu reden. Jeder wusste doch, was Sam für Emily empfand, auch wenn die beiden es sich nicht eingestanden.
    Sam griff an. Finley hatte kaum noch Zeit, sich zu wappnen, und bemerkte eher am Rande, dass irgendwo tief in ihr etwas erwachte, das sich auf den unausweichlichen Gewaltausbruch zu freuen schien.
    »Sie hätte dabei umkommen können«, tobte Sam. Er baute sich vor ihr auf. »Sie wollte mich nicht sterben lassen und hat ihr eigenes Leben für dich aufs Spiel gesetzt. Du bist es nicht wert, dass sie für dich stirbt. Du bist nicht einmal ein Nasenbluten wert.«
    Es ging so schnell, dass sie es nicht kommen sah. Große und starke, schrecklich starke Hände packten sie, hoben sie hoch und schleuderten sie durch die Luft. Griffin rief etwas, Emily schrie auf. Einen Sekundenbruchteil, bevor sie mit einer Gewalt, die jeden normalen Menschen schwer verletzt hätte, gegen die Wand prallte, überließ sich Finley der in ihr aufwallenden Kraft. Sie stürzte auf die Werkbank und dann auf den Boden und riss einen Haufen Schrott mit herab, darunter den halben Rahmen eines Velos, eine Uhr und verschiedene Werkzeuge.
    O Gott, tat das weh! Sie war auf dem Bauch gelandet, lag keuchend im Staub und bekam kaum noch Luft. Als sie sich den Mund mit dem Handrücken abwischte, sah sie Blut. Beim Aufprall hatte sie sich auf die Zunge gebissen.
    Langsam drückte sie sich hoch. Ihre Arme waren weich wie Gummi. Die anderen standen weit entfernt am Tresor. Griffin und Emily schrien Sam an, versuchten es mit vernünftigem Zureden oder schimpften. Griffin wollte den jungen Goliath festhalten, konnte aber nichts ausrichten.
    Sam Morgan war auf einen Kampf aus, und er wollte gegen Finley kämpfen. Niemand im Raum konnte ihn daran hindern, denn nur Finley selbst war ihm annähernd

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