Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
Vom Netzwerk:
blau an. Das war gewiss kein gutes Zeichen.
    »Wasch dir die Hände«, befahl Emily. »Du musst mir helfen. Griffin, hol den Äther und das Desinfektionsmittel. Außerdem brauche ich saubere Leinentücher.«
    »Was hast du vor?«, fragte Finley.
    Unnatürlich ruhig erwiderte Emily ihren Blick. »Ich werde ihm die Brust aufschneiden und sein Herz in Ordnung bringen.«
    Zuerst dachte Griffin, Finley sei so bleich, dass sie gleich ohnmächtig werden müsste, aber dann schüttelte sie den Kopf und wusch sich die Hände, wie Emily es ihr aufgetragen hatte.
    Sams Rückhandschlag hatte Griffins Wange innen aufgerissen. Er schmeckte Blut und entdeckte einige Spritzer auf dem Hemd, war aber nicht einmal wütend. In diesem Augenblick kam es einzig und allein darauf an, Sam das Leben zu retten. Schon wieder.
    Was hätte er selbst getan, wenn Finley den Kampf nicht beendet hätte? In seinem Zorn war der Äther ungezügelt über ihn hereingebrochen. Dieses Mal hätte er weitaus größeren Schaden anrichten können. Möglicherweise hätte er sie alle getötet.
    Der Gedanke an Sams letzte Operation drängte sich auf. Weniger Blut und Verstümmelung dieses Mal, aber ebenso schrecklich. Er wollte nicht dabeistehen und zusehen, wie Emily tat, was getan werden musste, wollte sie andererseits aber auch nicht allein lassen. Also legte er Sam das mit Äther getränkte Tuch über Nase und Mund und wartete, bis sein Freund in tiefen Schlummer sank, ehe er Nadeln, Pumpe und Schläuche holte, die für eine Transfusion gebraucht wurden. Auch bei der letzten Operation hatte Griffin seinem Freund Blut gespendet, um den Verlust auszugleichen. Das konnte er jetzt wieder tun. Rasch richtete er die Gerätschaften ein, stach Sams Unterarmvene an und tat das Gleiche bei sich selbst. Dann verband er die kleine Pumpe, die Emily aus den Teilen einer Nähmaschine gebaut hatte, mit den Schläuchen. Sie sprang sofort an und produzierte binnen weniger Augenblicke genügend Dampf, um sein Blut in Sams Arm zu befördern. Auf diese Weise ging es viel schneller, als wenn man es allein der Schwerkraft überließ.
    Während er mit der Transfusionsmaschine beschäftigt war, hatte Emily die Instrumente bereitgelegt und ihre Hände und Sams Oberkörper desinfiziert.
    Schließlich hob sie das Skalpell und schnitt Sams Brust auf. Finley assistierte ihr und reichte ihr an, was sie brauchte. Nicht einmal, als Emily mit einem schrecklichen Gerät Sams gebrochene Rippen spreizte, schreckte sie zurück. Allerdings war sie totenblass.
    Mit gerunzelter Stirn spähte Emily in Sams Brustkorb. »Was zum Teufel …«
    »Was ist los?«, fragte Griffin.
    »Nichts, über das wir uns jetzt Sorgen machen müssten«, erwiderte sie knapp. »Ein Einlassventil ist zerstört. Finley, gib mir mal ein neues von dem Tablett neben dir.«
    Mit weit aufgerissenen Augen kam Finley der Bitte nach.
    Emily arbeitete schnell und konzentriert, doch Griff wusste ganz genau, wie die Minuten verstrichen, während sie das kaputte Teil klammerte und entfernte. Mit jeder Sekunde kam Sam dem Tod etwas näher, und jede Sekunde, die sie brauchten, erschien Griff wie eine Ewigkeit. Bisher wurde ihm vom Blutverlust allerdings noch nicht schwindlig, also konnte noch nicht sehr viel Zeit verstrichen sein. Die Transfusionspumpe funktionierte beinahe wie die langsame Atmung eines Lebewesens. Sie nahm Griffins Blut auf und stieß es in Sams Körper wieder aus.
    »Finley, du musst die gebrochenen Rippen zusammenhalten, damit sie abheilen und richtig zusammenwachsen.«
    Finley schluckte schwer, tat aber ohne Zögern, was Emily verlangt hatte. Schließlich warf die kleine Irin das zerstörte Ventil in einen Abfalleimer, wischte sich die feuchten Hände an einem Tuch ab und schloss das neue Ventil an. Sobald es an Ort und Stelle war, entfernte sie die Klammern. Griffin hielt den Atem an. Seine Schultern waren steif, und die ganze rechte Seite seines Gesichts pochte. Trotzdem bewegte er sich nicht.
    Emily strahlte. »Es klappt«, sagte sie.
    Niemand sagte etwas, doch das kollektive Seufzen klang wie ein Jubelruf. Als er die Pumpe abstellte und die Nadel aus dem Arm zog, wunderte sich Griffin über das brillante irische Mädchen. Sie starrte unverwandt in Sams Brustkorb und hatte den Rippenspreizer noch nicht entfernt.
    »Was ist los, Emmy?« Er legte sich Verbandmull auf den Einstich und beugte den Arm, um die Blutung zu stillen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht genau, aber es ist erstaunlich. Schau

Weitere Kostenlose Bücher