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Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht

Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht

Titel: Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Protokolls geprangt. Sie fragte sich, wie Lebrun an die Akte gekommen war. Doch der Geheimdienstchef hatte von Anfang an alles über sie gewusst. Erschöpft ließ sich Madeleine auf den Boden sinken. Ava – sie hatte nicht einmal gewusst, dass ihre Großmutter so geheißen hatte, dachte sie voller Schmerz. Ihre Mutter hatte ihren Namen nie erwähnt. Madeleine lehnte den Kopf gegen die Wand.
    Sie erinnerte sich plötzlich daran, wie der Herzog d’Aumale sie geschlagen hatte und wie der Schmerz so schlimm geworden war, dass sie das Gefühl gehabt hatte, sie würde sich von ihrem eigenen Körper lösen. Das Gesicht einer älteren Frau war ihr erschienen. Magdalena – Madeleine entsann sich nur zu gut ihrer warmen, gütigen Stimme. Sie, ihre Großmutter , war es, die ihr dort erschienen war, begriff sie nun. Obwohl sie sich kaum an sie erinnern konnte, fühlte sie sich mit dieser Frau auf seltsame Weise verbunden, als würde es über die Zeit hinweg ein unsichtbares Band zwischen ihnen geben.
    Madeleine griff nach der Kette um ihren Hals. Nach denklich betrachtete sie den orangefarbenen Anhänger und muss te daran denken, was Ruggieri einmal über ihn gesagt hatte, als er ihn zufällig bemerkt hatte. Es sei ein sehr seltener und besonderer Stein – ein Feueropal. Diese Opale, die aus den fernen Län dern der neuen Kolonien stammten, würden im Feuer der Vulkane entstehen, hatte er ihr erklärt. Sie besäßen eine magische Kraft, die ihre Träger vor dunklen Gefahren schützten und ihnen den Zugang zu anderen Welten erleichterten.
    Der Magier hatte durch ein Vergrößerungsglas auf der Rückseite entdeckt, dass sich in dem Silber mehrere fein eingravierte Zeichen und Symbole befanden, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar waren.
    »Was bedeutet das?«, hatte Madeleine ihn befangen gefragt.
    »Dass dieser Stein nicht nur ein Anhänger, sondern tatsächlich eine Art Schutzamulett ist«, hatte Ruggieri mit einem bedeutungsvollen Blick erwidert. »Derjenige, der ihn angefertigt hat, wusste um die besondere Kraft des Steins und hat versucht, sie durch diese Symbole zusätzlich zu stärken!« Er hatte ihr auch erklärt, dass man an der Art, wie die Zeichen graviert waren, erkennen konnte, dass der Anhänger sehr alt war und nicht aus diesem Jahrhundert stammte. Madeleines Finger fuhren über den Stein. Er hatte ihrer Großmutter gehört, wurde ihr klar. Ava! Fühlte sie deshalb diese starke Verbindung zu ihr? Wann hatte ihre Großmutter die Kette wohl abgelegt? Als sie gewusst hatte, dass sie sterben würde?
    Es schien ihr unvorstellbar, dass man sie tatsächlich der Hexerei angeklagt und verbrannt hatte.
    Ein Schicksal, das auch ihr jederzeit drohen konnte, wie Lebrun deutlich gemacht hatte. Voller Ohnmacht schloss Madeleine die Augen, während ihr erneut stumm die Tränen über die Wangen rannen.

87
    D er Geheimdienstchef bestand darauf, sie von nun an jeden Tag zu sehen, um sie persönlich auf ihre Aufgaben vorzubereiten.
    »Wie ich bereits erwähnt habe, gibt es mehrere Agenten, die wir bei den Hugenotten haben. Sie gehören nicht zu dem engsten Führungskreis von Coligny oder Condé, sondern zum weiteren Umfeld, aber sie werden als Mittelsmänner deine Informationen an uns weiterleiten«, erläuterte er. »Umgekehrt wird es uns jederzeit möglich sein, dir über sie eine Nachricht zu übermitteln.«
    »Welche Männer sind das genau?«, fragte sie. Etwas in ihr fühlte sich wie abgestorben an, als wäre es nicht sie, die hier zuhörte, wie er sie zur Verräterin machte.
    Lebrun lächelte knapp. »Das wirst du zu gegebener Zeit erfahren. Zu deiner eigenen Sicherheit ist es besser, wenn du so wenig wie möglich darüber weißt und nicht zu viele Einzelheiten kennst.«
    Sie schwieg und begriff, dass er ihr damit zu verstehen geben wollte, dass sie durch diese Männer auch weiter unter seiner Beobachtung stand.
    »Das Wichtigste wird sein, dass du eine überzeugende Geschichte vorweisen kannst, wie du bei den Guise entkommen bist und dich anschließend in Paris versteckt hast«, erklärte der Geheimdienstchef. Er blätterte in einem Dossier, das er in den Händen hielt. »Die Hugenotten werden dir Fragen stellen, aber ihre Bereitschaft, dir erneut zu vertrauen, wird angesichts der Tatsache, dass du dem Admiral einmal das Leben gerettet hast, groß sein.« Er sah auf. »Die Narben, die du durch die Misshandlungen davongetragen hast, werden in diesem Fall von Vorteil sein.« Er schloss das Dossier und reichte es ihr. »Das

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