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Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht

Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht

Titel: Das Mädchen mit dem zweiten Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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begegneten ihr Clément und auch Madame Maineville. Beide um armten sie voller Freude, und ihre Wärme nahm Madeleine ein wenig von ihrer Nervosität.
    »Wo ist Charlotte de Laval?«, fragte sie, als sie weiter durch die Halle liefen. Ihr fiel auf, dass das Schloss im Gegensatz zu früher streng bewacht wurde. Im Hof und Gebäude – überall gab es jetzt Wachen.
    Nicolas drehte den Kopf zu ihr. »Du weißt es nicht? Nein, wie solltest du auch?«, beantwortete er seine Frage selbst. Er hatte seinen Schritt verlangsamt. Ein dunkler Ausdruck glomm in seinen Augen auf. »Sie ist vor wenigen Wochen gestorben! Ihr Tod kam für uns alle völlig überraschend.«
    Madeleine war betroffen stehen geblieben. Sie dachte daran, wie warmherzig Charlotte de Laval sie einst hier aufgenommen hatte, und es schien ihr unvorstellbar, dass sie Colignys Gemahlin nie wiedersehen sollte.
    Schweigend liefen sie weiter, als ihnen von der anderen Seite des Flurs eine andere Gestalt entgegenkam. Es war Ronsard, der wie immer elegant in ein besticktes Seidenwams und einen gekräuselten Hemdkragen gekleidet war. Er blieb erstarrt stehen, als er sie erkannte.
    »Madeleine?«, fragte er und kam sogleich mit zwei schnellen Schritten auf sie zu. »Mein Gott, du bist es wirklich!«
    »Ja«, sagte Madeleine mit einem Lächeln.
    Er umarmte sie lachend und hob sie hoch.
    Vardes hatte die Szene ausdruckslos beobachtet. »Der Admiral will sie sehen«, teilte er Ronsard mit.
    Dieser nickte gelassen. Das Verhältnis zwischen den beiden Männern schien sich nicht verbessert zu haben.
    »Ich begleite Euch!«, sagte er und trat mit ihnen in das große Gemach ein. Der Admiral war nicht allein: ein Bruder François, van Borsselen – dessen Bein anscheinend wieder in Ordnung war – und noch einige weitere Männer, an die sich Madeleine von ihrem ersten Besuch her nicht mehr erinnerte, waren ebenfalls anwesend. Sie standen ernst ins Gespräch vertieft in kleinen Grüppchen um den Kamin herum.
    Madeleine bemerkte, dass unter Colignys Augen tiefe Schatten lagen. Er war ganz in Schwarz gekleidet, was die Strenge seiner Erscheinung zusätzlich unterstrich, doch als er sie erblickte, lä chelte er warm. »Ich brauche Euch sicherlich nicht zu sagen, Mademoiselle, wie sehr uns Eure Rückkehr freut! Wir haben uns damals große Vorwürfe gemacht, dass wir Eure Entführung nicht verhindert haben«, sagte er, nachdem er sie begrüßt hatte.
    Madeleine nickte befangen. »Es war nicht Eure Schuld. Niemand konnte das wissen«, erwiderte sie schließlich.
    Der Admiral hatte aus einem geschliffenen Glaskrug ein Glas Rotwein eingegossen und reichte es ihr. »Setzt Euch. Wollt Ihr uns nicht erzählen, wie Euch die Flucht gelungen ist?«
    Sie nahm wahr, dass es im Raum plötzlich still geworden war und die anderen Männer sie ebenfalls anschauten. Einen kurzen Moment lang überlegte sie einfach, die Wahrheit zu berichten, doch dann verwarf sie den Gedanken sofort wieder. Das Risiko war zu groß. Lebrun hatte ihr gesagt, dass es in Châtillon mehrere Agenten von ihm gab, und sie wusste nicht, wer diese Männer genau waren. Es konnte jeder sein – auch eine der Personen, die sich hier mit ihr im Raum befanden.
    »Es war reines Glück. Die Guise haben mich von Meaux mit nach Paris genommen. Es ging mir sehr schlecht …« Sie brach ab, weil sie merkte, dass es ihr schwerer fiel, als sie gedacht hatte, diese Lügengeschichte zu erzählen. »Wir waren bereits kurz vor Paris, und die Wachen glaubten, ich wäre ohnmächtig, als ich einen kurzen Augenblick ihrer Unaufmerksamkeit nutzen konnte«, fuhr sie dann stockend fort. Die Männer hörten ihr schweigend zu, bis sie ihre Geschichte zu Ende vorgetragen hatte. Von Zeit zu Zeit stellte ihr der Admiral die eine oder andere Frage, die sie beantwortete. Lebrun wäre zufrieden gewesen, dachte sie voller Bitterkeit.
    »Es tut mir leid, was Ihr durchmachen musstet, obwohl Gott ohne Frage seine schützende Hand über Euch gehalten hat«, sagte er. Sie nickte mit einem schalen Geschmack im Mund. Doch dann glitt ihr Blick zum Kamin. Sie erschrak, als sie Nicolas sah. Tiefer Zweifel und Misstrauen zeigten sich in seinem Gesicht, als ahnte er, dass alles, was sie berichtet hatte, eine einzige Lüge war.
    Der Admiral hatte ihr die Hand auf die Schulter gelegt. »Meine Gemahlin wäre glücklich gewesen, Euch hier wieder begrüßen zu dürfen, Mademoiselle!«
    »Es tut mir sehr leid um sie«, sagte sie leise.
    Coligny nickte. Sein Gesicht hatte

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