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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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Granitbrocken
in ihrer Hand als für die Leiche zu ihren Füßen interessiert hat. Ich glaub, sie ist fasziniert von allem, was glitzert. Wissen Sie, dass sie ein bisschen zurückgeblieben ist?«
    »Ja. Irgendeine Form von Autismus?«
    »Ja, genau, so was. Meine Schwester hat an der Schule unterrichtet, die das Mädchen damals besucht hat. Sie konnte es gar nicht glauben, hat gemeint, das Mädchen sei nett und intelligent, habe ganz normale Bücher benutzt und so weiter. Dymphna, so heißt meine Schwester, hat gesagt, dass sie irgendwie in sich selbst eingeschlossen ist oder so was in der Art. Aber sie hat auch gesagt, das Mädchen sei harmlos und sammelt am liebsten irgendwelche ausgefallenen Sachen, mal Federn vom Hof, dann wieder bunte Steine vom Feld … ihre Schwester hat sie damit ganz verrückt gemacht.«
    »Aber wer sonst hätte ein Interesse daran gehabt, Michael Byrne umzubringen?« Es passte Sam überhaupt nicht, dass seine Geschichte eine neue Wendung nahm. Er hätte das Ganze lieber schon in trockenen Tüchern gehabt.
    Mullins richtete sich auf und beugte sich vor. »Das, was jetzt kommt, ist vertraulich, ja?« Er war noch nicht so betrunken, um sich freiwillig zum Trottel zu machen. Er hasste den Ruhestand und konnte sich an die Langeweile nicht gewöhnen, die er mit sich brachte. Früher hatten die Leute ihm Respekt entgegengebracht, und er war eine wichtige Persönlichkeit im Ort gewesen. Er hatte nie geheiratet, weil er sich für keine Frau hatte erwärmen können, und so war die Arbeit sein Leben geworden. Seit seinem Dienstantritt in Wicklow hatte er an Weihnachten immer gearbeitet und den jungen Kollegen nach Hause zu seiner Familie geschickt. Nicht, dass hier in der Gegend besonders viel passiert wäre, überwiegend Betrunkene und ungebührliches Benehmen und gelegentlich mal ein Diebstahl. Seine Schwester war am Ort verheiratet, aber
mit ihrem Mann hatte er sich noch nie gut verstanden, weshalb er sie nur selten besuchte. Jetzt, wo er im Ruhestand war, bekam er gelegentlich Besuch von seinen beiden Neffen, aber für eine wirkliche Bindung war es mittlerweile zu spät, und so verbrachte er seine Tage meistens alleine.
    »Oh, unbedingt!«, erwiderte Sam. Falls er irgendetwas von dem, was Mullins ihm gleich erzählen würde, veröffentlichen wollte, dann brauchte er nur zu behaupten, dass der Alte betrunken gewesen und von Vertraulichkeit keine Rede gewesen sei.
    »Nun, ich würde sagen, es gab eine ganze Menge Leute, die über Byrnes Tod nicht gerade betrübt waren. Da wäre zunächst mal Jimmy Kelly. Eigentlich sollte er ja den Hof bekommen, aber Byrne hat ihn ihm vor der Nase weggeschnappt. Das Gleiche gilt für Jimmys Sohn. Byrnes Sohn Seán hat ebenfalls zum Kreis der Verdächtigen gehört, aber er hatte ein Alibi. Er war zum Zeitpunkt der Tat mit seiner Schwester Kate zusammen. Seán und der Alte sind nie gut miteinander ausgekommen. Wie heißt es so schön? Wie Hund und Katze.«
    »Könnte es denn sonst jemand getan haben, außer den Angehörigen, meine ich?«
    »Er war bestimmt nicht beliebt, so viel steht fest, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ihn irgendjemand ermorden wollte. Im Pub hat er ständig Streit angefangen. Ich bin im Lauf der Jahre etliche Male dazugerufen worden und musste ihn verwarnen, aber es war ihm, glaube ich, immer egal, was die anderen von ihm dachten. Er war ein komischer Kauz. Die Kinder haben ihre Probleme wahrscheinlich von ihm geerbt.«
    Pete Mullins verfiel für eine Weile in Schweigen, als müsste er überlegen, ob er noch mehr erzählen sollte. Moran schenkte dem Sergeant nach, sich selbst aber nicht. Er musste jedes Wort, das er heute noch zu hören bekam, im Kopf behalten.
Gut möglich, dass er nie wieder an einen so auskunftsfreudigen Interviewpartner geriet.
    »Sie müssen wissen, ich habe mich eigentlich nie am Klatsch und Tratsch beteiligt, aber im Lauf der Jahre war immer wieder einmal die Rede davon, dass seine Frau, Maura, ein lockerer Vogel war, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Sam tat so, als verstünde er nicht. Er musste wirklich alles hören, jedes einzelne Wort.
    »Na ja«, fuhr Mullins fort und blickte sich im Zimmer um, als könnte ihn jemand belauschen, »es hieß, dass sie schwanger war, als Byrne sie geheiratet hat. Ich war damals noch nicht hier stationiert, bin ja erst einundfünfzig nach Árd Glen gekommen. Es wurde gemunkelt, das Kind sei nicht von ihm. Das muss dann wohl Seán gewesen sein, der Älteste, und darum konnte er

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