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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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entfernt, und hoffte, dass die Fahrt keine Zeitverschwendung war. Sein Chef hatte die vielen Ausreden für das lange Ausbleiben seiner Geschichte langsam satt. Die Zeit wurde knapp.

    Flynn saß in seinem großzügigen Büro mit Blick über die Innenstadt von Dublin und erwartete ihn bereits.
    Maurice Flynn war nicht mehr der junge, unerfahrene Kriminalkommissar wie vor zehn Jahren, als er Mitglied der Ermittlungskommission in Árd Glen war. Damals war er noch relativ neu bei der Kriminalpolizei, und man hatte ihn an den Ermittlungen beteiligt, damit er die Arbeit von der Pike auf lernte. Er konnte sich noch gut an den Fall erinnern, es war seine erste Leiche. Sein Onkel, ein Inspektor, hatte ihn bei der Polizei untergebracht, ihn immer wieder protegiert und dafür gesorgt, dass er nur in den ruhigsten Ecken Dublins eingesetzt wurde. Aber nach der Abschlussprüfung und seiner Ernennung zum Kommissar hatte Flynn senior in Bezug auf den Arbeitsplatz seines Neffen nicht mehr viel zu sagen gehabt. Maurice wurde auf die Wache in der Beech Street versetzt und war sehr erleichtert. Er war ehrgeizig, hoffte, innerhalb des Polizeiapparates noch höher zu klettern als sein Onkel, und wusste, dass er das niemals schaffen würde, wenn er sich ständig an seinen Rockzipfel klammerte. Seit dem Mord in Árd Glen hatte Flynn bei der Mordkommission Karriere gemacht, geheiratet und drei Kinder bekommen. Als die Nachtschichten begannen, am Fundament seiner Ehe zu nagen, bat er um die Versetzung ins Drogendezernat und beschäftigte sich dort mit der Überwachung von Drogendealern, die gerade ein völlig neues Problem nach Irland einschleppten: Heroin. Sein Erfolg blieb nicht unbeachtet, und er heimste etliche Belobigungen durch den Polizeipräsidenten ein. Er erlangte sogar eine gewisse Berühmtheit innerhalb der Polizei, und junge Rekruten ließen sich gerne von ihm die Hand schütteln, um sich mit seiner Bekanntschaft brüsten zu können.
    »Beeindruckende Aussicht!«, sagte Moran, gleichermaßen an sich selbst wie an Flynn gerichtet.

    »Ja«, erwiderte dieser ungerührt. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Moran?«
    »Bitte, nennen Sie mich Sam.«
    Flynn ging nicht darauf ein. Er hatte tagtäglich mit zwielichtigen Gestalten zu tun, darunter auch etliche Kollegen, und ließ sich von dem gelackten Reporter mit seinem forschen Lächeln nicht täuschen.
    »Ich schreibe gerade einen Artikel über einen Mord, der sich vor zehn Jahren in Wicklow ereignet hat. Soweit ich weiß, waren Sie an den Ermittlungen beteiligt, und ich hoffe, dass Sie mir vielleicht ein paar Hintergrundinformationen liefern können.«
    »Wer wurde denn da ermordet?« Flynn tat so, als wollte er diesem Schleimer weiterhelfen. Moran entspannte sich sichtbar.
    »Michael Byrne, ein Bauer aus dem Ort. Und seine Tochter wurde vor Gericht gestellt.«
    »Ach ja …« meinte Flynn gleichmütig und blickte Moran in die Augen.
    »Nun … können Sie mir etwas darüber sagen?«Sam schwante, dass er den Mann ein wenig unterschätzt hatte. »Ich meine, Sie gehörten doch zu dem Team, das den Fall damals untersucht hat, nicht wahr?«
    Flynn grinste. »Nein, mein Junge, ich war ein Grünschnabel, ein Laufbursche, der hauptsächlich Tee gekocht und Kekse geholt hat.« Flynn genoss Morans Bestürzung. Vermutlich hatte der Kerl noch niemanden gefunden, der ihm bei seinem Artikel behilflich war. Flynn war kein Idiot. Er konnte sich gut an den Fall erinnern, und er war als Einziger der Beamten, die das Mädchen damals wegen Mordverdachts festgenommen hatten, noch im aktiven Dienst. Als Minderjährige war sie in irgendeinem Irrenhaus gelandet, und er hatte im
Lauf der Jahre immer wieder einmal an sie gedacht. Die beiden Kollegen, mit denen er in Árd Glen gewesen war, hatten zum Zeitpunkt des Mordes kurz vor der Pensionierung gestanden und waren mittlerweile tot, doch er wusste noch gut, mit welchem Eifer sie damals die Festnahme betrieben hatten. »Ein glasklarer Fall«, hatte Burke, der Dienstälteste gemeint, und sie waren heilfroh gewesen, dieses Provinznest so schnell wieder verlassen zu können, um sich wichtigeren Aufgaben zu widmen. Die nagenden Zweifel, die ihn auf der Rückfahrt geplagt hatten, hatte er versucht zu ignorieren. Irgendetwas an der Sache war faul, aber er wollte seinen Kollegen beweisen, dass er nicht mehr das Hätschelkind seines Onkels war, und hielt den Mund. In den folgenden Jahren hatte er hin und wieder an das Mädchen denken müssen, besonders, wenn er es mit

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