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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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und Kate offensichtlich über ihn geführt hatten, wagte aber nicht danach zu fragen. Es stimmte, er mochte Kate Byrne. Sie war eine attraktive Frau, aber es ging auch etwas Deprimierendes von ihr aus. Sie tat ihm leid, weil sie sich nicht nur um den jüngeren Bruder kümmern musste, sondern zunehmend auch um den älteren, der immer schwächlicher wurde und umso mehr trank. Im Lauf der Zeit entdeckte er aber die starke Persönlichkeit, die in ihr steckte, und sah sie in einem anderen Licht. Er bewunderte sie.
    Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Kate das Mädchen vorgeschickt hatte, aber falls doch, dann musste er dafür sorgen, dass sie die richtige Antwort zu hören bekam.
    »Nun, Tess, ich finde, es ist sehr schade, dass deine hübsche Schwester keinen Freund hat«, erwiderte er unbeholfen. Romantik war noch nie seine Stärke gewesen.
    Jetzt war es heraus. Bis morgen früh würde entweder Kate glücklich sein, dass er sie bewunderte, oder Seán würde ihn feuern, weil er seiner Schwester ungebeten den Hof machte.
    Dermot beendete sein Flickwerk am Traktor, stand auf, klopfte seinen Overall ab und kletterte auf das vorsintflutliche Gefährt. Tess, beglückt von seiner Antwort, sprang auf und beobachtete neugierig, ob die Reparatur erfolgreich war.

    Kate Byrne warf einen Blick aus dem Küchenfenster und wusste, dass sie mit Dermot über Tess reden musste. Deirdre hatte sich für heute angekündigt, und auch mit ihr wollte sie dieses Problem besprechen.
    »Dermot, hast du mal einen Moment Zeit?«
    Dermot betrat die enge Küche und putzte sich sorgfältig die Schuhe auf der Fußmatte ab. Wie oft hatte er Seán rücksichtslos hineinstiefeln sehen, wenn Kate gerade gewischt hatte.
    »Ja, was kann ich für dich tun, Kate?«
    Unwillkürlich musste Dermot an das Gespräch mit Tess denken, und er ertappte sich bei der Vorstellung, wie es wäre, Kate zu küssen. Er wurde rot und hoffte, dass sie seine Gedanken nicht erraten konnte.
    »Dermot, es geht um Tess.«
    »Ich weiß.« Er versuchte es Kate leicht zu machen. Er hatte gemerkt, dass sie fast genauso schüchtern war wie er selbst.
    »So?«
    »Ja, ich habe mich in letzter Zeit viel mit ihr unterhalten. Du weißt ja, sie fragt einem Löcher in den Bauch. Ich muss sagen, dass sie mir sehr ans Herz gewachsen ist.«
    Kate spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Sie hatte nicht erwartet, dass Dermot seine Gefühle für Tess so direkt offenbaren würde und merkte, wie Ärger und gleichzeitig Schutzinstinkte in ihr erwachten.
    »Dermot, Tess hat gewisse Probleme, über die du dir sicherlich im Klaren bist. Sie ist geistig um Jahre hinter ihrer körperlichen Entwicklung zurück. Sie ist ja eigentlich noch ein Kind, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Ja, ich weiß das, aber ich unterhalte mich gerne mit ihr. Sie ist so ehrlich. Solche Menschen sind heutzutage selten. Bist du böse, Kate? Soll ich sie in Ruhe lassen?«

    »Ich will nicht, dass du sie auf dumme Gedanken bringst, falls du das meinst. Sie ist sehr … sensibel. Setz ihr keine Flausen in den Kopf.« Kate war nicht auf Streit aus, aber sie spürte, dass Dermot nicht so schnell aufgeben wollte.
    Dermot begriff, dass Kate glaubte, er fühle sich zu Tess hingezogen, und musste innerlich lächeln. Sie ist eifersüchtig, dachte er zufrieden.
    »Dumme Gedanken? Aber nein, Kate, da liegst du völlig falsch. Es … ähm, es geht um dich … ich …« Das war nicht gut. Er konnte nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen, er musste anders vorgehen. »Kate, Tess hat angedeutet, dass ich dir nicht gleichgültig bin. Du hast wohl mal so etwas zu ihr gesagt.«
    Kate war empört. »Also, ganz bestimmt nicht! Sie hat manchmal wirklich seltsame Ideen.«
    Sie standen sich beide schweigend gegenüber, die roten Köpfe gesenkt.
    Kate, die die Stille nicht länger ertragen konnte, hatte sich wieder gefasst und ergriff zuerst das Wort. »Du fühlst dich also nicht zu Tess hingezogen?«
    »Nein, Kate. Nicht zu Tess«, erwiderte Dermot leise, drehte sich verlegen um und verschwand. Mehr brachte er nicht heraus.
    Er bog hastig um die Hausecke, und als er meinte, Kate weinen zu hören, blieb er einen Augenblick stehen, unschlüssig, was er tun sollte, bevor er mit schnellen Schritten über den Hof hinaus aufs offene Feld lief.
    Kate Byrne saß wie vor Schmerzen gekrümmt in der Küche. Dermot empfand etwas für sie, sie war ihm nicht gleichgültig, das wusste sie nun, aber anstatt darüber glücklich zu sein oder sich wie ein

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