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Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Titel: Das Mädchen mit den Teufelsaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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anders, als Ihr es Euch ausgedacht habt.»
    Rosamund nickte, fragte: «Und Ihr, was wollt Ihr?»
    Matteo zuckte mit den Schultern. «Eigentlich dasselbe wie Ihr. Fuß fassen, eine wirkliche Heimat finden, geliebt werden, malen, Kinder zeugen.»
    «Ja, dann sind unsere Wünsche wohl ähnlich.»
    Rosamund reichte Matteo zum Abschied die Hand.
    «Lebt wohl und habt Dank.»
    «Wir werden uns wiedersehen, Jungfer. Und ich freue mich darauf.»

Neuntes Kapitel
    Übers Jahr war das Urselchen mannbar und schmierte sich jeden Morgen eine rote Paste auf Lippen und Wangen. Statt der Hufnägel drehte sie sich Lockenhölzer ins Haar und tat vornehmer, als die Weißfrauen im Stift ihr es beigebracht hatten.
    Während Rosamund Farben rieb und Girlanden zeichnete, manchmal sogar Umrisse von Gestalten ausmalte, spülte sich das Urselchen mit Essig Glanz ins Haar, stahl aus der Werkstatt das kostbare Bleiweiß, um es sich vor dem Tanz auf das Gesicht zu reiben, nahm Papier weg und ließ sich von Rosamund Kleider darauf zeichnen. Die Blätter und das Geld, das die Werkstatt abwarf, trug sie zum Gewandschneider oder zum Schuhmacher.
    Den Frankfurter Jungmännern war Ursulas Erblühen nicht verborgen geblieben. So manch einer hatte sich die Finger am Gusseisenklopfer schon blutig geschlagen. Einmal hatte Rosamund gehört, wie einer kam, der das Urselchen freien wollte. Es war der zweite Sohn eines angesehenen Gewandschneiders. Derjenige, der die Werkstatt nicht bekommen würde, sondern sich sein Glück mit eigenen Händen schaffen musste.
    Die Tür zum Salon hatte offen gestanden, als die Mutterund das Urselchen den Freier empfingen. Natürlich, ohne dass der Vater davon wusste. Womöglich wäre dem Vater der Gewandschneidersohn ohne Werkstatt recht gewesen, das Urselchen aber wollte höher hinaus. Rosamund hatte im Flur einen neuen Fries nach den Wünschen der Mutter gemalt. Mit viel Blattgold, damit es vornehmer wirkte, obwohl kein Licht da war, um es anzustrahlen.
    Ansgar Tucher also kam und brachte ein Sträußchen mit, welches die Ursula mit einem leicht verächtlichen Blick entgegennahm. Bunte Blumen vom Feld waren nicht mehr in Mode. Mit Tinte eingefärbte Rosen überreicht man jetzt. Der Tucher, Ansgar, hatte davon nichts gewusst.
    «Ihr seid nicht sehr beschlagen in den Dingen des Luxus und der Moden, wie?», fragte die Mutter und maß den Ansgar mit einem Blick von den Haarwurzeln bis zu den blankgeputzten Schuhen.
    Der Ansgar schaute verstört. «Wie denn? Muss man das seit neuestem, um den Weibern zu gefallen? Ich arbeite den ganzen Tag, gehe sonntags in die Kirche und gebe zu Ostern und Weihnachten den Armen. Reicht Euch das nicht?»
    «Bei einer wie mir langt das nicht», quäkte das Urselchen. «Da müsst Ihr Euch schon ein bisschen mehr mühen. Schließlich habe ich eine vornehme Erziehung und bin es nicht gewohnt, mir die Hände schmutzig zu machen. Oder sucht Ihr etwa ein Weib, das mittut in der Werkstatt?»
    Ansgar Tucher schluckte. «Hin und wieder ergibt es sich schon, dass eine Hand mehr gebraucht wird. Aber die Frau muss in erster Linie gut wirtschaften im Haus und in der Küche und mir Erben schenken. Am liebsten Söhne.»
    Das Urselchen lachte hellauf. «Dann sucht Euch besser eine Magd und schwängert sie, da habt Ihr alles beisammen, was Ihr sucht.»
    «Mägde haben wir und Knechte auch. Meinem Weib soll’s an nichts mangeln. Schöne Kleider, weiche Kissen, alles, was ihr Herz begehrt.»
    Das Urselchen trat einen Schritt näher, umschritt den Tucher, als sei er eine Statue. «Schmuck auch? Und eine eigene Zofe?»
    «Woher denn! Wir sind doch keine Patrizier. Handwerker sind wir, mit goldenen Händen und einem goldenen Herz. Wollt Ihr noch mehr?»
    «Wie viele Häuser habt Ihr? Wie viele Gulden? Und die Kirchenbank, ist die weit genug vorn?»
    «Geht es Euch nur um Geld und Ansehen?»
    Ursula kicherte. «Verbessern will ich mich. Gut habe ich es jetzt schon.»
    «Nun, mein Vater sagt, Ihr zahlt ein wenig mehr Steuern als wir. Aber Ihr seid ja auch die Zweitgeborene. Euch steht weniger zu als Eurer Schwester. Da gleicht es sich aus.»
    «Pfft! Meine Schwester. Die ist so gut wie weg, die zählt gar nicht. Nehmt mich nur wie eine Erstgeborene. Womöglich kriegt Ihr sogar die Werkstatt.»
    Der junge Mann trat von einem Bein auf das andere. «Die Werkstatt, sagt Ihr?»
    Da sprang die Mutter ein. «Möglich ist alles, nicht wahr? Wo Täubchen ist, fliegt Täubchen hin.»
    «Das heißt, es ist nicht

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