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Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Titel: Das Mädchen mit den Teufelsaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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noch immer wie eine Waffe erhoben.
    Matteo wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht, um die Müdigkeit, die jetzt wie ein hungriger Wolf über ihn herfiel, zu vertreiben. Doch dann war es mit seiner Beherrschung vorbei. Er ließ sich auf einen Schemel sinken und begann hemmungslos zu weinen.
    Der Geselle stand hilflos daneben. «Erst schlagt Ihr sie, und dann jammert Euch, was Ihr getan habt», sagte er und schlug seinem Meister leicht auf die Schulter.
    «Ich war es nicht», erklärte Matteo müde. «Bei einem Exorzisten war sie, wollte sich die Teufel austreiben lassen, damit wir endlich ein Kind bekommen.»
    «Was?» Dietrich riss die Augen auf. «Sie glaubt, dass das Böse in ihr wohnt?»
    Matteo nickte.
    «Rosamund? Ausgerechnet sie? Ja, wenn man mich fragen würde, ob in der Ursula der Teufel steckt, ich wüsste nicht, was antworten. Auch bei der Frau Meisterin Lisbeth wäre ich um eine Antwort verlegen, aber doch nicht unsere Rosamund!»
    Matteo sah auf, lächelte zum ersten Mal an diesem Tag. «Ihr glaubt es auch nicht, nicht wahr?»
    Dietrich warf sich in die Brust. «Ach, woher denn! Ich kenne sie, seit sie ein Kind war. Nie hat sie etwas Böses getan. Niemals.»
    Matteo stand auf, schlug dem Gesellen herzhaft auf die Schulter. «Ich danke dir, Dietrich.»
    «Wofür?» Der Geselle war verwundert.
    «Für deine Treue. Für deine Freundschaft. Ach, was weiß ich. Dafür, dass du da bist.»
    Matteo verließ die Werkstatt, und Dietrich sah ihm kopfschüttelnd nach.
    Auf dem Weg zur Apotheke wurde Matteo plötzlich freundlich von allen Seiten gegrüßt. Das war unüblich. Er war noch immer ein Fremder in der Stadt, einer, von dem erwartet wurde, dass er zuerst den Hut zog und den Nacken beugte.
    In der Apotheke selbst verstummte das Gemurmel, als er eintrat. Die Leute beglotzten ihn mit einer Mischung aus Furcht und Bewunderung.
    «Was ist los?», fragte er.
    Zwei Frauen steckten die Köpfe zusammen und tuschelten, ein Alter hieb ihm ins Kreuz.
    «Der Medicus war also schon hier», stellte Matteo fest.
    «Es heißt, Euer Weib hätte sich sogar bedankt für die Prügel», raunte eines der Weiber. Die andere verschränkte die Arme unter den üppigen Brüsten. «Bedankt! So weit kommt es noch! Dem meinen hätte ich die Bratpfanne über den Schädel geschlagen.»
    Einige lachten. Der Alte zeigte mit dem Finger auf sie: «Ja, genau, so hättest du es gemacht. Und deshalb ist der deine ja auch als Schlappschwanz verschrien. Der hier», er wandte sich um und zeigte mit dem Daumen auf Matteo, «der hier, der Fremde, der Welsche, hat derseinen gezeigt, was ein richtiger Kerl ist, jawohl. Nicht so ein Schlappschwanz wie sein Schwager, der Herr Zunftmeister. Der schwingt nur in der Schänke das große Maul, und wenn er nach Hause kommt, dann kriegt er’s von der Alten gestopft.»
    Die Menge lachte. Einer fragte: «Woher weißt du das?»
    «Von der Magd weiß ich’s. Sie ist die Schwester unsrer Magd. Erzählt hat sie es überall, und gelacht hat sie, dass sie kaum noch Atem bekommen hat. Der Fremde hier ist aus anderem Holz geschnitzt. Der redet nicht, der handelt. Und ihr alle werdet sehen, wie ihm das zugute kommt. Der Medicus hat schon überlegt, ob er sich bei dem Fremden nicht ein Bild für die Schlafkammer bestellt.»
    Matteo hatte genug. Genug von diesen Leuten, die es als Heldentat ansahen, wenn einer, der Muskeln hatte wie ein Auflader, sein schwaches Weib beinahe zum Krüppel prügelte. Doch er musste diese Last nun tragen, musste weiter als der Schuldige gelten. Kam heraus, dass Rosamund bei einem Exorzisten gewesen war, so wäre das noch viel schlimmer, so würden die Leute womöglich anfangen, Michael Glauben zu schenken, wenn er über das Geheimbuch sprach.
    Wortkarg verlangte Matteo die Salben und Tränke, bezahlte ohne zu Murren die Rechnung und ging davon. Von draußen hörte er den Alten plappern: «Ein feiner Kerl, ein echter Mann. Erst zeigt er ihr, wer der Herr im Hause ist, dann kauft er die Medikamente, weil er ja geschworen hat, für sie zu sorgen. So ist es gut, so ist es recht, so gefällt es dem lieben Gott.»
    Als er nach Hause kam, war das Fieber weiter gestiegen. Behutsam wusch er Rosamund mit einem weichen Lappen und warmem Wasser, dann strich er die kühlende Salbe auf ihre Wunden, bedeckte sie mit Leinenstreifen.
    «Wo ist Bommel?», fragte Rosamund, die blass und schwach aus den Verbänden lugte. «Wo ist er hin, der kleine Hund?»
    Da erst bemerkte Matteo, dass der Kleine

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