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Das Maedchen und der Luegner

Das Maedchen und der Luegner

Titel: Das Maedchen und der Luegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bjenlund
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schon lange kenne? Ich meine nicht persönlich, aber ich hab Sie schon mal gesehen . «
    Vor S chreck fühlte Severin, wie er blass wurde. »Sie kennen mich? Dann wissen Sie ja auch, dass … ich … ich meine … ich glaube, ich verstehe Sie nicht richtig.« Am liebsten wäre er ihrem forschenden Blick ausgewichen, doch er hielt ihm mit aller Kraft stand.
    » Jetzt staunen Sie, nicht wahr ? «Tanja lachte leise auf . »Ich hätte nie gedacht, dass ich Ihnen eines Tages gegenüber stehen werde. Vielmehr war ich der Meinung, dass alles nur Hirngespinste von mir sind.“
    » Würden Sie mir das genauer erklären ? « fragte Severin rau.
    » Ich habe Sie im Fernsehen gesehen. Frau von Tarlton erzählte ich bereits davon. Sie war ziemlich überrascht. Damals, als das Unwetter war, fielen Sie mir sofort auf. Sie retteten eine Katze, und gerade in diesem Moment …“
    » Ach ja.“ Severin war sichtlich verlegen. „Jetzt erinnere ich mich wieder. Ein paar schlimme Tage waren das. Immer wenn ich Toby sehe, denke ich daran. Und Sie haben den Filmbericht gesehen? Es kann nur ein ganz kurzer Augenblick, ein kleiner Ausschnitt gewesen sein, ich meine, der Moment, als ich zu sehen war.
    » Seither habe ich Sie nicht mehr vergessen. Dass ich Sie ausgerechnet hier auf Dreieichen als Gärtner wiedersehen würde, hätte ich nie zu hoffen gewagt. Ganz ehrlich, diese Filmaufnahmen damals haben mich sehr beeindruckt. Trotz der entsetzlichen Geschehnisse hatten Sie einen beinahe glücklichen Gesichtsausdruck, vermutlich weil Sie das Kätzchen retten konnten . « Tanja senkte den Blick. Sie merkte plötzlich, dass sie auf dem besten Wege war, sich um Kopf und Kragen zu reden. Schließlich wollte sie sich nicht diesem wildfremden Mann einfach an den Hals werfen. Und genauso musste ihre etwas diffuse Erzählung für ihn klingen. Sie war ja schon froh, ihn überhaupt gefunden zu haben. »Ich sollte wieder hinein gehen. Bestimmt ist Frau von Tarlton schon wach und wartet darauf, dass ich ihr beim Ankleiden helfe. Doch es war schön, dass ich mich eine Weile mit Ihnen unterhalten konnte.“
    » Ich habe mich ebenfalls sehr gefreut, Tanja. Ich darf Sie doch so nennen?“ Als sie nickte, fuhr er fort: »Ich würde mich freuen, wenn Sie Severin zu mir sagen«. Er starrte sie lauernd und gleichzeitig unsicher an. Jetzt musste sie doch merken, dass irgendwas nicht stimmte. Er hoffte so drauf, dass sie ihn fragen und ihm damit ein passendes Stichwort zuspielen würde, damit er ihr endlich die Wahrheit sagen konnte. Aber nichts dergleichen geschah.
    » Wenn Sie das möchten, gern. Es ist schon seltsam, dass Sie denselben Vornamen haben wie Herr von Tarlton. Am Ende sind Sie es sogar selbst«, fügte Tanja lachend hinzu. Sie war so arglos, dass sein schlechtes Gewissen ihn immer mehr drückte. »Vielleicht spielen Sie mir das Ganze ja nur vor und wollen  mich testen . « Sie wurde unvermittelt ernst, als er etwas sagen wollte, das ihm anscheinend sehr wichtig war . »Ach nein, das glaube ich nicht“, berichtigte sie sich selbst in der Annahme, damit seinen Protest gerade noch verhindert zu haben. »Ihre Augen sind ganz einfach zu ehrlich dazu. Nein, Sie können nicht lügen. Wenn jemand so ein großes Herz hat für Tiere wie Sie, dann hat er kein Misstrauen seinen Mitmenschen gegenüberim Herzen. Bitte, entschuldigen Sie meine Worte. Es sollte nur ein dummer Scherz sein . « Hastig wandte sie sich um und rannte leichtfüßig davon.
    Severin von Tarlton stand da, betroffen und irgendwie kreuzunglücklich . Eine kleine Chance hatte er gehabt, seinen Fehler zu berichtigen, doch er hatte sie nicht genutzt, hatte seinen Einsatz verpasst. Und dann war der Augenblick vorbei gewesen.
    Wie sollte es nur weitergehen? Die Unterhaltung mit Tanja hatte ihn mehr beeindruckt, als er sich eingestehen wollte.
    Ihr liebenswürdiges Wesen, ihre anmutigen Bewegungen und die Schönheit ihres makellosen Gesichtes gingen ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und dann auch noch das Geständnis.
    Hatte sie etwa deshalb diese Arbeit bei seiner Großmutter angenommen, weil sie ihn im Fernsehen gesehen hatte? Ihre Worte hatten ganz danach geklungen.
    Doch daran konnte Severin beim besten Willen nicht glauben. Es wäre eine Geschichte wie aus dem Märchen, und den Kinderschuhen war er, Severin, längst entwachsen. In seinem Alter gab es keine Märchen mehr, oder doch?
     
    * **
     
    Wieder einmal war einer jener Regentage, die zwar nötig für die Natur waren, für die

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