Das Maedchen und der Magier
verdenken. Selbst im lockeren Las Vegas fielen laute Selbstgespräche unangenehm auf. „Ich fülle dir deinen Teller, wenn du mir versprichst, nicht auf dem Tisch zu tanzen."
„Einverstanden." Ein ungewohntes Gefühl breitete sich in ihm aus, und er merkte, dass er plötzlich schneller atmete. Es musste an Jennas Lächeln liegen, und er wünschte sich, sie würde nie aufhören, ihn so anzulächeln.
Als das Taxi sie zwei Stunden später am Hintereingang von „Traumhochzeit" absetzte, lächelte Jenna nicht mehr.
„Du Idiot!" fauchte sie. „Du hast dir schon eine Menge geleistet, aber das war wirklich die Krönung."
•
„Du wolltest noch etwas Hühnchensalat, und ich habe ihn dir geholt. Was war schon dabei?" erwiderte Chase mit Unschuldsmiene.
„Was dabei war?" wiederholte sie aufgebracht, während das Taxi davonfuhr. „Der alte Mann neben uns fiel in Ohnmacht und musste von einem Rettungssanitäter wiederbelebt werden."
„Aber du hast den letzten Hühnchensalat bekommen und ..."
„Chase! Die Leute im Paradise kennen mich. Ich möchte nicht, dass sie mich für verrückt halten."
„Sie halten dich nicht für verrückt", entgegnete er. „Sie haben dir sogar einen Job angeboten, oder etwa nicht?"
„Als Zauberkünstlerin!" Wie hätte sie ihnen sonst einen durch die Luft schwebenden Teller mit Hühnchensalat erklären sollen?
„Du hast blitzschnell geschaltet", lobte Chase. „Ich war beeindruckt."
„Mir gehen langsam die Ausreden aus", sagte sie und öffnete die Tür. „So kann es nicht weitergehen."
Ihre Absätze klapperten den Flur entlang, dicht gefolgt vom dumpfen Geräusch seiner Stiefel.
„Heirate mich", sagte er. „Dann wird dies alles nur eine lustige Erinnerung sein."
„Sei still, sonst ..."
„Jenna!" Grace kam aus dem Waschraum. „Also habe ich doch richtig gehört. Gut, dass du da bist. Wir haben ein Problem."
„Die Klimaanlage", sagte Jenna und überlegte, wie viele Paare sie trauen mussten, um die Reparatur zu bezahlen.
„Es ist nicht die Klimaanlage", erwiderte Grace betrübt. „Es ist Gil."
Jenna erstarrte. „Hat er Rosalia weh getan?"
„Er sucht nach ihr."
„Großartig." Jenna ballte die Faust. „Sie hat ihn also verlassen."
"Grace schien ihre Begeisterung nicht zu teilen.
„Was ist?" fragte Jenna. „Sag nicht, du findest, sie sollte bei dem Schwein bleiben."
Ihre Mitarbeiterin senkte die Stimme. „Er ist in deinem Büro."
„In meinem Büro hat er nichts verloren, Grace."
Grace errötete. „Er hat getrunken. Wir ... wir dachten, es ist besser, wenn niemand ihn sieht."
„Sie hätte ihn von der Polizei abholen lassen sollen", knurrte Chase.
Jenna war ganz seiner Meinung, ließ sich jedoch nicht zu einer Ant wort verleiten. „Ich kümmere mich um Gil", sagte sie und eilte entschlossen weiter.
„Überlass ihn mir", sagte Chase.
„Es ist mein Geschäft, und er ist mein Problem. Halt dich heraus."
„Der Kerl ist gefährlich."
„Ich bin nicht Rosalia. Er wird nicht wagen, mich anzufassen."
„Wenn er durchdreht, ist es ihm egal, wen er trifft."
„Halt dich heraus, Chase", wiederholte sie. „Ich brauche deine Hilfe nicht."
Er wollte ihr sagen, dass er Typen wie diesen Gil nicht ausstehen konnte und froh wäre, einem von ihnen eine Lektion erteilen zu können. Aber er schwieg. Der Bursche war ihr Problem, also würde er sich heraushalten und nur aufpassen, dass ihr nichts zustieß.
Die Tür zu ihrem Büro war offen. Gil stand am Fenster, eine Flasche Bier in der Hand.
Jenna hielt den Atem an, als er sich zu ihr umdrehte.
„Wo ist sie?" fragte Gil.
„Rosalia ist seit zwei Tagen nicht mehr zur Arbeit gekommen."
„Sie haben meine Frage nicht beantwortet", sagte er, als Jenna sich an den Schreibtisch setzte. „Wo ist sie?"
Chase stellte sich hinter Gil und verschränkte die Arme.
„Ich weiß nicht, wo sie ist", antwortete Jenna und überflog die Nachrichten neben dem Telefon. „Ich weiß nur, dass wir sie brauchen, und hoffe, dass sie bald kommt."
Gil ging auf sie zu, gefolgt von Chase. „Sie mögen mich nicht."
„Stimmt." Jenna sah ihm ins Gesicht. „Ich mag Sie nicht."
Er beugte sich über den Schreibtisch. Dunkle Bartstoppeln bedeckten seine Wangen. An einem oberen Schneidezahn funkelte eine Goldkrone. „Mit Rosalia und mir war alles in Ordnung, bis Sie ihr diesen Unsinn eingeredet haben." Die Hand mit der Flasche schwebte vor Jennas Gesicht. Der Geruch des Biers stieg ihr in die Nase, und sie musste sich beherrschen, um
Weitere Kostenlose Bücher