Das Maedchen und der Magier
nicht." Er stand auf und ging zu ihr. „Du hast keinen von ihnen geliebt, nicht wahr?"
„Na und?" Trotzig hob sie das Kinn. „Freundschaft ist in einer Ehe nicht weniger wichtig.
Vielleicht sogar noch wichtiger."
„Und deshalb haben sie dich vor dem Altar zurückgelassen?"
Sie kämpfte mit den Tränen. „Ich möchte nicht mehr darüber reden."
„Warum nicht?" Er hielt sie an den Armen fest. „Weil noch niemand den Mut aufgebracht hat, dir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen?"
Sie versuchte, sich zu befreien, aber er ließ sie nicht los. „Du verstehst nichts von der Freundschaft zwischen einem Mann und einer Frau." Hat die Freundschaft dich etwa zum Altar gebracht?"
„Du Mistkerl!"
„Stimmt", erwiderte er. „Ich bin vielleicht ein Mistkerl und bin auch nicht der Ehemann, den du dir erträumt hast. Aber eins kann ich dir sagen, Jenna. Ich hätte dich nie wegen einer anderen Frau verlassen."
Es ging so schnell, dass sie nicht mehr reagieren konnte. Die Anziehungskraft zwische n ihnen war so gewaltig, dass die Vernunft gegen den Instinkt nicht die geringste Chance hatte.
Jenna schob die Hände in sein dichtes, seidiges Haar und strich mit den Fingerspitzen über seinen Kopf. Sie kannte alles, was es an ihm zu kennen gab. Jeden Muskel, jeden Knochen, aber nicht einmal ihre Phantasie hatte sie auf die warme Haut eines lebenden, atmenden Mannes vorbereitet.
Er küsste ihren Hals und tastete mit der Zunge über die Stelle, an der ihr Puls schlug. Sie hatte das Gefühl, in Flammen aufzugehen. Er streichelte ihre Taille, die Hüften, ließ die Hände an den Beinen hinabgleiten und hob langsam den Rock, bis die Finger die bloße Haut berührten.
Sie schmiegte sich an ihn. „Ich will nicht mit dir befreundet sein", flüsterte sie.
„Gut."
Ungeduldig riss sie sein Hemd auf. Die Knöpfe flogen durch die Luft. Sie wollte ihn nackt.
Sie wollte seinen Körper mit den Lippen erkunden. Den Körper, den sie von ganzem Herzen herbeigesehnt und mit den eigenen Händen nachgebildet hatte.
Er fühlte ihre Erregung durch die zarte Seide des Slips hindurch, und sie stöhnte auf.
„Jenna!" rief Grace aus dem Sekretariat. „Hast du etwas gesagt?"
Plötzlich wurde sie sich ihrer Umgebung wieder bewusst.
„Nein", antwortete sie mit ungewöhnlich heiserer Stimme.
„Tut mir leid", erwiderte Grace aus dem Nebenzimmer. „Da muss ich mich wohl verhört haben."
Chase strich mit dem Daumen über ihre Brust. „Schließ die Tür."
„Das kann ich nicht. Es würde sie misstrauisch machen."
„Wenn sie hereinkommen, werden sie mich nicht sehen."
„Das ist doch verrückt", wisperte sie. „Was ist bloß mit mir los? So wie jetzt war es noch nie. Ich meine, ich ..."
„Drei Verlobte", sagte er. „Und nicht einer davon ...“
Sie schüttelte den Kopf. „Nicht einer davon."
„Dann freu dich, dass sie dich versetzt haben."
Ihre Hände lagen zwischen ihnen, wie eine Barriere. „Ich möchte etwas Sicheres, etwas ganz Einfaches." Einen Mann, auf den sie sich verlassen konnte, keinen, der mit der Gefahr spielte und sein Geld mit Illusionen verdiente. „Ich möchte ein Zuhause und eine Familie. Ich möchte wissen, wo ich in zwanzig Jahren sein werde." Ich will nicht mehr allein sein, dachte sie verzweifelt. Sie hielt das Alleinsein nicht mehr aus.
„Und das hier möchtest du nic ht?"
Der Kuss raubte ihr den Atem und zeigte ihr, was in ihrem Leben alles fehlte ... und warum sie Chase brauchte.
„Nein." Sie löste sich aus seinen Armen. „Ich will es nicht." Lügnerin! Du willst es mehr, als du je etwas gewollt hast.
Und er wusste, dass sie log. Sie sah es ihm an. Sein Blick verriet es, als würde er die Worte erahnen, die sie niemals aussprechen würde.
10. KAPITEL
Mittags sah Chase endlich ein, dass sie nur noch eins tun konnten, um den Fluch zu besiegen, der ihr Leben ruinierte.
„Das ist doch verrückt!" rief Jenna, als er ihr von seinem Plan erzählte.
„Willst du mich für den Rest deines Lebens um dich haben, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche?"
„Schon gut, ich tue es." Ihre Antwort war nicht gerade schmeichelhaft und verpasste seinem Selbstbewusstsein einen herben Schlag. „Es gefällt mir nicht, aber ich tue es."
So konnte es einfach nicht weitergehen. Die Spannung zwischen ihnen war kaum noch auszuhalten, und Chase wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Situation außer Kontrolle geriet. Er begehrte sie, und fast hätte er sie hier in ihrem Büro geliebt.
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