Das Maedchen und der Magier
Das einzige, was ihn zurückgehalten hatte, war die Verletzlichkeit in ihren Augen gewesen.
Jenna und Chase heirateten um drei Uhr nachmittags in der Hauptkapelle zum zweiten Mal.
Die „Ten Pins", ein Bowlingteam der Weltklasse aus Flagstaff, Arizona, hatte beschlossen, den letzten Sieg mit der Erneuerung ihrer Ehegelübde zu feiern.
„Wir stellen uns in die letzte Reihe und sprechen einfach mit ihnen mit", schlug Jenna vor.
„Und was ist mit den Papieren?" fragte Chase.
„Wir brauchen nur eine Erklärung zu unterschreiben, dass wir bereits miteinander verheiratet sind."
„Sind wir das?"
„Dank Mavis sind wir es." Verheiratet, dachte sie staunend. Ich bin eine verheiratete Frau.
„Vielleicht schaffen wir es diesmal, den Fluch zu brechen."
„Dein Wort in Gottes Ohr."
Er lächelte. „Eine Ehe auf Zeit kann auch ihre Vorteile haben."
Sie ignorierte ihn. Ihre geröteten Wangen waren Antwort genug. Was zwischen ihnen herrschte, war einfach nicht zu bestreiten. Sie hatte geahnt, dass es so sein würde. Deshalb war sie ihm aus dem Weg gegangen, als sie beide im Paradise Hotel gearbeitet hatten.
Chase Quinn versprach keinerlei Sicherheit oder Geborgenheit. Man konnte sich nicht auf ihn verlassen, wenn das Leben schwer oder man selbst alt wurde. Männer wie Chase suchten das Vergnügen und fanden es, wo immer es sich ihnen bot.
Sie verstand das. Sie akzeptierte es. Und hatte ihn immer gemieden, als wäre er eine ansteckende Krankheit.
Wer hätte gedacht, dass das Schicksal sie in seiner unergründlichen Weisheit eines Tages zu einem Ehepaar machen würde?
Selbst beim zweiten Mal konnte sie es kaum glauben.
„Die übernehme ich", sagte Jenna zu Liz und tat so, als wäre es eine ganz normale Trauung.
„Du hast doch schon die letzte gemacht", protestierte Liz. „Jetzt bin ich dran."
„Nein", erwiderte Jenna lächelnd. „Vierzig glückliche Paare, das klingt nach einer Aufgabe für die Chefin."
„Sie wird immer misstrauischer", sagte Chase auf dem Weg zur Kapelle. „Sie findet, dass du dich eigenartig benimmst."
„Ich benehme mich eigenartig", flüsterte Jenna.
„Jenna?" Grace kam aus dem Waschraum. „Mit wem redest du?"
„Mit mir selbst."
„Oh?" Grace sah sie aus großen Augen an. „Na gut."
„Nicht schlecht reagiert", lobte Chase schmunzelnd. „Was soll sie darauf auch sagen?"
Jenna antwortete nicht. Sie spürte Grace' bohrenden Blick auf dem Rücken. Wenn die anderen sie auch noch bei angeblichen Selbstgesprächen ertappten, würde sie bald in einer Gummizelle landen.
Der Friedensrichter rückte sich gerade die Brille zurecht, als Jenna und Chase die Kapelle betraten. Die vierzig glücklichen Paare, die alle gelbe Bowlingshirts trugen, strahlten ihn an.
Zu ihrem Entsetzen kamen Jenna die Tränen, während sie sich unauffällig in die letzte Reihe stellten.
„Du weinst", stellte Chase fest. „Das hast du beim ersten Mal nicht getan."
„Sieh sie dir an", flüsterte sie. „Sie sind so glücklich."
Der Friedensrichter räusperte sich streng. „Wie gesagt", fuhr er mit einem vorwurfsvollen Blick auf Jenna fort, „das Ehegelübde ist..."
Sie schluchzte auf und wischte sich mit dem Handrücken die Augen ab.
Chase zupfte ein Papiertuch aus dem Spender neben der Tür. „Hier." Er hielt es ihr hin.
„Im reifen Alter einen Schwur zu erneuern, den man in der Blüte der Jugend abgelegt hat ...
Gütiger Gott im Himmel! Was ist das?" rief der Friedensrichter.
Vierzig Paare richteten ihre Blicke auf Jenna. Das Papiertuch! Es musste aussehen, als würde es durch die Luft schweben. Hastig griff sie danach und tupfte sich die Augen ab. „Ich darf nicht vergessen, die Klimaanlage herunterzudrehen", sagte sie. „Es zieht ganz schön hier drin."
Die Zeremonie ging weiter.
„Tu das noch mal", flüsterte sie Chase zu, „und ich bringe dich um."
„So redet keine Braut an ihrem Hochzeitstag."
„Falls jemand einen gewichtigen Grund kennt, warum diese Männer und diese Frauen nicht im heiligen Bund der Ehe ..."
Jenna betrachtete ihre Hände. Plötzlich malte sie sich aus, einen schlichten Goldring zu tragen.
Chase nahm ihre linke Hand zwischen seine.
Nicht, dachte sie. Versuch nicht, aus dieser Zeremonie etwas zu ma chen, das sie nicht ist.
Aber sie entzog ihm die Hand nicht.
„Sprechen Sie mir nach ..."
Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
„Ich, Jenna, nehme dich, Chase ..."
Weine nicht, dachte sie. Diese Zeremonie ist ein Mittel zum Zweck, nicht mehr.
„Ich, Chase,
Weitere Kostenlose Bücher