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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dort im dunklen Park hinter einem Busch und sieht uns mit brennenden Augen zu. René, du Feigling, sag ihr doch, daß Josephine zum Angreifen nahe ist. »Ich werde mein möglichstes tun«, sagte er kläglich, nachdem der Diener mit der Karaffe wieder zurückgetreten war. »Manchmal hilft einem ein Zufall.«
    Um dem Thema zu entfliehen, begann Coulbet witzige Begebenheiten aus seinem Leben zu erzählen, von denen die meisten erlogen waren, denn Polizeibeamter auf Martinique zu sein, hieß, einen ziemlich langweiligen Dienst zu verrichten. Routinearbeit. Die kleinen Gaunereien und Diebstähle – Tagesereignisse – waren wie ein bißchen Butter aufs Brot. Wenn man aber Coulbet jetzt hörte, war Martinique voll von kriminalistischen Erlebnissen, und fröhlichen noch dazu.
    Aber es kam keine rechte Stimmung auf. Coulbet merkte es bald, trank seinen Wein aus und verabschiedete sich. René brachte ihn hinaus. Außer Hörweite von Petra blieb Coulbet stehen.
    »Ein Glück, daß sie dich so sehr liebt!« sagte er. »Und sie ist ein mutiges Mädchen. Jede andere nähme die nächste Maschine zurück nach Deutschland. Eigentlich müßte man ihr dringend dazu raten.«
    »Von dummen Reden habe ich nichts.« Birot wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Was kann ich tun?«
    »Nichts. Oder weißt du einen Rat, wie man Josephine von ihrem Haß abbringen kann. Vielleicht sollte man wirklich daran denken, Petra mit Josephine unter vier Augen sprechen zu lassen.«
    »Das ist völliger Wahnsinn!«
    »Also müßt ihr mit der ständigen Angst leben, daß etwas passiert. Wenn du gedacht hast, ich könnte Josephine in Haft nehmen – ausgeschlossen! Es gibt nichts, was man ihr anhängen könnte, um sie zu kassieren.«
    »Die Mappe!«
    »Beweise, daß sie die Mappe in Petras Zimmer gelegt hat. Und wenn. Ist das strafbar? Noch nicht einmal eine Drohung ist das, wenn man so will. Nur eine Information über einen Vorfall, den du zu feig warst, Petra zu gestehen.«
    »Einen schönen Freund habe ich da!« sagte Birot bitter. »Auf wessen Seite stehst du denn?!«
    »Auf der des Rechts und der Logik. Beide sind gegen dich.«
    »Und die Voodoo-Puppe mit dem Beil im Herzen?!«
    »Die ist bestimmt nicht von ihr. Aber da bin ich auf der richtigen Spur.«
    »Durch eine Zigarre.«
    »So ist es.«
    »Idiot!« Birot ging voraus zur Tür und stieß sie auf. »Es ist wirklich ein Wunder, daß bei einer solchen Polizei Martinique nicht ein Gangster-Dorado ist.«
    Coulbet blieb in seinem Jeep sitzen, bis Birot die Tür wieder geschlossen hatte und zurück auf der Terrasse sein mußte. Dann fuhr er an, nahm aber nicht die Straße hinunter nach Le Prêcheur, sondern fuhr zur Fabrik und hielt vor dem rosa Haus von Josephine.
    Er hielt sich nicht damit auf, anzuklopfen und auf ihr ›Oui?‹ zu warten. Er stieß die offenstehende Tür auf und trat ein.
    Das erste, was er sah, war Josephine, die ihr Gesicht über einer Waschschüssel wusch und erschrocken hochfuhr, als die Tür gegen die Wand knallte. Das Wasser in der Schüssel war rot. Das Nasenbluten hatte zwar aufgehört, aber aus dem Riß in der Stirnhaut, gleich unter dem Haaransatz, sickerte noch immer Blut.
    Coulbet trat schnell näher, warf einen Blick in das rote Wasser und setzte sich Josephine gegenüber auf die Bettkante. Sie warf ein Handtuch über die Schüssel und hockte sich in ihren Lieblingssessel aus Rohrgeflecht.
    »Ich brauche gar nicht zu fragen, was passiert ist«, sagte Coulbet spöttisch. »Du bist natürlich ausgerutscht und hingefallen.«
    »So war es«, antwortete sie. »Sie wissen doch: Die meisten Unfälle geschehen zu Hause.«
    »Und du bist mit der Stirn bestimmt gegen die Kante geschlagen. Gegen welche?«
    Sie merkte die Falle und lächelte schwach. »Nicht gegen eine Kante, nach vorn gegen die Wand. Voll mit dem Gesicht.«
    »So ein Pech!«
    »Die Nase blutete, und am Kopf habe ich einen Riß.«
    »Zeig mir mal die Stelle an der Wand.«
    »Dort.« Josephine zeigte wahllos auf die Wand neben dem Bett, auf dem Coulbet saß. »Es gibt keine Blutspuren. Ich habe die Wand natürlich sofort abgewaschen.«
    »Natürlich. Du bist ja ein bekannt sauberes Mädchen!« Er stand auf, nahm das Handtuch vom Waschbecken, tupfte ihr das Blut aus der Rißwunde und untersuchte sie. »Hast du ein Pflaster da?«
    »Nein.«
    »Ich hole den Verbandskasten aus dem Auto.« Coulbet lief aus dem Haus, nahm den tropensicheren Stahlkasten und kehrte zurück. Josephine hockte noch immer im

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