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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sessel, als habe sie sich nicht bewegt. »Jetzt bekommst du ein attraktives Pflaster«, sagte er. »Hoffentlich bleibt keine Narbe zurück. Dann mußt du dir die Haare drüberkämmen.«
    »Warum tun Sie das, Monsieur le Commissair –« fragte sie und hielt die Stirn hin, damit Coulbet sie verpflastern konnte. Sie sagte wie Jules Tsologou Totagan, ihr Onkel, Monsieur le Commissair, und das war, so dachte Coulbet jetzt, nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen ihnen.
    »Ich hoffe, daß ich mit dir einmal vernünftig reden kann. Du bist doch ein kluges Mädchen.«
    »Sie kommen von ihm?« Sie zuckte nicht zusammen, als er die Wunde etwas zusammenzog und dann das Pflaster drüberklebte. Ihre großen schwarzen Augen glitzerten, als seien sie noch feucht von Tränen. »Ich will nichts hören.«
    »Von René will ich auch nichts sagen. Ich habe einen Auftrag auszuführen, ein Versprechen einzulösen.« Coulbet klappte den Verbandskasten zu, warf ihn hinter sich aufs Bett und setzte sich Josephine gegenüber in einen anderen Sessel.
    »Was haben Sie versprochen, Monsieur le Commissair?«
    »Dich zu suchen. Das konnte ich leicht versprechen. Ja, und wenn ich dich gefunden habe …« Er räusperte sich. »Sie will mit dir sprechen.«
    »Wer?«
    »Frag nicht so dumm …«
    »Sie?!« Ihre Augen weiteten sich noch mehr. »Sie will mit mir sprechen? Will sie nicht mehr leben?!«
    »Um das zu verhindern, werde ich in der Nähe sein.«
    »Wenn sie vor mir steht, können Sie nichts mehr verhindern, Monsieur.«
    »Damit wäre auch dein Leben zu Ende, Josephine.«
    »Ich habe kein Leben mehr.« Sie stand auf, ging zu einem Kühlschrank, holte Rum und Fruchtsaft heraus, mixte einen Drink und gab auch Coulbet ein Glas davon in die Hand. »Ich habe aufgehört, Josephine Cadette zu sein, als sie vom Schiff an Land ging. Ich stand versteckt hinter einem Schuppen und habe sie angesehen. Und dabei bin ich gestorben. Was man verurteilen und einsperren wird, Monsieur, bin nicht mehr ich. Eine Hülle. Ich gönne sie euch!«
    »Du legst jetzt also vor mir ein Geständnis ab, daß du Madame töten willst?!« sagte Coulbet gepreßt.
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf und trank ihr Glas halb leer.
    »Was soll das heißen?«
    »Nur, wenn ich ihr gegenüberstehe. Wenn ich in ihre verdammten blauen Augen blicke, wenn ich ihr goldenes Haar sehe! Kann man mich verurteilen, wenn ich wahnsinnig werde?« Sie lächelte schwach über den Glasrand zu Coulbet hin. »Sonst werde ich geduldig sein, weil ich weiß, daß sie Schritt für Schritt ins Verderben geht.«
    Die Hoffnung auf die Fluchkraft des Voodoo, dachte Coulbet grimmig. Es fügt sich alles logisch zusammen: Josephine, ihr Onkel Jules, der Voodoo-Priester, der Fetisch auf dem Schiff und wer weiß, was noch alles kommen wird. Nur beweisen muß man es können! Und selbst dann wird ein normal denkender Richter sagen: Das ist doch alles fauler Zauber! Eingeborenen-Zirkus! Wer will ihm das übelnehmen?
    Coulbet erhob sich, stellte sein Glas weg und klemmte den Verbandskasten unter den Arm. »Mein Auftrag ist erfüllt!« sagte er. »Deine Antwort habe ich auch nicht anders erwartet. Nur, Josephine …«
    »Ja, Monsieur?«
    »Madame steht unter meinem Schutz.«
    »Er wird ihr nicht helfen.«
    »Hoffe nicht auf deinen blödsinnigen Voodoo.«
    »Was ist Voodoo, Monsieur?«
    Das war der Gipfel. Coulbet atmete tief aus, schüttelte den Kopf und verließ das Haus. Josephine folgte ihm bis zum Jeep, und als er den Motor anließ, sagte sie:
    »Danke.«
    »Wofür?«
    »Für das Pflaster.«
    »Wo hast du Zeitungsausschnitte her?«
    Es war wie ein Schuß, aber er ging an Josephine vorbei. Mit Überrumpeln hatte Coulbet in letzter Zeit wenig Glück.
    »Zeitungsausschnitte? Wieso, Monsieur le Commissair?« Ihre Stimme klang wirklich, als käme sie aus tiefstem Erstaunen.
    »Schon gut!« Coulbet winkte ab. Völlig sinnlos, hier weiterzubohren. Reagierten diese Kreolen nicht sofort, kann man sie später zerreißen, sie schweigen. Bei Verhören hatte er das immer wieder erlebt. Sie gaben nur zu, was man ihnen lückenlos beweisen konnte. Die winzigste Unklarheit erzeugte nur ein mildes Lächeln.
    »Ich warne dich, Josephine«, sagte Coulbet und hieb wütend den Gang ein. »Du weißt nicht, was wir schon wissen.«
    Das war ein Bluff, aber Coulbet fand ihn gut und sehr nachwirksam. Er ließ die Kupplung los und schoß davon, Josephine dabei mit einem Schwall von Dreck bespritzend.
    Bataille hatte nicht damit gerechnet, daß

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