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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Maler Aubin, als er gestern so leichthin sagte: »Wir kommen wieder, um zu malen!« auch im Ernst gesprochen hatte. Er saß im Funkraum und sprach gerade wieder mit seinem geheimnisvollen Kontaktmann an Land, als Marie Lupuse hereinkam und giftig sagte:
    »Dein rotes Kaninchen ist wieder da. Diesmal mit Staffelei, Leinwand und Pinseln. Wenn du dich nicht ganz dumm anstellst, kannst du sie vielleicht anmalen. Linke Brust Sonne, rechte Brust Mond und unten der Abendstern.«
    Bataille winkte ab, sagte ins Mikrofon: »Das kann alles nur ein Zufall gewesen sein. Nur die Ruhe bewahren. Wenn sich das mehrmals wiederholt, ist noch Zeit genug, sich Gedanken zu machen. Das war bestimmt nur ein Zufall«, und schaltete dann den Funk ab.
    »Jeanette ist an Bord? Und Jean auch? Dann zieh mal deinen Tanga an und wackele mit dem Hintern.«
    Er ging hinauf an Deck und sah das kleine gemietete Motorboot schon an der Heckleiter liegen. Aubin band es gerade fest. Jeanette saß auf der Sonnenmatte, barbusig, nur mit einer Winzigkeit von Stoff bekleidet.
    »Roger, da sind wir!« rief Aubin fröhlich. »Keinen Schreck, wir stören euch nicht! Ich baue nur meine Staffelei auf, und dann ist die Welt für mich gestorben, bis auf mein Motiv. Ich habe auch schon eine Idee, wie das Bild sein soll. Stell dir vor, ich habe es fertig im Traum gesehen!«
    »Das vollkommene Genie!« sagte Jeanette bissig.
    Sie war wütend. Aubin hatte sie am Abend allein gelassen mit der fadenscheinigen Erklärung, der Gouverneur der Insel habe ihn gebeten, sich vorzustellen, man habe von dem Ersten Preis gehört und man sei erfreut, einen großen Künstler auf Martinique begrüßen zu können, und was man so alles sagt, wenn man sehr höflich sein will, wie Franzosen nun mal sind.
    Jeanette glaubte ihm davon kein Wort. Sie hatte sich grollend bei Madame Laplasse absetzen lassen, mit Madame gegrillten Fisch und Muscheln in Knoblauchsoße gegessen, war dann auf ihr Zimmer gegangen und hatte in den Garten hinausgestarrt.
    Jetzt gehe ich in die Stadt und mache die Bars unsicher, dachte sie wütend. Ich habe zwar nur noch 127 Francs, damit kann man nicht viel anfangen, aber ein Mädchen wie ich braucht kein Geld, um sich zu amüsieren. Da genügt es, einfach in solch einen Schuppen hineinzugehen. Alles andere läuft von selbst.
    Aber sie blieb im Zimmer hocken. Verdammt, was ist mit mir los, dachte sie und hätte sich ohrfeigen können. Ich bin verliebt! Knatschverliebt in diesen Typ von unbegabten Maler! Das ist doch total bescheuert, Jeanette! Behämmert ist das doch!
    Sie wartete verbissen in ihrem Zimmer, daß Aubin doch noch anrief.
    Als endlich das Telefon klingelte – es war weit nach 22 Uhr – riß sie sofort den Hörer hoch, sprach aber so, als fühle sie sich sehr gestört.
    »Ja, bitte?«
    »Ich bin wieder zurück und zu haben!« sagte Aubin fröhlich.
    »Um diese Zeit nicht mehr!«
    »Für das Nachtleben auf Martinique ist das früher Vormittag. Es gibt hier ein Striptease-Lokal mit exquisiten Darbietungen. Der große Star soll Blanche Larmatain heißen. Eine kreolische Schönheit, heiß wie 85prozentiger Rum.«
    »Viel Vergnügen!« sagte Jeanette giftig. »Verbrennen Sie sich.«
    »Schade.« Aubin schien wirklich enttäuscht. »Dann bis morgen früh, Jeanette. Um zehn Uhr stehe ich wieder vor der Tür.«
    Er legte auf, und auch Jeanette warf den Hörer weg. Du bist ein Rindvieh, sagte sie sich. Eine sture Kuh! Es wäre bestimmt eine schöne Nacht geworden. Aber du willst ja nicht. Du willst dich nicht verlieben! Blöde Gans.
    Am nächsten Morgen pünktlich um zehn wartete Aubin vor dem Haus, begrüßte Madame Laplasse, umarmte Jeanette mit großer Geste, zog sie an sich und küßte sie auf den Mund. Das geschah so selbstverständlich, daß sie eine Weile brauchte, bis sie fragte: »Was war denn das?!«
    »Du kennst das nicht?« rief Aubin überschwenglich. »Dann noch mal!« Er zog sie wieder an seine Brust, küßte sie erneut, und diesmal länger und spürte, wie ihre Muskelanspannung, ihre innere Abwehr plötzlich nachließ und erschlaffte. Unter diesem Kuß öffneten sich ihre Lippen. Tief atmend gab Aubin sie frei. »Was, daran kann man sich gewöhnen?« sagte er fröhlich.
    Sie wischte mit dem Handrücken über ihren Mund, als habe sie etwas Klebriges an den Lippen, und ihre Augen verengten sich. »Bilde dir bloß nichts ein!« zischte sie und riß die Autotür auf. »Für mich ist das ohne Bedeutung.«
    Als sie später mit dem Boot hinaus in die

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