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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wirklich nur ein harmloser Geologe ist? – Was suchst du überhaupt bei ihm?«
    »Wenn ich das wüßte!« Aubin nickte mehrmals. »Irgend etwas ganz Großes liegt hier im Verborgenen … nur eine Verbindung sehe ich nicht.«
    »Zu wem?«
    »Zu deinem Gentleman Roger Bataille.«
    »Was hat denn der damit zu tun?«
    »Du ahnungsloses Lämmchen! Bataille ist die Brücke zu den großen Hintermännern. Aber das erzähle ich dir später. Hilf mir jetzt erst.«
    Mit Stricken aus Nylon, die er für den Zeltaufbau mitgebracht hatte, fesselte er Casarette an Armen und Beinen, und zwar auf die Art, wie es die Vietnamesen im Indochina-Krieg getan hatten, den Körper nach hinten zu einem Bogen gespannt und Hände und Füße miteinander verbunden. Eine Selbstbefreiung war fast unmöglich.
    Noch während er den letzten Knoten zusammenzog, wachte Casarette aus seiner Besinnungslosigkeit auf. Er röchelte erst etwas, dann zerrte er an den Fesseln. Aubin drehte ihn zu sich um.
    »So ist das nun, mein Junge«, sagte er, »wenn man einem Maler seinen Pinsel wegnehmen will!«
    »Das wirst du teuer bezahlen müssen!« knirschte Casarette, aber er lag still, weil es völlig sinnlos war, sich gegen diese Fesseln zu wehren. Je mehr er zerrte, um so schmerzhafter wurde sein Rückgrat gebogen.
    »Es war Notwehr, das zunächst als Klärung! Wer hat hier wen angegriffen, mein lieber André?«
    »Wo hast du diesen mörderischen Schlag gelernt?«
    »Auf einer Spezialschule zur Ausbildung einer französischen Sondereinsatz-Truppe.«
    »Du bist gar kein verrückter Maler?«
    »Erraten!«
    »Ein Bulle.«
    »Nur im weiteren Sinne!« Aubin ging in die Hocke, um Casarette besser in die Augen blicken zu können. Blanker, kalter Haß schlug ihm entgegen. »Bevor ich jetzt beginne, deine Hütte und deinen geliebten Stollen zu besichtigen – leider ohne deine Führung und die Möglichkeit, einen dicken Stein auf den Kopf zu bekommen – frage ich dich: Hast du mir im voraus etwas zu sagen?«
    »Der Teufel hole dich!« stöhnte Casarette. Die Fesseln machten ihm zu schaffen, sein durchgebogener Rücken schmerzte.
    »Ich werd's ihm bestellen!« Aubin erhob sich und winkte Jeanette heran. Zögernd kam sie näher. »Paß auf ihn auf, Liebling. Und denk daran, dort liegt ein dickes, hartes, gutes Stück Holz. Nicht zu fest, und mitten auf den Kopf. Da ist die Hirnschale noch am dicksten.«
    Er nickte Casarette freundlich zu und ging dann hinüber zur Hütte.
    Die Einrichtung war primitiv, nur das Allernötigste war vorhanden, und Aubin fragte sich, wie es ein zivilisierter Mann in einer solchen Umgebung ein Jahr lang aushalten konnte. Ein Faltbett war da, ein Plastikschrank, ein Klapptisch, zwei Stühle, ein paar Kisten, zwei Gewehre hingen an Haken an den Stützbalken, Moskitonetze lagen zu einem Haufen geballt in einer Ecke, eine Waschschüssel war da und Geschirr und Töpfe und Pfannen stapelten sich auf einer hohen Kiste. Das war schon alles. Und das Funkgerät. Es lag neben dem Bett auf einer kleineren Kiste, die als Nachttisch diente. Und dann entdeckte Aubin etwas, worauf er auch bei aller Fantasie nicht gekommen wäre: Unter dem Bett, in einem einfachen Karton, auf dem Old Nick – Martinique – Rhum Agricole – Distillerie Dillon stand, verbarg sich ein Stahltresor modernster Bauart mit einem Zahlenkombinationsschloß.
    Aubin rückte den Karton in die Mitte der Hütte, wuchtete ihn auf den Tisch und klopfte dagegen. Massive Stahlwände, ein Tresor, den man so schnell nicht knacken konnte.
    Was wollte Casarette mit einem so sicheren, neuen Tresor im Urwald? Was er darin auch verschlossen hatte, ungewöhnlich war es auf jeden Fall. Und bestimmt verbarg er darin kein Vermögen an Bargeld.
    Aubin kehrte zu seinem Zelt zurück. Casarette tat gerade das Falscheste, was er tun konnte – er hatte begonnen, Jeanette zu beschimpfen. Er nannte sie Hure und Landstreicherin, und auch sonst zeigte er eine große Kenntnis in Schimpfworten gemeinster Art. Jeanette war den Tränen nahe und froh, daß Aubin zurückkam.
    »Hör dir das an!« sagte sie hilflos. »Wie er mich nennt.«
    »André, stellen Sie mal Ihre Tiraden ab!« Aubin beugte sich wieder über den Gefesselten. »Ihr hübscher, kleiner Tresor unterm Bett in dem Rum-Karton enthält bestimmt nicht Ihr Testament. Was ist drin? Ich bin von Natur aus neugierig. Verraten Sie die Zahlenkombination?«
    »Scheiße!«
    »Da bin ich Ihrer Meinung. Nur damit kann ich nichts anfangen! Soll ich das Ding

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