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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aufsprengen?«
    »Bitte – nein!« Casarettes Blick begann zu flackern.
    »O! Sie sagen bitte?! Empfindliche Ware im Stahlkasten?! Heroin?«
    Casarette starrte Aubin entgeistert an. »Wenn Sie das denken, haben Sie einen Hirnschaden!« knirschte er. »Was soll ich mit Heroin?«
    »Ein Kilogramm reines Heroin ist Millionen wert.«
    »Damit habe ich nichts zu tun. Ehrenwort!«
    »So merkwürdig es klingt: Ihr Ehrenwort nehme ich an. Was hüten Sie also in Ihrem Tresor?«
    »Steine. Seltene Steine. Ich bin schließlich Geologe. Steine aus der Frühzeit der Erdgeschichte.«
    »Jetzt darf ich wohl Scheiße sagen, nicht wahr? Wie ist die Zahlenkombination?«
    »Die müßten Sie schon aus mir herausfoltern.«
    »Das ist nicht mein Stil, André. Ich komme auch so zu meinem Ziel. Bis nachher.«
    »Die Pest an Ihren Hals!« schrie Casarette.
    »Da haben Sie Pech: Die Pest ist so gut wie ausgerottet.«
    Aubin kehrte zur Hütte zurück, versorgte sich mit Casarettes Bergausrüstung und ging zum Stolleneingang. Er setzte den Helm mit dem Stirnscheinwerfer auf, nahm einen starken Handscheinwerfer in die Linke und einen kräftigen Bergpickel in die Rechte und betrat langsam, nach oben sichernd, den Stollen.
    Casarette hatte vorbildliche, fachmännische Arbeit geleistet. Der Gang war hervorragend abgestützt, keine Spur von Steinschlag oder der Gefahr, daß das Hangende herunterbrechen könnte, und wieder fragte sich Aubin, wie Casarette mit primitiven Mitteln so etwas leisten konnte. Die Antwort erhielt er am Ende des Stollens, der sich in drei kleine Seitenstollen aufteilte. Dort lagerte modernstes Gerät. Ein Preßlufthammer mit einem Aggregat, Sprengmunition, eine Felsenfräse und ein Schuttwagen auf Kugellagern. Auch schwer beladen war er kinderleicht zu bewegen.
    Wenn auch Aubin kein Geologe war, so wußte er in diesem Augenblick doch mit Sicherheit: Das gehört nicht zu der Beobachtung eines Berges über Vulkantätigkeit. Das hat mit Vulkanologie nichts mehr zu tun. Das hier ist eine Grube, ein Bergwerk, eine Mine.
    Eine Mine?!
    Aubin richtete den harten hellen Strahl des Halogenscheinwerfers in seiner Hand gegen die neu gebrochenen Felsteile. Zentimeter um Zentimeter tastete er die Wand ab, die neuen Sprengungen, die Einbrüche, die mit dem Preßlufthammer gemacht worden waren. Beim letzten, dritten Seitenstollen erkannte er endlich, worum es sich hier handelte.
    Aubin pfiff durch die Zähne. »Das ist 'n Ding!« sagte er anerkennend. »Mein lieber Casarette, da lohnt sich Zähigkeit und Schweigsamkeit.«
    Noch einmal leuchtete er das Gebiet ab, fasziniert von dem, was er jetzt sah, nahm seinen Bergpickel und schlug ein winziges Teil des Gesteins ab. Er steckte es in die Tasche, klopfte mit der flachen Hand wie abschiednehmend gegen den Bruch und kehrte dann um in die Sonne.
    Casarette lag noch in seiner alten Haltung auf dem Boden, nur hatte Jeanette jetzt einen Sonnenschirm aus dem Auto geholt, ihn aufgespannt und Casarette damit Schatten gegeben. Aubin zog einen der Campinghocker heran und setzte sich.
    »Ihre Felsengrube ist ja eine wahre Goldgrube!« sagte er. Casarette seufzte und schloß die Augen.
    »Sie haben es entdeckt?«
    »Ja. Aber ich wollte es zunächst nicht glauben. Das ist ja unglaublich.«
    »Befreien Sie mich jetzt endlich von dieser verdammten asiatischen Fessel?!«
    »In dem Tresor haben Sie also die bisherige Ausbeute?«
    »Ja. Das Beste vom Besten, in Reinheit, Klarheit, Farbe. So etwas finden Sie nicht mal in Thailand oder Indien.« Casarette atmete heftig. »Was wird nun mit mir?«
    »Das entscheide nicht ich. Sie wissen, daß Ihr Fund dem französischen Staat gehört. Wieviel haben Sie davon schon verkauft?«
    »Noch nichts. Das Geschäft sollte in den nächsten Tagen stattfinden. In einem Ringtausch.«
    »Daher Ihr Funkkontakt mit dem Käufer?«
    »Ja.«
    Casarette sah keinen Sinn mehr darin, zu leugnen oder keine Antworten mehr zu geben. Der Einsatz von einem Jahr war verspielt; er wußte genau, daß es keinen Ausweg mehr gab.
    »Sie sagten Ringtausch, André. Wollen Sie mir das erklären, oder soll ich das auf eigene Faust herausbekommen? Es dauert dann etwas länger, aber ich bekomme es heraus.«
    »Jemand liefert Heroin, bekommt dafür Geld und kauft mit diesem Geld bei mir.«
    »Und dieser Jemand heißt Roger Bataille.«
    »Das haben Sie gesagt, nicht ich!«
    »Und wer Heroin gegen Geld tauscht, trägt den klangvollen Namen Henri Comte de Massenais.«
    »Sie sehen, ich brauche gar nichts zu

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