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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sagen.« Casarette grinste breit. »Wie ist's mit der Entfesselung?«
    »Langsam, André, langsam.«
    »Was wollen Sie noch mehr wissen, Aubin?!«
    »Nichts. Es reicht. Nur, ich möchte nicht, daß ich auf Sie schießen muß, wenn Sie frei herumlaufen und glauben, Dummheiten machen zu können.«
    »Mein Ehrenwort – nein!«
    »Sehen Sie, diesesmal glaube ich es Ihnen nicht! Ich befreie Sie aus der Bogenspannung, aber Sie bleiben verschnürt, bis meine Freunde hier sind.«
    Aubin lockerte die vietnamesische Fessel, ließ Casarette sich strecken, was er mit tiefen Seufzern tat, und sah dann hinauf zu Jeanette. Sie stand neben dem in den Boden gerammten Sonnenschirm und starrte Aubin mit großen, runden, blauen Augen an.
    »Ich verstehe gar nichts«, sagte sie. »Was ist denn hier los?«
    »André, der kluge Junge, ist bei seinen geologischen Untersuchungen auf eine Edelsteinmine gestoßen, für Martinique etwas völlig Außergewöhnliches und geologisch geradezu Unmögliches. Aber es ist so. Dort im Berg lagert ein Schatz an tiefroten, glasklaren Rubinen, wie man sie kaum noch findet. Ein Millionenvermögen. Und da niemand auf den Gedanken kommen konnte, daß es auf Martinique so etwas gibt, hatte André den richtigen Plan gefaßt: Heimlich die Millionenmine ausbeuten und die Steine illegal verkaufen. Auch wenn es das Geld ist, das man durch Heroin hereinholt! Casarette rechnete sich aus: Noch ein Jahr hier in der Wildnis, und du kehrst in die große Welt zurück als einer der reichsten Männer. André, wo wollten Sie denn Ihr Riesenvermögen durchbringen?«
    »Vielleicht auf den Bahamas. Mein Gott, die Welt ist groß!« sagte Casarette sauer. »Es gibt so viele Plätze, wo man leben könnte. Australien, Neuseeland, auch Florida wäre nicht schlecht gewesen.«
    »Rubine!« sagte Jeanette gedehnt. »Das ist ja toll.«
    »Woher kannten Sie Roger Bataille, André?«
    »Wir trafen uns vor einem halben Jahr bei Trinidad. Ich leistete mir den Luxus von drei Wochen Urlaub. Erholung von der Wühlarbeit im Berg. Damals hatte ich schon eine gute Rubinkollektion zusammen und zeigte sie Bataille. Ich ahnte allerdings nicht, womit er sein Geld verdiente, er gab sich als Bankier aus. Und ein Bankier, so dachte ich, hat Verbindungen und einen Riecher fürs Geldverdienen. Bataille war auch sofort begeistert und sagte mir zu, die ganze Ausbeute aufzukaufen. Natürlich zum halben Weltmarktpreis, aber es blieben für mich immer noch Millionen Dollar übrig. Erst viel später erfuhr ich von Batailles Geschäften. Er selbst sagte es mir. Um meine Rubine zu kaufen, mußte er erst genügend Heroin und Kokain absetzen, damit er das Geschäft ohne Partner aufziehen konnte. Hinter ihm steht nämlich die Mafia. Aubin, da beißen Sie sich noch die Zähne aus! Da nutzt Ihnen Ihr Shaolin-Nahkampf gar nichts. Die blasen Sie aus dem Hinterhalt um.«
    »Möglich. Sie müssen aber erst einmal wissen, wer ihnen auf der Spur ist.«
    »Ihre Informationen sind hervorragend. Sie können Bataille und Massenais aus dem Verkehr ziehen, an die Bosse der Mafia kommen Sie nicht heran. Die sitzen drüben in den USA! Auf den Bahamas. Auf Haiti. Und es ist wie beim Pilzepflücken: Es wachsen immer wieder neue nach! Immerhin: Meine Gratulation zu Ihrem Erfolg, Jean!«
    »Ist das wahr?« sagte jetzt Jeanette mit lauter Stimme. Aubin sah sie erstaunt an.
    »Was?«
    »Daß die Mafia dahintersteckt?«
    »Ja.«
    »Dann wechselst du den Beruf.«
    »Wie bitte?«
    »Klar und deutlich: Ich will nicht eine junge Witwe sein! Entweder Mafia oder ich.«
    »Ein Ultimatum?«
    »Ja!«
    Aubin zog Jeanette an sich, küßte sie und trat dann einen Schritt zurück. »Du Schäfchen«, sagte er zärtlich. »Und wovon sollen wir leben? Ich habe sonst keinen Beruf.«
    »Du wirst malen.«
    »Mit meinem umwerfenden Talent?«
    »Und ich gehe wieder in die Krankenpflege. Jean, Liebling, wir beißen uns schon durch.«
    »Sechs Kinder kosten eine Menge Geld, mein Schatz.«
    »Es ist ja nicht zum Aushalten!« schrie Casarette auf dem Boden. »Seid ihr endlich fertig mit dem Gesäusel, oder wollt ihr die Nummer eins gleich hier machen?!«
    »Er hat recht, Liebling.« Aubin ging zum Zelt, kam mit dem dicken Drehbleistift zurück und schraubte daran. Die Sendespitze fuhr heraus. Casarette nickte anerkennend.
    »Ihr verdammten Spezialisten! Ihr habt aber auch immer neue Tricks.«
    Ganz kurz sprach Aubin mit Fort de France. Er traf nur den Stellvertreter seines Mittelmannes, der Chef war unterwegs.

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