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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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beisetzen lassen und sich dann mit seinen Kindern auf den Weg nach München gemacht, trotz Eisstürmen und Schneeglätte.
    Jetzt saß er bleich und übernächtigt an ihrer Tafel. Jeder sah ihm an, wie sehr ihn der Verlust seiner Frau quälte. Sabina indessen bemerkte noch etwas anderes: Er vermochte ihr nicht in die Augen zu blicken. Was bin ich nur für eine Närrin, dachte sie. Sie musste ihn gar nicht dazu ermahnen, ihre Liebe zu vergessen, denn ganz offensichtlich schämte er sichfür jenen Nachmittag, wo er sich zur Sünde des Ehebruchs hatte hinreißen lassen. Wo Leidenschaft und Wollust sie getrieben hatten, während sich seine arme Frau zum Sterben anschickte. Vielleicht hasste er sie, Sabina, dafür.
    Wilhelm schenkte seinem neuen Ratgeber in bairischen Diensten von dem heißen Gewürzwein nach, das Einzige, was der Ritter an diesem Abend zu sich zu nehmen bereit war.
    «Meint Ihr, Ihr könntet schon morgen den Tag mit mir in der Canzlei verbringen? Es steht vieles an für die nächsten Monate, und unser guter Eck würde Euch gern Euren Aufgabenbereich erläutern. Zumal auch Hutten und Thumb bald eintreffen müssten.»
    Dietrich nickte. «Das wäre mir recht. Ich habe die letzten Wochen genug gegrübelt. Schließlich geht das Leben weiter.»
    Bei seinen letzten Worten bedachte er Sabina mit einem Blick, in dem Trauer und Verunsicherung sich die Waage hielten. Sie wich seinem Blick aus und fragte stattdessen ihren Bruder: «Thumb kommt? Doch nicht etwa der alte Erbmarschall?»
    «Nein, sein Sohn Hans Conrad. Und dazu der junge Ludwig von Hutten, Hänschens Bruder.» Er lachte laut auf. «Die besten Männer schnappe ich deinem Ulrich weg. Er wird schon sehen, wie die Luft um ihn herum dünn wird.»
    «Er ist nicht mein Ulrich», entgegnete Sabina schärfer als beabsichtigt. Es missfiel ihr, die halbe Sippe ihrer verhassten Nebenbuhlerin plötzlich hier in München bei Hofe zu haben. Hoffentlich würde sie die nicht allzu oft zu Gesicht bekommen. Und Dietrich würde sie besser auch aus dem Weg gehen. Vielleicht gar wäre es das Beste, München für immer den Rücken zu kehren und zu Ludwig nach Landshut zu ziehen.
    Die nächsten Tage begegnete sie Dietrich kein einzigesMal, und das, obwohl auch er mit seinen beiden älteren Söhnen im Alten Hof untergebracht war. Und eigentlich hätte sie deswegen auch zufrieden sein müssen.
    Anfang Januar dann überraschte er sie im Erkerzimmer, wo sie, wie so häufig in letzter Zeit, tatenlos im Lehnstuhl saß, vor sich hinstarrte und sich mit ihrem schlechten Gewissen quälte, das sie nachts kaum noch schlafen ließ. Hinzu kam, dass ihr neuerdings im Traum immer wieder dieses Bauernmädchen erschien und sie um Hilfe anflehte. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie das Mädchen ins Unglück gestürzt hatte.
    «Verzeiht, wenn ich Euch störe. Eure Kammerfrau hat mir gesagt, dass Ihr hier seid.»
    «Ihr stört nicht.» Verlegen deutete sie auf die Bank in der Fensternische. «Nehmt doch Platz.»
    «Nun ja», auch er wich ihrem Blick aus, «es gibt da etwas, was ich Euch unbedingt zeigen möchte.»
    Er zog ein Papier aus seiner Rocktasche. «Ulrich von Hutten, der berühmte Gelehrte und Poet, will nicht länger schweigen. Er hat sich zum Wortführer unserer Kampagne gegen Ulrich gemacht. Mit ihm wird unsere Sache vorangehen.»
    «Unsere Sache?»
    «Ulrich abzusetzen und Euch und dem Thronfolger die Regierung über das Land zu übergeben. Das aber schafft selbst ein mächtiges Herzogtum wie Baiern nicht ohne Mitstreiter. Ulrich von Hutten will seine Reden im ganzen Reich öffentlich verbreiten lassen, in Flugschriften, in denen er den Wirtemberger und dessen Untaten brandmarkt und Kaiser Maximilian als Richter anruft. Mit unerhört harten Worten geht er mit Ulrich ins Gericht, als ‹Schandfleck des schwäbischen Ruhms›, als ‹ewigen Schimpf seines Stammes› bezeichnet er ihn. Doch hört selbst.» Er hielt das Blatt vor Augen. «‹Dubist ein frecher, boshafter, ein wütiger, grässlicher, treuloser, ein undankbarer, ein unmenschlicher Sünder. Aller Laster bist du voll. Nur dies schien das Geschäft deines Lebens, alle Bösewichter an Bosheit zu übertreffen.›»
    Er ließ das Blatt wieder sinken. «Kein Ritter und kein Fürst, kein Bürger und kein Bauersmann wird dann mehr sagen können, er habe nicht gewusst, was in Wirtemberg geschieht!» Seine Augen leuchteten jetzt vor Eifer. «Ihr werdet sehen: Mit Ulrich geht es zu Ende, und bald schon werdet Ihr Eure Kinder

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