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Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Titel: Das Mädchen von San Marco (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Hickman
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gehört.«
    Maryam war klar, dass ihr schnell etwas einfallen musste. Die kleine Schar der Schaulustigen tuschelte, und immer mehr Leute strömten aus den Häusern, um das Schauspiel nur ja nicht zu verpassen. Maryam kannte sich mit Menschenmengen aus. Sie trat noch einen Schritt zurück, dichter an Elena und die Mädchen heran.
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht, Bocelli.«
    »Du hast dieses … das, was da in der Kiste liegt, nach Venedig gebracht, und jetzt will ich es zurückhaben.«
    »Das kann nicht sein.« Maryam versuchte, ihrer Stimme einen möglichst vernünftigen Klang zu geben. »Ihr habt mich inständig gebeten, es Euch abzunehmen.« Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. »Ihr habt mir dafür ein Pferd gegeben«, ergänzte sie, so ruhig sie konnte, »Ihr habt mir sogar zwei Pferde gegeben, wisst Ihr das nicht mehr?«
    »Ja, so ist es, ich habe euch sehr ordentlich entlohnt.« Bocelli trat drohend auf sie zu. »Damit ihr es am Leben haltet, bis ihr die Serenissima erreicht.«
    »Nein! Das war nie unsere Abmachung!«
    »Du hast gesagt, dass ihr nach Venedig weiterziehen und es lebendig herbringen werdet. Nun seid doch vernünftig, wie hätte ich mich denn um das Balg kümmern sollen? Man sah doch, dass die Mutter nicht mehr lange zu leben hatte.« Er zuckte gleichgültig die Achseln. »Dann sah ich euren Auftritt in Messina, ein Haufen Frauen, selbst Missgeburten« – Bocelli prustete höhnisch –, »das war perfekt! Gib es doch zu, ihr wart froh, dass ihr es ausstellen konntet. Du hast gesagt, es wäre gut fürs Geschäft.«
    »Das habe ich nie gesagt!« Maryam drückte den kleinen Sarg schützend an die Brust. Ihr Arm kribbelte eigenartig. » Niemals hätte ich so etwas über die Lippen gebracht.«
    »Hör gut zu, du großer, ungehobelter Ackergaul …« Bocelli, den die Gegenwart der vielen Menschen nervöser machte, als er sich eingestehen wollte, verlor allmählich die Geduld. Er trat so dicht vor Maryam, dass sie seinen ekelhaften Zwiebelatem riechen konnte. »Das Balg war gut für euer Geschäft, solange es gelebt hat«, zischte er ihr wütend zu, »und jetzt, wo es tot ist, ist es gut für mein Geschäft, kapiert? Nun gib es endlich her.«
    Er streckte die Arme aus, um ihr den Sarg abzunehmen, aber Maryam, die ihn um gut zwei Köpfe überragte, ließ sich nicht einschüchtern. Die Menge hielt den Atem an.
    »Es?« , fragte Maryam mit so tiefer Stimme, dass es fast wie ein Knurren klang.
    »Du weißt genau, wovon ich rede. Mach dich nicht lächerlicher, als du schon bist. Siehst du den Mann da?« Bocelli deutete in Ambroses Richtung. »Den mit dem Turban? Er wird sehr anständig dafür bezahlen. Sehr, sehr anständig.« In seinem gierigen Bestreben, den Sarg endlich in die Finger zu bekommen, verlegte er sich aufs Bitten. »Ich werde zusehen, dass ihr etwas davon abbekommt, als Entschädigung für eure Mühen. Aber keiner von uns hat etwas davon, wenn das Ding anfängt zu verwesen.«
    »Signor Bocelli!« Elena konnte nicht mehr an sich halten. Sie trat vor und starrte Bocelli fassungslos an. »Was will dieser Mann mit unserem toten Kind?« Elena wandte sich an die Menge der Schaulustigen. »Ja, es ist ein totes Kind. Gott sei seiner Seele gnädig.«
    Leya, eine von Elenas Töchtern, fing an zu weinen.
    »Wir sind zur Einsegnung gekommen, wir wollen ihn nach kirchlichem Ritus begraben. Bitte lasst uns in Frieden ziehen.«
    »Schande über Euch!«, rief eine Frau im grünen Kopftuch Bocelli zu.
    »Ja, Schande über Euch!«, rief auch eine Wäscherin mit roten, rissigen Händen, die aus einem Fenster lehnte. »Lasst die armen Leute gehen, lasst sie ihr Kind begraben!« Von unsichtbarer Hand geworfen, landete ein fauler Apfel zu Bocellis Füßen.
    »Wartet!«
    Bisher hatte sich Ambrose schweigend im Hintergrund gehalten. Offensichtlich angewidert von dem Schmutz seiner Umgebung, hielt er sich ein Tuch vor die Nase, das ihn vor üblen Gerüchen und Krankheiten schützen sollte. Nur seine blauen, hervorquellenden Augen verrieten, dass er den Geschehnissen mit der Aufmerksamkeit eines Chirurgen folgte.
    »Wartet!« Seine laute, befehlsgewohnte Stimme hallte über den Platz. »Ihr guten Leute von Dosduoro, warum verschwendet ihr euer Mitgefühl an diese Frauen? Sie sind Fremde in eurer Mitte. Nicht besser als Zigeuner …« Er machte eine Pause. »Und wir wissen alle, wie Zigeuner sind.«
    Verglichen mit dem groben Dialekt der Einheimischen, klang Ambroses Italienisch trotz seiner abgehackten

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