Das Mädchen.
lag: TR-90, TR-100 und TR-110. Nach allgemeiner Überzeugung der in den Wäldern Zurückbleibenden mußte Patricia McFarland weiter in Motton oder TR-90 sein. Sie war schließlich nur ein kleines Mädchen und hatte sich vermutlich nicht allzu weit von der Stelle entfernt, an der sie zuletzt gesehen worden war. Diese erfahrenen Führer, Wildhüter und Förster wären ausgesprochen verblüfft gewesen, wenn sie gewußt hätten, daß Trisha sich inzwischen fast neun Meilen westlich des Gebiets befand, auf das die Suchenden sich vor allem glaubten konzentrieren zu müssen.
»Los, Tom«, flüsterte sie. »Los, Tom, jetzt eins, zwei, drei. Du weißt, wie's geht.«
Aber nicht heute abend. Gordon eröffnete die erste Hälfte des neunten Innings, indem er Derek Jeter, dem attraktiven, aber bösartigen Vorstopper der Yankees, mit vier Balls einen Walk zur ersten Base ermöglichte, und Trisha fiel etwas ein, das ihr Vater ihr einmal erzählt hatte: erzielte ein Team gleich anfangs einen Walk, stiegen dessen Chancen, anschließend zu punkten, um siebzig Prozent. Wenn wir gewinnen, wenn Tom das schafft, werde ich gerettet. Dieser Gedanke kam ihr plötzlich - er glich einem in ihrem Kopf explodierenden Feuerwerk. Dieser Gedanke war natürlich blöd, so dämlich wie die Geste, mit der ihr Vater vor jedem Drei-und-zwei-Wurf auf Holz klopfte (was er jedesmal tat), aber während die Dunkelheit tiefer wurde und der Bach seinen letzten trüben Silberglanz verlor, erschien er ihr auch unwiderlegbar, so eindeutig wie zwei und zwei vier ist: schaffte es Tom Gordon, würde auch sie gerettet werden.
Paul ONeill schied mit drei Fehlschlägen aus. Bernie Williams trat an. »Immer ein gefährlicher Mann«, bemerkte Joe Castiglione, und Williams schlug sofort ein Single ins Mittelfeld, so daß Jeter zur dritten Base vorrücken konnte. »Warum hast du das sagen müssen, Joe?« ächzte Trisha. »Mann, warum hast du das sagen müssen?« Läufer an der ersten und dritten Base, nur einer aus. Das Publikum in Fenway Park johlte und klatschte hoffnungsvoll. Trisha konnte sich vorstellen, wie die Leute sich auf ihren Sitzen nach vorn lehnten.
»Los, Tom, los, Tom«, flüsterte sie. Die Wolke aus Gnitzen und Stechfliegen umgab sie weiter, aber Trisha nahm sie nicht mehr wahr. Ein Gefühl der Verzweiflung berührte ihr Herz kühl und stark - es glich der abscheulichen Stimme, die sie mitten in ihrem Kopf entdeckt hatte. Die Yankees waren zu gut. Ein Base Hit - ein Schlag, mit dem der Batter die erste Base erreichen konnte - würde den Ausgleich bedeuten, ein langer Ball den Sieg in unerreichbare Ferne rücken, und der schlimme, schlimme Tino Martinez war am Schlag, während der gefährlichste Mann von allen nach ihm drankommen würde; der Straw Man würde sich jetzt auf ein Knie niedergelassen haben, seinen Schläger schwingen und das Spiel beobachten.
Gordon brachte es gegen Martinez auf zwei und zwei -dann warf er seinen Curveball. »Strike und aus. Fehlschlag und aus!« rief Joe Castiglione. Er schien es kaum glauben zu können. »O Mann, war das ein toller Wurf! Martinez muß den Ball um einen Fuß verfehlt haben!«
»Zwei Fuß«, ergänzte Troop hilfsbereit. »Nun sieht's folgendermaßen aus«, sagte Joe, und über seine Stimme hinweg konnte Trisha das Anschwellen der anderen Stimmen, der Stimmen der Fans hören. Das rhythmische Klatschen setzte ein. Die Fenway Faithful erhoben sich wie eine Kirchengemeinde, die einen Choral singen will. »Zwei unterwegs, zwei aus, die Red Sox mit nur einem Punkt Vorsprung, Tom Gordon auf dem Wurfhügel, und ...«
»Sag's bloß nicht«, flüsterte Trisha, deren Fingerspitzen an ihre Mundwinkel gepreßt blieben. »Wage bloß nicht, es zu sagen!«
Aber er tat es. »Und der immer gefährliche Darryl Strawberry kommt zum Schlag.«
Das war's; das Spiel war aus und vorbei; der große Satan Joe Castiglione hatte seinen Mund geöffnet und es verhext. Warum hatte er nicht einfach nur Strawberrys Namen nennen können? Warum mußte er mit diesem Mist von wegen »immer gefährlich« anfangen, wenn doch jeder Idiot wußte, daß das sie erst gefährlich machte? »Okay, Leute, schnallt euch fest«, sagte Joe. »Strawberry nimmt den Schläger hoch. Jeter tanzt an der dritten Base rum und versucht, einen Wurf Gordons zu provozieren oder wenigstens seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Das gelingt ihm nicht. Gordon sieht nach vorn. Veritek gibt ihm rasch das Zeichen. Gordon in Position ... er wirft ... Strawberry
Weitere Kostenlose Bücher