Das Mädchen.
warum nicht? Unterwegs war sie an mehreren mit roten Beeren überladenen Gruppen von Sträuchern vorbeigekommen. Sie hätte Beeren pflücken und im Rucksack mitnehmen sollen, aber sie hatte sich so sehr auf den Bach konzentriert, daß sie einfach nicht auf diese Idee gekommen war. Aber jetzt war der Bach verschwunden, und sie war wieder hungrig. Nicht dem Verhungern nahe (zumindest noch nicht), aber hungrig, sicher.
Trisha machte zwei Schritte vorwärts, trat prüfend auf eine Stelle des weichen Bodens, und ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich, als sich um die Kappe ihres Turnschuhs herum prompt emporquellendes Wasser sammelte. Sollte sie sich wirklich dort hineinwagen? Nur weil sie glaubte, die andere Seite zu sehen? »Dort könnte es Treibsand geben«, murmelte sie. Genau! bestätigte die kalte Stimme sofort. Ihr Tonfall klang belustigt. Treibsand! Alligatoren! Ganz zu schweigen von kleinen grauen Akte-X-Männern mit Sonden, um sie dir in den Hintern zu stecken.
Trisha ging die zwei Schritte zurück, die sie gemacht hatte, und setzte sich wieder. Sie kaute auf ihrer Unterlippe. Die sie umschwirrenden Insekten nahm sie jetzt kaum mehr wahr. Gehen oder bleiben? Bleiben oder gehen? Was sie nach ungefähr zehn Minuten dazu brachte, sich in Bewegung zu setzen, war blinde Hoffnung ... und der Gedanke an Beeren. Teufel, sie war jetzt bereit, sogar die Blätter zu versuchen. Trisha sah sich selbst, wie sie am Hang eines sanften grünen Hügels leuchtendrote Beeren pflückte - wie ein Mädchen in einer Schulbuchillustration (sie hatte die Schlammpackung auf ihrem Gesicht und ihren strähnigen und zottelig schmutzigen Haarschopf vergessen). Sie glaubte zu sehen, wie sie langsam den Hügel hinaufstieg, ihren Rucksack mit Scheinbeeren füllte ... zuletzt den Hügelkamm erreichte, auf der anderen Seite hinabblickte und etwas sah ...
Eine Straße. Ich sehe eine Landstraße zwischen Weidezäunen ... weidende Pferde... und in der Ferne eine Scheune. Eine mit Weiß abgesetzte rote Scheune. Verrückt! Total plemplem!
Oder vielleicht doch nicht? Was war, wenn sie eine halbe Gehstunde von der Rettung entfernt dasaß, weiterhin verirrt, nur weil sie Angst vor ein bißchen Morast hatte? »Okay«, sagte sie, stand wieder auf und verstellte nervös die Tragriemen ihres Rucksacks. »Okay, Beeren ahoi. Aber wenn's zu eklig wird, kehre ich um.« Nach einem letzten Zug an den Riemen setzte sie sich wieder in Bewegung, ging langsam über den zunehmend feuchteren Boden und prüfte ihn vor jedem Schritt, während sie um noch stehende Baumskelette und Haufen aus abgefallenen toten Ästen herumging.
Irgendwann - vielleicht eine halbe Stunde nachdem sie wieder aufgebrochen war, vielleicht nach einer Dreiviertelstunde - entdeckte Trisha, was Tausende (vermutlich sogar Millionen) von Männern und Frauen vor ihr entdeckt hatten: Wenn es schlimm wird, ist es zum Umkehren oft schon zu spät. Sie trat von schlammigem, aber festem Boden auf einen Erdhügel, der gar kein Erdhügel war, sondern nur eine Tarnung. Ihr Fuß glitschte in eine kalte, zähflüssige Masse, die für Wasser zu dick und für Schlamm zu dünn war. Sie schwankte, bekam einen toten Ast zu fassen, der ihr entgegenragte, und schrie ängstlich und verärgert auf, als er in ihrer Hand abbrach. Dann fiel sie nach vorn in langes Gras, in dem es von Käfern wimmelte. Sie zog das linke Knie an und riß ihren rechten Fuß aus dem Brei. Er löste sich mit einem laut schmatzenden Plopl - aber ihr Turnschuh blieb irgendwo dort unten.
»Nein!« brüllte sie laut genug, um einen großen weißen Vogel aufzuscheuchen. Er schien förmlich zu explodieren und zog seine langen Beine hinter sich her, als er sich in die Luft schwang. An einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit hätte Trisha diese exotische Erscheinung atemlos bewundert, aber jetzt nahm sie den Vogel kaum wahr. Sie drehte sich kniend um, ihr rechtes Bein war bis zum Knie mit glänzend schwarzem Schlamm überzogen, und steckte einen Arm in das wieder voll Wasser laufende Loch, das vorübergehend ihren Fuß verschlungen hatte. »Du kriegst ihn nicht!« kreischte sie wutentbrannt. »Er gehört mir, und ... du ... kriegst ... ihn ... NICHT!« Sie tastete in der kalten Brühe herum. Ihre Finger zerrissen dünnes Wurzelgeflecht und wichen den dickeren Wurzeln aus, die sich nicht mehr zerreißen ließen. Etwas, das sich lebendig anfühlte, stieß kurz gegen ihre Handfläche und war dann verschwunden. Im nächsten Augenblick fand
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