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Das Mädchen.

Das Mädchen.

Titel: Das Mädchen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Schmutz war eine Sache, tote Insekten und Mückeneier waren eine andere. Konnten Mückenlarven im Magen eines Menschen ausschlüpfen? Wahrscheinlich nicht. Wollte sie das etwa bei sich selbst ausprobieren? Ganz entschieden nicht. »Außerdem finde ich anderswo bestimmt noch mehr Jungfarne«, sagte sie. »Stimmt's, Tom? Und auch Beeren.« Tom gab keine Antwort, aber sie setzte sich wieder in Bewegung, bevor sie sich die Sache anders überlegen konnte. Sie marschierte weitere drei Stunden nach Westen - anfangs nur langsam, aber sobald sie ein etwas älteres Waldgebiet erreichte, kam sie schneller voran. Ihre Beine taten weh, und ihr Rücken pochte, aber keine dieser schmerzenden Stellen beschäftigte sie allzu sehr. Nicht einmal ihr Hunger konnte ihre Aufmerksamkeit wirklich fesseln. Während das Licht des schwindenden Tages erst golden und dann rot wurde, war es ihr Durst, der Trishas Gedanken beherrschte. Ihre trockene Kehle pochte schmerzhaft; ihre Zunge fühlte sich an wie ein Staubtuch. Sie verfluchte sich, weil sie nicht aus dem Sumpf getrunken hatte, als die Gelegenheit dazu dagewesen war, und blieb einmal sogar stehen und dachte: Scheiße, ich gehe zurück. Versuch's lieber nicht, Herzchen, sagte die kalte Stimme. Du würdest nie zurückfinden. Selbst wenn du mit Glück auf genau dem gleichen Weg zurückkämst, würdest du erst bei Dunkelheit ankommen ... und wer weiß, was dort vielleicht auf dich wartet?
    »Halt die Klappe«, sagte sie müde, »halt einfach die Klappe, du blödes, gemeines Miststück.« Aber das blöde, gemeine Miststück hatte natürlich recht. Trisha drehte sich wieder nach der Sonne um - sie war nun orangerot - und marschierte weiter. Ihr Durst ängstigte sie jetzt ernstlich: Wenn er um acht Uhr so schlimm war, wie würde er dann um Mitternacht sein? Wie lange konnte ein Mensch überhaupt ohne Wasser leben? Sie konnte sich nicht daran erinnern, obwohl ihr diese amüsante Information irgendwann schon mal untergekommen war - das wußte sie ganz bestimmt. Jedenfalls nicht so lange wie ohne Essen. Wie würde es sein, vor Durst zu sterben?
    »Ich werde nicht in diesem dummen alten Wald verdursten ... nicht wahr, Tom?« fragte sie, aber Tom äußerte sich nicht dazu. Der echte Tom Gordon würde inzwischen das Spiel verfolgen. Tim Wakefield, der trickreiche Knuckleballer der Red Sox, gegen Andy Pettitte, den jungen Linkshänder der Yankees. Trishas Kehle pochte schmerzhaft. Jedes Schlucken tat weh. Sie erinnerte sich daran, wie es geregnet hatte (wie ihre Erinnerung daran, daß sie am Ende ihres Betts gesessen und ihre Socken angezogen hatte, schien auch dieses Ereignis weit zurückzuliegen), und wünschte sich, es würde wieder regnen. Sie würde sich in den Regen stellen und mit zurückgeworfenem Kopf, ausgebreiteten Armen und weit offenem Mund darin herumtanzen; sie würde tanzen wie Snoopy auf dem Dach seiner Hundehütte. Trisha stapfte zwischen Fichten und Kiefern weiter, die höher und in größeren Abständen wuchsen, je tiefer sie in einen älteren Teil des Waldes kam. Das Licht der untergehenden Sonne fiel in schrägen Staubstreifen, deren Farbe allmählich dunkler wurde, durch die schlanken Baumstämme. Die Bäume und das orangerote Licht wären ihr schön erschienen, wenn der Durst nicht gewesen wäre ... und ein Teil ihres Verstands nahm die Schönheit des Waldes trotz ihrer körperlichen Qualen wahr. Das Licht war jedoch zu hell. In ihren Schläfen pochten Kopfschmerzen, und ihre Kehle schien auf die Größe eines Nadelöhrs zusammengeschrumpft zu sein.
    In diesem Zustand tat sie das Geräusch strömenden Wassers zunächst als akustische Einbildung ab. Das konnte kein echtes Wasser sein; das wäre einfach zu praktisch gewesen. Trotzdem hielt sie darauf zu, bog dabei nach Südwesten ab, schlüpfte unter tief herabhängenden Zweigen hindurch und stieg über umgestürzte Baumstämme wie jemand, der sich in Trance bewegt. Als das Geräusch noch lauter wurde - zu laut, um etwas anderes als Wasserrauschen sein zu können -, begann Trisha zu rennen. Sie rutschte zweimal auf dem Nadelteppich unter ihren Füßen aus und rannte einmal durch ein häßliches kleines Dornengestrüpp, das frische Kratzer auf ihren Unterarmen und Handrücken hinterließ, aber das nahm sie kaum wahr. Zehn Minuten nachdem sie das erste schwache Rauschen gehört hatte, erreichte sie einen kurzen, steilen Hang, wo der Fels wie eine Reihe grauer Höcker aus der dünnen Humusschicht und dem Nadelteppich des Waldbodens

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